durst
Volume II, Column 877
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durstAWB m. i- oder a-St.?: Durst, Glut, Hit-
ze, ardor, sitis
Var.: thust, turst. Mhd. durst
m., nhd. Durst.

Splett, Ahd. Wb. I, 133; Schützeichel⁴ 95; Starck-
Wells 112; Graff V, 202; Schade 118; Lexer I, 497;
Benecke I, 322; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 539 (sitis);
Dt. Wb. II, 1747 ff.; Kluge²¹ 149; Kluge²² 162; Pfei-
fer, Et. Wb. 322 f.

Das Mask. Durst ist über die ganze Germania
hin verbreitet: as., andfrk. thurst; mndd. dorst,
dorste, dörst Durst, krankhafte Trockenheit
des Mundes
; mndl. dorst, derst, darst, durst,
nndl. dorst; nwestfries. toarst, torst, tost, tast,
nostfries. dörst, döst Dürr- oder Trockensein
des Schlundes
; ae. ðurst, ðyrst, me. þürst neben
thrust (mit Metathese, belegt von ca. 1200 bis
1590), ne. thirst (mit i aus dem Verb); aisl., nisl.
þorsti, nnorw. dial. torste, nschwed. dial. torst;
und mit Umlaut ndän. tørst, aschwed. thörster,
þyrster, nschwed. törst (< ostnord. *þyrst); got.
þaurstei. Das Nebeneinander von umlautlosen
und umgelauteten Bildungen auf t deutet auf ei-
nen u-Stamm urgerm. *þurs-tu- (Oxf. Dict. of
Engl. Et. 917), der von der Schwundstufe der
Wz. ausgeht (zu solchen Bildungen s. Krahe-
Meid, Germ. Sprachwiss. III § 122; Weiteres
s. u.). Im Westgerm. ist der u-Stamm wie in an-
deren Fällen teilweise in die i-Stämme (mndd.
dörst, mndl. derst [s. Franck, Mndl. Gr. § 35],
nostfries. dörst, ae. ðyrst [Sievers-Brunner, Ae.
Gr.³ § 266]) übergetreten; Gleiches gilt für
ndän. tørst, aschwed. thörster, þyrster, nschwed.
törst. Fehlt im Westgerm. außerhalb des Ae. der
Umlaut und liegt kein n-Stamm (s. u.) vor, so ist
nicht zu entscheiden, ob Durst wegen des Zu-
sammenfalls der Flexion der i- und a-Stämme
im Sg. auch als a-St. flektiert, da das Wort
nicht im Pl. vorkommt. Got. þaurstei könnte
ebenfalls auf dem sekundären i-Stamm *þurs-
ti- beruhen und wie got. baurþei, ahd. burdî f.
Bürde, Last aus dem i-Stamm erweitert sein
(Krahe-Meid, a. a. O. § 93); doch liegt die Auf-
fassung eines Adjektivabstraktums auf der Basis
eines adj. *þursta- durstig, das ferner dem
Verb dürsten ( dursten) zugrunde liegt, näher
(Kluge²¹, a. a. O.; Fick III [Germ.]⁴ 183; Feist,
Vgl. Wb. d. got. Spr. 493); denn auch die n-
Stämme mndd. dorste und aisl., nisl. þorsti,
nnorw. dial. torste < *þurstan- weisen auf ein
solches Adj. (zu Substantivierungen von ehema-
ligen to-Adjektiven s. K. Matzel, Zfvgl.Spr. 100
[1987], 153 ff.).

Eine weitere von der Wz. uridg. *ters- abstam-
mende Bildung mit Dental-Suffix im Germ. ist
das bindevokalhaltige Adj. *þursiþa- durstig,
eigtl. Part. Prät. des Verbs urgerm. *þurs(i)jan-,
das allein von got. þaursjan dürsten fortgesetzt
wird: anord. þyrstr; nnorw. tørst, nnorw. dial.
tyrst; ält. ndän. tørst(e); aschwed. þyrster,
mschwed. thörster, nschwed. dial. törst (torst);
got. af-þaursiþs. Daneben stehen Adjektive mit
dem Suffix -ag/ g: durstîg.

Holthausen, As. Wb. 19; Sehrt, Wb. z. Hel.² 621 f.;
Berr, Et. Gl. to Hel. 416; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 459; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
554; Verdam, Mndl. handwb. 149; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 128; Vries, Ndls. et. wb. 130; Dijkstra,
Friesch Wb. III, 292; Doornkaat Koolman, Wb. d. ost-
fries. Spr. I, 321; Holthausen, Ae. et. Wb. 312; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 1081; Stratmann-Bradley, ME
Dict.³ 641; OED² VII, 958; Vries, Anord. et. Wb.²
618. 630; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 444; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 318. 324; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 1319; Torp, Nynorsk et. ordb. 797. 828;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1271; Fritzner, Ordb. o. d.
g. norske sprog III, 1034; Lehmann, Gothic Et. Dict.
þ-24.

Eine außergerm. Entsprechung zu urgerm.
*þurs-tu- begegnet in dem u-St. air. tart m.
Trockenheit, Durst < uridg. *ts-tú-. Zugrun-
de liegt möglicherweise wie im Falle von *p-tú-
(ahd. furt m. Furt) anstelle von *p-té- (neben
*pér-tu- [anord. fjrðr m. Bucht, Fjord]) eine
durch Kreuzung aus einem proterodynamischen
Paradigma hervorgegangene Form; dunni.
Ableitungen mit -t- erscheinen ferner in: aind.
tá- dürr, heiser, rauh (< ausgedörrt), dem
Verbaladj. zu aind. tyati dürstet, lechzt < ur-
idg. *ts-e/ o- (= got. þaursjan, s. o.); alb. tritje
heftige Begierde. Mit Bindevokal ist die Vor-
form von aind. titá- durstig und von lat. to-
stus durstig, wenn < *torsito- und nicht <
*tsto- (vgl. aind. tá-), gebildet (vgl. ferner
aind. tá-j- durstig, tā f.; av. tarna- m.
Durst). Ob arm. erat Regenmenge, Trocken-
heit, Dürre
(i-St., gen. erati), adj. ohne Re-
gen, nicht feucht, trocken
(< *trati- < *tsti-)
hierher gehört, ist fraglich, da die Wz. *ters-
sonst durch das Verb tՙarami-, tՙaami- verwel-
ken
, Denominativ von *tharam, *thaam ver-
welkt
(mit Wandel von *s > ar und von *rs >
), vertreten ist.

Walde-Pokorny I, 737 f.; Pokorny 1079; Fick I (Idg.)⁴
61. 444; Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. I, 525; ders.,
Et. Wb. d. Altindoar. I, 667; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. II, 694; Fraenkel, Lit. et. Wb. 1128; ders.,
Zfslav. Ph. 20 (1948), 285 (die Erklärung der Bildewei-
se von lit. trókti [tróktu, -kau] dürsten, verlangen
[nach etwas], ersticken
bietet Probleme); Fick II
(Kelt.)⁴ 130; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. T-35;
Dict. of Irish T-87; Thurneysen, Gr. of OIr. 131;
Hübschmann, Arm. Gr. I, 442; Klingenschmitt, Alt-
arm. Verbum 99.

S. auch darra, derren, dorrên, durri.

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