gurgulaAWB f. n-St., nur in Gl. seit etwa
900: ‚Kehle, Gurgel, Schlund, Speiseröhre,
knirschendes, gurgelndes Geräusch; arteria,
gula, gurgulio, sufflamen‘ 〈Var.: -ela, -ila〉.
Die Gl. 2,547,30 (Wiedergabe von lat. suf-
flamen ‚Radsperre, Hemmkette‘ durch gur-
gula) ist fehlerhaft; vgl. aber die Wiedergabe
von sufflamen mit âtumzuht in Gl. 2,593,35
(es liegt also offenbar eine Verwechslung
mit der Wortsippe um lat. sufflāre
‚[an-]blasen‘ vor). Verschrieben ist Gl.
3,362,43 (13. Jh.) gurgutta, das wohl
*gurgulla zu lesen ist. Die fehlerhafte
Schreibung gurgutta für *gurgulla wird im
Dt. Wb. 9, 1143 als Gemination von l vor j
erklärt. Dies ist jedoch wegen des einmali-
gen und späten Auftretens unwahrscheinlich;
auch wirkt die westgerm. Konsonantengemi-
nation nicht mehr einzelsprachlich. — Mhd.
gurgel sw. f. ‚Gurgel‘, nhd. Gurgel f. ‚vorde-
rer Teil des Halses mit Schlund und Kehl-
kopf, Kehle‘.
Ahd. Wb. 4, 518; Splett, Ahd. Wb. 1, 334; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 501; Schützeichel⁶ 143; Starck-Wells 244.
820; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 89; Graff 4,
248; Lexer 1, 1124; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 55 (arte-
ria). 295 (gula). 296 (gurgulio); Dt. Wb. 9, 1143 ff.;
Kluge²¹ 277; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 487.
Ahd. gurgula ist ein Lehnwort aus lat.
gurguliō ‚Gurgel, Luftröhre‘, einer Ablei-
tung von gurges ‚Strudel, Wirbel, Schlund‘
(zur urspr. Bedeutung von gurguliō ‚nicht zu
ersättigender Schlund‘ vgl. W. Goldberger,
Glotta 18 [1930], 34). In den roman. Spra-
chen ist das lat. Wort als rum. gurguiŭ ‚Was-
serleitungsrohre‘, prov. gorgolh, italien. dial.
grugurğu ‚Flaschenhals‘ fortgesetzt (zu gur-
guliō gebildetes vulg.lat. *gurgulia setzt sich
in frz. gargouille ‚Abflußrinne‘ fort).
Ebenfalls aus lat. gurguliō entlehnt sind:
mndd. görgel ‚Gurgel, Hals‘; mndl. gorgel
‚Gurgel, Hals‘. Das Lehnwort ahd. gurgula
verdrängt das Erbwort quercha(la) ‚Gurgel‘,
wobei lat. gurguliō und ahd. quercha(la)
etymologisch verwandt sind (→ querka).
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 62 f.; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 285; Thes. ling. lat. 6, 2359 ff. 2364 f.;
Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1, 624. 625; Körting, Lat.-
rom. Wb.³ Nr. 4402; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr.
3922; Wartburg, Frz. et. Wb. 4, 339. — Gamillscheg
1969: 469; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 135;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 2074; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 208; Vries, Ndls. et. wb. 215; Et. wb. Ndl. F-
Ka 309 (s. v. gorgelen).
S. querka, querkala.