âbandûnAWB adv. (nur einmal belegt, Notker,
Boethius, im selben Satze mit seinem Antonym
morgenôn) ‚all-abendlich, abends‘. Mhd. und
Nhd., auch mdartl., ist die Form nicht mehr im
Gebrauch, verdrängt durch abend(e)s.
Ahd. Wb. I, 9; Schützeichel³ 1; Graff I, 99; Sehrt-Leg-
ner, Notker-Wortschatz 1; Weinhold, Mhd. Gr.² § 323.
Adverbiale Ableit. von ahd. âband, s. d. Die En-
dung -ûn ist analogisch übertragen von Adver-
bialbildungen zu Adjektiven wie follûn (neben
follon), îlûn ‚obstinate‘, gâhûn u. a. sowie zahl-
reichen auf -ingûn und -ilingûn (gâhingûn, mur-
zilingûn ‚absolute‘). Man sieht in dem Formans
-ûn die schwache Endung des acc. sg. f. der Ad-
jektive und vergleicht den adverbialen Ge-
brauch dieser Bildungen etwa mit aind. nitarm
‚niederwärts‘, gr. σποράδην, διπλήν, lat. palam,
perperam, tam (< *tām), aksl. protiv ‚entge-
gen‘ < idg. *-ām (aber s. auch Schmalstieg, In-
trod. to OChSlav. 46 f.), woraus urg. *-ōn und
ahd. -ûn (wie in zungûn, blindûn). Zu dem gele-
gentlich damit wechselnden -on (-ôn) → mor-
ganôn.
Braune, Ahd. Gr.¹³ § 269; Schatz, Ahd. Gr. § 407;
ders., Abair. Gr. § 125; Wilmanns, Dt. Gr. II, § 449.
452, 2; Grimm, Dt. Gr.a III, 138; Delbrück, Vgl. Syn-
tax d. idg. Spr. I, 547—53. — H. Osthoff, Zfvgl.Spr. 23
(1877), 90 f.