linganAWB st.v. III (prät. lang, lungun, part.
prät. gilungan), Gl. 2,470,4 (in 2 Hss. des 10.
und 11. Jh.s, Zeit der Gl.einträge unbekannt),
Nps und Npw: unpers. ‚Erfolg haben, Glück
haben; cedere, prosperari‘ 〈Var.: part.prät.
ge-; -en〉. — Mhd. lingen st.v. ‚vorwärts ge-
hen, gedeihen‘, unpers. lingen lâʒen ‚sich be-
eilen, vorwärts kommen, Erfolg haben, glü-
cken‘, in der Wendung mîn heil, nû linge!,
frühnhd. lingen st.v. ‚sich beeilen, gelingen‘,
nhd. mdartl. schweiz. lingen st.v. ‚gelingen‘,
sich lingen lassen ‚es sich angelegen sein
lassen, eilen‘, schwäb. lingen st.v. ‚gelingen,
glücken, vonstatten gehen‘, vorarlb. lingen
st.v. ‚gelingen, vorwärts gehen, vonstatten
gehen‘, rhein. nur in der Wendung et lengk
der net ‚es gelingt dir nicht‘, nhd. nur ge-
lingen ‚zustande kommen, glücken‘.
Ahd. Wb. 5, 1017; Splett, Ahd. Wb. 1, 546; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 726; Schützeichel⁷ 202; Starck-Wells
377; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 103; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 579. 771; Graff 2, 223;
Lexer 1, 1926 f.; Frühnhd. Wb. 9, 1250 f.; Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 533 (s. v. prosperare); Dt. Wb. 12,
1039; Kluge²¹ 245; Kluge²⁵ s. v. gelingen; Pfeifer, Et.
Wb.² 419. — Schweiz. Id. 3, 1338; Stalder, Versuch
eines schweiz. Id. 2, 174; Fischer, Schwäb. Wb. 4,
1253; Jutz, Vorarlberg. Wb. 2, 286 f. (s. v. Ling);
Müller, Rhein. Wb. 5, 479 (s. v. lingen³).
Das nur im Dt. belegte Verb geht auf ei-
ne Vorform westgerm. *linge/a- ‚vorwärts
kommen‘ zurück. Im Ablaut dazu stehen ur-
germ. *lunan- (s. lunga) und mit r-Suff.
gebildetes urgerm. *lunra- (s. lungar). Ei-
ne zur vollstufigen Wurzel gebildete t-hal-
tige Ableitung setzt urgerm. *lenχt(ii̯)a- >
*linχt(ii̯)a-> (mit Nasalausfall und Ersatz-
dehnung) *līχt(ii̯)a- > ahd. lîht(i) ‚leicht‘
(s. d.) etc. fort.
Fick 3 (Germ.)⁴ 360; Seebold, Germ. st. Verben 331.
Westgerm. *linge/a- ‚vorwärts kommen‘ <
urgerm. *lenu̯-e/a- beruht auf einem auch
im Kelt. und Indoiran. bezeugten und damit
grundsprachlichen thematischen Präs. uridg.
*h₁lengu̯h-e/o- zur Wz. uridg. *h₁lengu̯h- ‚sich
mühelos bewegen‘ (zu weiteren Anschlüssen
an diese Wz. s. lîht[i], lunga, lungar). Die
Form weist den im Westgerm. lautgesetz-
lichen Schwund des labialen Elements des
uridg. Labiovelars in der Stellung nach Nasal
auf (Krahe-Meid 1969: 1, § 64 [S. 91]; Ringe
2006: 92 f.).
Außergerm. Kontinuanten des thematischen
Präs. sind: ved. rám̆̇hate ‚eilt, läuft‘ sowie
ein dazu sekundär gebildetes faktitives Akt.
rám̆̇hati ‚lässt eilen, lässt laufen‘ (vgl. Gotō
1987: 257), jav. rǝṇjaiti ‚macht flink‘ sowie
air. lingid, -ling, -lengat ‚springen‘. Im Kelt.
ist weiter der VolksN der Lingones zugehö-
rig. Das Paradigma des air. Verbs zeigt u. a.
im Prät. Formen mit -b-: 3.sg.prät. eblaing
etc. Diese können nicht direkt auf uridg.
*h₁lengu̯h- zurückgeführt werden. Entweder
liegt eine Wz. urkelt. *φleng- zugrunde, die
aus uridg. *(s)prengh- ‚springen‘ (LIV² 583)
spontan oder unter dem Einfluss von uridg.
*h₁lengu̯h- dissimiliert worden ist (Schuma-
cher, Kelt. Primärverb. 523 f.); auch ein sup-
pletives Paradigma mit diesen beiden Wur-
zeln erscheint möglich.
Walde-Pokorny 2, 426; Pokorny 660 f.; LIV² 247f.;
NIL 243 f.; Mayrhofer, KEWA 3, 31 f.; ders., EWAia
2, 423 f.; Bartholomae, Airan. Wb.² 1511; Cheung,
Et. dict. of Iran. verb 191 f.; Holder, Acelt. Spr. 2,
229—236; Matasović, Et. dict. of Proto-Celt. 233.
237 f.; Schumacher, Kelt. Primärverb. 522—524;
Delamarre, Dict. gaul.³ 171; Hessens Ir. Lex. 2, 70;
Dict. of Irish L-160 f.