lêbartoAWB m. an-St., Gl. 2,764,18 (Clm.
14747, 9. Jh., bair.), alle weiteren Gl. ab dem
12. Jh.: ‚Leopard; leopardus, pardus, tigris‘
〈Var.: leopart-, leobard-, levpart; lepart,
leppard, lewart; lipardo, li(e)bar(t), leibart;
lib-, liep-, lieb-, leibhart〉. Das Wort ist eine
gelehrte Entlehnung aus spätlat. leopardus
(s. u.). Der früheste Beleg nom.pl. leopartun
zeigt noch deutlich die lat. Basis. — Mhd.
lêbart st.m., lêbarte sw.m., liebart(e), volks-
etymologisch umgedeutet lewenbart, löwpart
‚Leopard‘, frühnhd. lepard, lefrat m. ‚Leo-
pard‘. leopard bei Konrad von Megenburg
(a. 1350) ist eine relatinisierte Form, die in
nhd. Leopard m. ‚in Asien und Afrika be-
heimatete, ausgezeichnet kletternde Groß-
wildkatze mit schwarzgeflecktem Fell auf
gelblichem Grund‘ fortgesetzt ist.
Ahd. Wb. 5, 698; Splett, Ahd. Wb. 1, 520; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 708; Schützeichel⁷ 194; Starck-Wells
364; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 3 f.; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 611; Seebold, ChWdW9
502; Graff 2, 80 f.; Lexer 1, 1845; 3, Nachtr. 294;
Frühnhd. Wb. 9, 969 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
324 (leopardus). 413 (pardus); Dt. Wb. 12, 515 (lef-
rat). 759 (leopard); Kluge²¹ 436; Kluge²⁵ s. v. Leo-
pard; Pfeifer, Et. Wb.² 792. — Palander 1899: 50 f.;
Lessiak 1933: 216 f.
Auf unterschiedlichen Entlehnungswegen
wurde die Tierbez. in weitere germ. Spra-
chen übernommen: Mndd. lēbār(e), lēbārt,
lēbōrt m. ‚Leopard, Panther‘; frühmndl. lie-
bart, mndl. liebaert, libart, auch lubaert m.
‚Leopard, Löwe‘, nndl. liebaard ‚Löwe als he-
raldisches Zeichen‘; me. leopard, auch leo-
perd(e), leupart, lippart, libbard, lupard u.
a., ne. leopard ‚Leopard‘ sind wie das ahd.
Wort aus spätlat. leopardus entlehnt, wäh-
rend die Grundlage von andfrk. lūpart m.
‚Leopard, Löwe‘ als BeiN (a. 1183), früh-
mndl. lupart m. ‚Leopard‘, mndl. lupaert,
lupert ‚dss.‘, nndl. luipaard ‚Panther‘ das
afrz., mfrz. Wort lupart ‚Leopard‘ ist.
Frühmndl. leopardus (a. 1287) ist eine di-
rekte Wiedergabe des spätlat. Wortes, wäh-
rend nwestfries. lupaart ‚Leopard‘ wohl eine
späte Übernahme aus dem Ndl. darstellt.
Bei Bosworth-Toller, AS Dict. 634 gebuchtes lēopard
m. ‚Leopard‘ (1 Beleg) ist sicher nicht sprachwirklich
(vgl. Feulner 2000: 479).
Auch im Nordgerm. sind formal unter-
schiedliche Wörter für den Leoparden belegt.
Aisl. hlébarðr m. ‚Leopard‘, auch ‚Wolf‘,
‚Bär‘, mit volksetymologischer Angleichung
an hlé ‚Schutz‘ und aschwed. lebardh sind
aus ahd., mhd. lêbart oder mndd. lēbārt
entlehnt, während léparðr m. ‚dss.‘ eher aus
me. lepard ‚dss.‘ übernommen ist. Aisl. leó-
parðr m. beruht wohl auf direkter Ent-
lehnung aus spätlat. leopardus. Dän., norw.
(bm./nn.) leopard, schwed. leopard, auch
leiopard, hingegen sind sicher erst späte
Übernahmen aus dem Spätmhd./Frühnhd.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 757; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 641; ONW s. v. lūpart; VMNW
s. vv. leopardus, liebart, lupart; Verwijs-Verdam,
Mndl. wb. 4, 520. 884; Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
384. 402; Vries, Ndls. et. wb. 398. 416; Et. wb. Ndl.
Ke-R 223. 272; Fryske wb. 13, 57; ME Dict. s. v. leo-
pard n.; OED² s. v. leopard; Vries, Anord. et. Wb.²
236. 353; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1026 f.; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 6. 484; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 118. 178; Magnússon, Ísl. Orðsb.
338 (hlébarð[u]r¹). 556; Ordb. o. d. danske sprog 12,
644 f.; NOB s. v. leopard; Hellquist, Svensk et. ordb.³
569; Svenska akad. ordb. s. v. leopard.
Über mhd. lewehart, lêbart(e) gelangte das
Wort auch in das Westslaw.: atschech. lev-
hart, lebhart, tschech. levhart, ält. slowak.
levhart und apoln. lewart ‚Leopard‘; osorb.
lawopard ist aus dt. Leopard übernommen,
wobei das Wort an osorb. law ‚Löwe‘ (s.
le[w]o) angeglichen wurde.
Aus dem Frz. ist bret. loupard übernommen.
Spätlat. leopardus m. selbst ist aus lat. leō m.
‚Löwe‘ (entlehnt aus gr. λέων m. ‚dss.‘) und
pardus m. ‚Panther‘ komponiert (man vermu-
tete, dass es sich bei dem Raubtier um einen
Hybriden aus Löwe und Panther handelte).
Gr. λεόπαρδος m. ist sicher formal vom lat.
Komp. leopardus beeinflusst, da der Panther
im Gr. gewöhnlich mit πάρδαλις bezeichnet
wird.
Frisk, Gr. et. Wb. 2, 104; Chantraine, Dict. ét. gr. 630;
Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 848; Walde-Hofmann, Lat.
et. Wb. 1, 785 (s. v. leō); Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴
352 (s. v. leō); Thes. ling. lat. 7, 2, 1170 f.; Wartburg,
Frz. et. Wb. 5, 257; Berneker, Slav. et. Wb. 1, 704. —
Bielfeldt 1933: 183; Strömberg 1944: 12; Newerkla
2011: 92. 190.
S. le(w)o, pardo.