fîfaltarAWB m. a-St.?, nur in mehreren Gl. seit
dem 12. Jh. fîfalt(a)raAWB f. n-St., in zahlreichen
Gl. seit dem 9. Jh.: ‚Schmetterling, Falter, pal-
po, pampilio, papilio‘ 〈Var.: fei-, vei-, -u-〉. —
Im Mhd. wird nur das Mask. vîvalter fortge-
setzt (daher sind die seit dem 12. Jh. belegten
Feminina wohl aus älteren Quellen übernom-
men), nhd. (seit Ende des 18. Jh.s mit Verlust
der Reduplikation) Falter m.
Ahd. Wb. III, 804 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 229; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 260; Starck-Wells 150. XL. 808;
Schützeichel, Glossenwortschatz III, 137 ff.; Graff III,
515; Schade 193; Lexer III, 382; Benecke III, 231;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 410 f. (papilio); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 461 (palpo², pampilio). 462 (papilio);
Dt. Wb. III, 1302; Kluge²¹ 183; Kluge²⁴ 274; Pfeifer,
Et. Wb.² 407.
Mit Ausnahme des Ostgerm. gibt es Entspre-
chungen (teils Fem., teils Mask., teils Neutr.) in
allen germ. Sprachen: as. fīfoldara f. (nur
nom. pl. uiuoldaran); mndl. viveltere f., vival-
ter(e) m., nndl. (mit volksetymologischer Umbil-
dung; s. u.) vijfwouter m.; ae. fīfealde f.; aisl. fí-
frildi n. (statt *fífildri mit Vorwegnahme von r),
fär. firvaldur, nnorw. fivrelde, fevældre, fivel,
nschwed. dial. feffel ‚Schmetterling‘: < urgerm.
*fīfalđra-/ōn-.
Holthausen, As. Wb. 19; Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
107. 240; Verdam, Mndl. handwb. 717; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 742; Vries, Ndls. et. wb. 764; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 104; Bosworth-Toller, AS Dict.
286; Suppl. 217; Vries, Anord. et. Wb.² 119; Jóhan-
nesson, Isl. et. Wb. 555; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog I, 411; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 61;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 222; Torp, Nynorsk
et. ordb. 107 f.; Neuß, Stud. z. d. ahd. Tierbez. 82 ff.
Das Wort enthält eine ursprüngliche Reduplika-
tionssilbe *fī-. Diese wird im Deutschen wie im
Niederländischen gelegentlich volksetymolo-
gisch umgestaltet: im Nhd. zu Zwie- oder
Zwei-, angelehnt an das Zahlwort zwei (wegen
der zwei Flügelpaare), im Nndl. zu vijfwouter,
also mit dem Zahlwort vijf- ‚fünf‘ (wegen der
lautlichen Nähe von vij- und vijf-), woneben
auch dialektal umgebildetes wiewouter (viel-
leicht nach lautlicher Ähnlichkeit zum Frage-
pronomen wie ‚wer‘) steht. Andere Umgestal-
tungen im Nhd. sind: veralt. Pfeiffalter, bair. fei-
falter, schweiz. tribfolterli, oberpfälz., erzge-
birg. zweifelsfalter, zweigsfalter, elsäss. fliegfal-
ter, fliegholdor.
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 716; Schweiz. Id. I, 820 f.;
Frings-Große, Wb. d. obersächs. Mdaa. I, 597; Martin-
Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. I, 115 f.
Die Reduplikationssilbe *fī- ist wohl, wie in
mhd. wīwint ‚Wirbelwind‘, als Intensiv-Redu-
plikation zu deuten; zur Reduplikation in Tier-
bezeichnungen vgl. außerhalb des Germ. lat. pā-
pilio ‚Schmetterling‘ (s. u.), heth. lalakuesa- c.
‚Ameise‘, gr. ἄραρις ‚Spinne‘ und lat. viverra
‚Frettchen‘ (Wilmanns, Dt. Gr. II § 13; G. Neu-
mann, Zfvgl. Spr. 89 [1976], 232 f.; Tischler,
Heth. et. Gl. II, 21 f.).
Die Basis *-falđrōn- ist mit dem Suffix *-đrōn-
gebildet, das sonst nicht bei Tiernamen vor-
kommt (Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III
§ 138). Es könnte sich um ein ursprünglich ab-
straktes *fī-fal-đra-/ōn- ‚Flattern‘ handeln (vgl.
etwa ahd. lahtar‚Gelächter‘ [s. d.] zu hlachan
‚lachen‘), das dann zur Tierbezeichnung wurde.
Als zugrundeliegende Wurzel gilt uridg. *pel(ǝ)-
‚(gießen, fließen, füllen, schwimmen), fliegen,
flattern‘, wobei für die Wortbildung auf lat. pā-
pilio ‚Schmetterling‘ verwiesen wird. Wegen der
unterschiedlichen Reduplikationssilbe *pī- bzw.
*pā- bilden aber die beiden Wörter keine Glei-
chung. Auch kann lat. -pil- auf *-pol- oder
*-pel- zurückgehen, da sowohl *e wie *o in of-
fener Silbe zu i werden (vgl. Leumann, Lat.
Laut- u. Formenlehre 81 ff.; Meiser, Hist. Laut-
u. Formenlehre d. lat. Spr. 67). Es handelt sich
somit um unabhängig voneinander entstandene
bewegungsnachahmende Wörter; vgl. ähnlich
lautende Wörter für den Falter aus anderen
Sprachen: kymr. pilipala, lit. petelìškė (vgl. lett.
peteligs ‚flatterhaft‘), lett. pledins (zu pledinât
‚die Flügel bewegen‘), nruss. pikalí pl., alb. flu-
tur. Eine schnelle Bewegung wird auch in balto-
slaw. Wörtern für die ‚Wachtel‘ nachgebildet:
lit. píepala(s), lett. paîpala, paipule, apreuß. pen-
palo, nruss. pérepel, serbo-kroat. prèpelica, slo-
wen. prepelíca, tschech. křepel(ka), slowak. pre-
pelica, poln. przepiór(ka). Sogar im Bask. findet
sich ein parpara ‚Wachtel‘.
Wilmanns, Dt. Gr. II § 219; Walde-Pokorny II, 52;
Pokorny 801; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II,
249 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 480; Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 204; Vasmer, Russ. et. Wb. II, 339 f.
355; Fraenkel, Lit. et. Wb. 581 f. 586; Mühlenbach-
Endzelin, Lett.-dt. Wb. III, 34; Trautmann, Apreuß.
Spr.denkm. 393; Demiraj, Alb. Et. 172; E. Fraenkel,
Zfvgl. Spr. 70 (1951/52), 146; H. Petersson, Zfvgl.
Spr. 46 (1916), 132.