buttoAWB m. n-St., nur Gl. 3, 157, 1 (12. Jh.):
‚Bütte, Gefäß, dolium‘ (3 Hss. haben butin,
s. d.). Das Wort, das später nur in dt. Mdaa.
vorkommt (s. u.), ist wohl als eine Diminutiv-
bildung (vgl. ahd. wormo, folo, rêho und s.
Kluge, Nom. Stammbildung³ § 64, Anm.;
J. Hubschmid, Schläuche und Fässer [Romanica
Helvetica 54, 1955], 42), weniger wahrschein-
lich als eine Sachbezeichnung des Typs ahd.
garto ‚Garten‘ neben gart ‚Garten‘ (s. d. und
Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. § 91) zu deu-
ten; jedenfalls ist es aus spätlat. but(t)is ‚Faß‘
(mlat. auch but[t]a) entlehnt (vgl. italien. botte;
frz. botte, boute). Daraus auch mndd. butte,
budde, bodde ‚Faß, Bottich, Wanne‘ (nach
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 371. 444;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 303.
305 f. 364. 383 geben nur Formen mit Umlaut
an [→ butin], aber nndd. Mdaa. bezeugen
auch umlautlose, s. u.); mndl. botte, butte
‚Tragkorb, Koffer‘, nndl. but ‚hölzernes Ge-
fäß für Getränke‘ (Seemannssprache); ‚Bier-
kanne‘; ae. bytt(e) ‚Bütte, Faß, Schlauch, Fla-
sche‘ stammt wohl aus einer mlat. Nebenform
*but(t)ia (vgl. frz. bosse ‚Salzfaß‘ und → bû-
zo), weniger wahrscheinlich aus but(t)is (so
J. Hubschmid, a. a. O. 56); aisl. bytta f., bytti n.
‚Kübel, Faß‘, nisl. nnorw. nschwed. bytta,
ndän. bøtte sind wohl aus ae. bytt(e) oder
mndd. bütte (= mhd. bütte) entlehnt (dagegen
nach J. Hubschmid, a. a. O. 47 unmittelbar aus
mlat. *but[t]ia).
Nicht überzeugend sind Versuche, diese Wörter als
germ. Erbwörter zu erklären; vgl. E. Lidén, Bugge-
Festschrift (1892) 84 f.; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb.
130 und → butin.
Ahd. Wb. I, 1572; Splett, Ahd. Wb. I, 119; Starck-
Wells 88; Verdam, Mndl. handwb. 112; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 100; Vries, Ndls. et. wb. 96 f.; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 42; Bosworth-Toller, AS Dict.
142; Suppl. 114; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 964; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 32; Torp, Nynorsk et.
ordb. 53; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 117. — Mittellat.
Wb. I, 1631 f.; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr.
1425. 1427; Wartburg, Frz. et. Wb. I, 661 ff.
In den nhd. und nndd. Mdaa. sind die Sippen
von lat. but(t)is und mlat. butina (→ butin) ver-
mengt, und es kommen Formen mit und ohne
Umlaut (butt[e], bütte) und mit -o- (botte) vor;
vgl. Frings, Germania Romana² I, 87; II, 133 ff.;
Ochs, Bad. Wb. I, 385; Fischer, Schwäb. Wb. I,
1562 ff.; Müller, Rhein. Wb. I, 1166; Christ-
mann, Pfälz. Wb. I, 1400 f.; Maurer-Mulch,
Südhess. Wb. I, 1256 ff.; Mitzka, Schles. Wb. I,
174; Bretschneider, Brandenb.-berlin. Wb. I,
856; Ziesemer, Preuß. Wb. I, 887 u. a.
Spätlat. but(t)is hat keine Etymologie; manche
halten es für ein Lehnwort aus spätgr. βοῦτ(τ)ις
‚Faß‘, andere meinen umgekehrt, daß dieses aus
dem Lat. entlehnt sei. Alles Weitere, wie z. B.
der Zusammenhang mit gr. βυτίνη (→ butin) ist
unklar; vgl. Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I,
125; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 79; Frisk, Gr.
et. Wb. I, 261. 278; Chantraine, Dict. ét. gr.
203; Frings, a. a. O. II, 133 Anm. 1; Hubschmid,
a. a. O. 38 f.