botahAWB m. a-St., Gl., Notker: ‚Leichnam,
Körper, Rumpf, cadaver, corpus, truncus‘
〈Var.: pot-, pod-; -ach, -e(c)h, -ec〉. — Mhd. bo-
tech ‚Leib, Rumpf‘. Nhd. nur noch in obd.
Mdaa. belegt: bair.-österr. bottig, pottich, po-
dach ‚Körper, Rumpf; Leib oder Unterstock
eines Weiberhemdes‘ (Schmeller, Bayer. Wb.²
I, 309; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in
Österr. III, 679); schwäb. ‚Rumpf des menschl.
oder tierischen Körpers‘ (Fischer, Schwäb.
Wb. I, 1327).
Ahd. Wb. I, 1281; Splett, Ahd. Wb. I, 89; Schütz-
eichel⁴ 79; Starck-Wells 70 f.; Graff III, 85; Schade
80; Lexer I, 331; Benecke I, 226 f.; Dt. Wb. II, 278.
Das Wort, das nur im Engl. ein Gegenstück fin-
det: ae. bodig n. ‚Statur, Körper, Rumpf,
Hauptteil‘, me. bdī, ne. body, hat keine sichere
Etymologie.
Wahrscheinlich nicht, wie oft vermutet, mit botega
‚Bottich‘ (s. d.) identisch (wie nhd. Kopf < lat. cuppa
‚Becher‘ [s. aber Lühr, Expressivität 275 f.], frz. tête
< lat. testa ‚Schale, Scherbe‘ usw.; vgl. z. B. H. Ost-
hoff, BB 29 [1905], 256 f.). Denn die beiden Wörter
wurden im 9. Jh. in der Schreibung (botah immer mit
-[c]h, botega mit -g-), im Genus und auch in der Bed.
streng unterschieden. Erst später entstand eine Mi-
schung, wobei Bottich das mask. Geschlecht wie auch
das -ch von botah übernahm.
Schon bei Fick III (Germ.)⁴ 275 wurde ahd. botah zu-
sammen mit ahd. budeming ‚Bauchfell, Bauch‘ zu ahd.
bodam (s. d.) gestellt; vgl. mhd. boden ‚Fleisch vom
hinteren Teil‘, bodemlîn ‚Hinterviertel‘, ae. bottom
‚Hintern‘ (ähnlich u. a. Vries, Anord. et. Wb.² 63 s. v.
buðkr. P. Kretschmer, Glotta 22 [1933/34], 115 ff.,
bes. 118 f., sieht in gr. πύνδαξ ‚Boden eines Gefäßes,
Knauf eines Schwerts‘ ein nordgerm. Lehnwort [über
das Makedonische] mit demselben Suffix wie ahd. bo-
tah [sehr unwahrscheinlich]).
Nach Jóhannesson, Isl. et. Wb. 596 f. zu anord. bútr
‚kurzes Stück eines Baumstamms‘, nnorw. butt
‚stumpfer Klotz‘, but adj. ‚stumpf‘ < idg. *bhau̯d- :
*bhd- ‚schlagen, stoßen‘ (→ bôzan), ähnlich Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1447.
Diese Erklärungen setzen offenbar als ursprl. Bed. von
ahd. botah, ae. bodig den Begriff ‚Rumpf‘ voraus und
befassen sich gar nicht mit den Suffixen ahd. -a(c)h,
ae. -ig. Dagegen geht Bammesberger, Beitr. z. e. et.
Wb. d. Ae. 19 von dem Begriff ‚Gestalt‘ und von der
idg. Wz. *bheu̯ǝ- : *bhū- ‚wachsen‘ aus. So bestehe ae.
bodig aus germ. *uđa-, idg. *bhu-tó- (*ū muß hier
sekundär gekürzt sein) ‚gewachsen‘ und dem Adj.suf-
fix -a (reduziert -i). Für die Bed.entwicklung
‚Wuchs‘ > ‚Gestalt‘ verweist er auf got. laudi ‚Gestalt‘
zu liudan ‚wachsen‘. Es ließe sich auch gr. φυτόν ‚Ge-
wächs, Pflanze, Kind‘ heranziehen. Man müßte dann
mit einer zweimaligen Substantivierung rechnen: *u-
đa- ‚gewachsen‘ > ‚Gewachsenes‘ (vgl. gr. φυτόν);
*uđaa- ‚von gewachsener Art‘ > ‚Statur, Gestalt,
Körper‘, oder mit einer ursprl. Häufung von Adj.suffi-
xen (wie ahd. altîg neben alt; vgl. Wilmanns, Dt. Gr.
II § 345) und einer einmaligen Substantivierung. Eine
ähnliche Erklärung könnte auch für ahd. botah gelten
(das von Bammesberger nicht erwähnt wird), nur daß
ein im Germ. selteneres -k-Suffix (vgl. fedarah, feddah
‚Flügel‘, alticho, -a ‚Greis, Greisin‘; Wilmanns II §
284. 360) an die Stelle des -- Suffixes getreten sein
müßte.
Holthausen, Ae. et. Wb. 28 („unbek. Herk.“); Bos-
worth-Toller, AS Dict. 114 f.; Suppl. 100; ME Dict.
A—B, 1005 ff.; OED² II, 353; Oxf. Dict. of Engl. Et.
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