eloAWB adj. wa-St., flektiert elwêr, nur in vor-
wiegend bair., alem., mfrk. Gl. vom 9. Jh. an:
‚gelb, braungelb, graugelb, fulvus, elbidus (=
helvidus ‚isabellfarben‘), crisus‘ 〈Var.: mit
Sproßvokal in den flektierten Formen -uuu-,
-euu-, -auu-, -iuu-〉. — Mhd. el, elwer ‚braun-
gelb‘, nhd. nur dial.: schweiz. älw ‚fahl, weiß-
gelb‘ (von Schafen), elb ‚Ton von gelber Far-
be‘, bad. elben (z. B. elbene pl. ‚nicht edle Kel-
tertrauben, weißer Elbling‘), schwäb. elb
‚blaßgelb, die welke Farbe der unter Luft- und
Lichtmangel leidenden Zimmerpflanzen‘,
bair., kärnt. elw ‚gelb, bräunlich‘, tirol. elwǝ(t)
‚hellbraun, braunrot, braungelb‘ (von Schafen
und Wolle), südhess. elb, nur pl. ‚Name einer
roten Traubenart, Elbling‘.
Ahd. Wb. III, 271 (doch Lehnwort aus lat. helvus;
s. u.); Splett, Ahd. Wb. I, 1215; Starck-Wells 125. 804;
Graff I, 225; Schade 132; Lexer I, 537; Benecke I,
428; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 197 (elbidus). 251 (ful-
uus); Dt. Wb. III, 401 (jedoch fälschlicherweise zu
ahd. gel[o]; s. d.); Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 253. —
Schweiz. Id. I, 211 f. 186 f.; Stalder, Versuch eines
Schweiz. Id. I, 94; Ochs, Bad. Wb. I, 676; Schmeller,
Bayer. Wb.² I, 66; Lexer, Kärnt. Wb. 83; Schöpf, Ti-
rol. Id. 103; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 146; Maurer-
Mulch, Südhess. Wb. II, 179 f.
Ahd. elo entspricht mndl. elu ‚gelb, fahl‘ < *el-
wa-. Möglicherweise ist der Flußname schweiz.
Ilfis < *elwisjā zugehörig; vgl. Flußnamen wie
dt. Ems < *Amisa, Efze < *Apisa (Krahe-
Meid, Germ. Sprachwiss. III § 113, 4). Die Wz.
*el- findet sich auch in Baum- (→ alze, elira,
elm, elsenboum) und Tierbezeichnungen (→
elah).
Fick III (Germ.)⁴ 27; Verdam, Mndl. handwb. 163.
Das Wort ist germ. Ursprungs und nicht aus lat.
helvus ‚honiggelb‘ entlehnt (anders Frings, Ger-
mania Romana I² 58; II, 271 f.; Wartburg, Frz.
et. Wb. IV, 400). Zur Urverwandtschaft von lat.
helvus und dt. gelb s. gel. o
Thes. ling. lat. IV, 3, 2598.
Urgerm. *elwa- vergleicht man mit den gall.
Volksnamen Helvii, Helvetii (R. Much, ZfdA.
39 [1895], 25). Weiterhin stellt man es zu aksl.
olovo ‚Blei‘, olověnъ ‚aus Blei‘, aruss. olovo, russ.
ólovo ‚Zinn‘, serbo-kroat. ȍlovo, russ. dial. lovь
(< *olovь < *olou̯-), lit. álvas (neben ãlavas;
s. u.), lett. avs, alva ‚Zinn‘, apreuß. alwis ‚Blei‘
(< urbalt. *ālu̯a-). Während lit. ãlavas aus dem
Russ. (vgl. aruss. olovo) entlehnt sein dürfte,
spricht der Stoßton in lit. álvas für Urverwandt-
schaft und damit für eine Wurzelstruktur urslav.
*ólT. Das auffällige Fehlen der Liquidenmeta-
these im Slav. könnte man damit erklären, daß
vor u̯o-Suffix ein Svarabhaktivokal entwickelt
wurde (vgl. ukrain. dial. olivo). Will man ur-
germ. *elwa- und die baltoslav. Wörter zusam-
menbringen, so wäre wegen des Stoßtons im
Baltoslav. eine Wz. *elǝ- [**elH-] zu erwägen.
Da aber im Wurzelauslaut der Wz. *el- ‚rot,
braun‘ (→ elm) kein Laryngal nachweisbar ist,
ist wohl für das Urbaltoslav. eine o-stufige
Vddhibildung *ōlu̯o- ‚aus Gelbbraunem‘ anzu-
nehmen; zur Bildeweise vgl. russ. voróna, bulg.
vrána, serbo-kroat. vrȁna ‚Krähe‘ < urbalto-
slav. *u̯ōrnā (neben lit. vanas usw. ‚Rabe‘) und
zur Bedeutung aind. āyasá- ‚aus Erz‘ (neben
áyas- ‚Erz‘); s. G. Darms, Schwäher und Schwa-
ger 318 f. 344 f.). In den Vorstufen des Germ.
und Baltoslav. müßte so neben *elu̯o- wohl auch
ein o-stufiges *olu̯o- gestanden haben, das Be-
zugswort für eine mögliche Vddhiableitung im
Baltoslav. Das Suffix *-u̯o- findet sich auch
sonst bei Farbadjektiven; vgl. lat. flāvus ‚gold-
gelb, rotgelb, blond‘, ae. hasu, anord. hǫss
‚grau‘ < *kas-u̯o- (zu lat. cānus < *kas-no-),
ae. basu ‚purpurrot‘ (mir. bas-c ‚rot‘) (Krahe-
Meid, a. a. O. § 77, 2); → blâo, falo, faro, gelo,
grâo, salo.
Anders gebildet sind die ebenfalls verglichenen Wörter
aind. aruṇá- ‚rötlich, rotbraun‘, altav. auruna- ‚hell-
braun‘ (vom Raubzeug), aruṣá- ‚rötlich, hellrot, glän-
zend, feuerfarben‘ (< *aru-; Weiteres s. elm).
Unsicher ist die Zugehörigkeit von lit. elvỹtos, alvỹtos,
-ės ‚Balken, zwischen denen die Schaukel aufgehängt
ist‘, dessen anlautende Folge el-, al- mit ahd. elo ver-
wandt sein soll (z. B. C. C. Uhlenbeck, PBB 22
[1897], 536 f.), während der zweite Bestandteil zu lit.
vytìs ‚Weidenrute‘ gehöre (K. Būga, Lietuvių, kalbos
žodynas, [Kaunas, 1924], 70).
Walde-Pokorny I, 159; Pokorny 302; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. I, 49; ders., Et. Wb. d. Altindoar. I,
113; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 7; Vasmer, Russ. et.
Wb. I, 395 f. (zur Verbindung mit w.russ. jalec usw.
‚Weißfisch, Cyprinus leuciscus‘). 396 f. (w.russ. jółkij
‚ranzig‘ usw. nicht zu ahd. elo); II, 264 f.; Sadnik-Ait-
zetmüller, Handwb. zu den aksl. Texten 76. 278;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 6. 120 f.; Mühlenbach-Endze-
lin, Lett.-dt. Wb. I, 69; Arumaa, Urslav. Gr. I § 81;
Detschew, Thrak. Sprachreste 13; Brugmann, Grdr.²
II, 1, 201; Persson, Beitr. z. idg. Wortf. 302 f.
Lat. albus ‚(matt)weiß, weißglänzend‘, gr. ἀλφός ‚wei-
ßer Ausschlag, lepra‘ usw. (→ elbiz), wofür Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. I, 26 f. Anschluß an ahd. elo
erwägen, ist nicht zugehörig, da die ahd. elo zugrun-
deliegende Wz. *el- grundstufiges *e- und nicht *a-
aufweist — thrak. ἀλοῖτις ‚Enzian‘, wie es bei dem
griech. Pharmakologen Dioskurides (1. Jh. n. Chr.)
auftritt (... Δάρδανοι ἀλοῖτις, Ῥομαῖοι γεντιάνα ...)
bleibt sicher fern. Das Verhältnis von lat. galbus ‚gel-
ber Vogel‘ und gilvus ‚hellgelb, von Pferden‘ kann so
nicht mit dem von lat. albus und ahd. elo verglichen
werden (Brugmann, a. a. O. II, 1, 388; Walde-Hof-
mann, a. a. O. I, 578).
Fragwürdig ist Perssons (Stud. z. Wurzelerw. 240)
Verbindung mit gr. ἠλέκτωρ, -ορος m. ‚Beiname der
Sonne bzw. Beiwort des Ὑπερίων‘ (Boisacq, Dict. ét.
gr.⁴ 319; Frisk, Gr. et. Wb. I, 629); ebenso der An-
schluß an lat. adoleō ‚verbrenne‘ und an lat. lūridus
‚blaßgelb, fahl, leichenblaß‘ (Walde-Hofmann,
a. a. O. I, 13 f. 837 f.).
S. auch illi(n)tî s o.