aaAWB interj. ‚ah!‘ (Ausruf der Freude), einmal
belegt in Gl. 4, 121, 57 (in zwei bair. Hss., 12./
13. Jh., also mhd.), wo der Zusammenhang er-
gibt, daß es synonym ist mit mhd. haha (s. d.).
Wäre die Stelle a-a zu lesen, so handelte es sich
zweifellos um eine Augenblicksbildung ohne
geschichtlichen Hintergrund. Wenn jedoch,
was nach dem Schreibgebrauch der Zeit viel
wahrscheinlicher ist (vgl. Schatz, Abair. Gr.
§ 3 b), aa für langes â steht, so sind weitere Be-
lege für die Interj. â nur deshalb so selten, weil
die vorwiegend geistlich-belehrende Literatur
des Ahd. derlei „mutwillige Weltkinder“ (J.
Schmidt) oder naturalistische Empfindungs-
wörter vermied. — In mhd. Dichtung begegnet
das entsprechende â zuerst im Vorauer Alexan-
der (a. 1150; systematisch beseitigt im Straßbur-
ger Alexander) und besonders häufig in Gott-
frieds Tristan und Isolt; aber die vielfach ver-
mutete frz. Herkunft (so Lexer, auch Wil-
manns, Dt. Gr. II § 475, 3) ist gleichwohl zu
bezweifeln, da a im Afrz., zumal als Ausdruck
der Freude, äußerst rar ist (Tobler-Lom-
matzsch, Afrz. Wb. I, 1). — Im Frühnhd. und
Nhd. tritt es dann, als ah, immer mehr gegen-
über o(h) zurück.
Ahd. Wb. I, 1; Starck-Wells 13; Graff I, 56; Lexer I,
1; Benecke I, 2; Dt. Wb. I, 190; Weigand, Dt. Wb.⁵
28 f. — Vgl. R. Loewe, Zfvgl. Spr. 54 (1926/27), bes.
108—15, sowie J. Schmidt, ebd. 36 (1900), 405 ff.
Eine lautlich vergleichbare Interj. scheint es in
den meisten germ. Dialekten zu geben, wenn
sie wohl auch nicht immer in den Wbb. oder
der geschriebenen Sprache Eingang gefunden
hat: mndd. ā; nndl. ah; nostfries. ā; me. a, auch
ah, ne. ah [a:]; nnorw. ah, ält. dän. aschwed. ā,
ndän. nschwed. ah [a:].
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 1; Wb. d. ndl.
taal I, 2070 ff.; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries.
Spr. I, 1; ME Dict. A—B, 3 f.; OED I, 193; Ordb. o. d.
danske sprog I, 376 f.; Svenska akad. ordb. A—818 ff.;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 7.
Dabei erhebt sich allerdings die — im Falle pri-
märer, lautlich elementarer Interj. nie bündig
zu entscheidende — Frage, wieweit es sich bei
gleich- oder ähnlich-lautenden Gebilden in ver-
schiedenen Sprachen jeweils um Neuschöp-
fung, wie weit um Erbwörter, gelegentlich viel-
leicht auch um Entlehnungen handelt. Gerade
was die aus langem *ā bestehende Interj. im
Germ., also auch ahd. aa (und mhd. â) betrifft,
hat R. Loewe, Zfvgl. Spr. 54 (1926/27), 103 ff.,
im Hinblick auf die weitgehende Übereinstim-
mung nicht nur der Formen sondern auch der
Bedeutungen und syntaktischen Gebrauchswei-
sen dieser Interj. (→ auch -a [-â]) für Urver-
wandtschaft innerhalb der germ. und idg. Spra-
chen plädiert, und zwar in dem Sinne, daß er
ein urg. *ǣ < idg. *ē rekonstruiert, das im Ab-
lautsverhältnis steht zu idg. *ō (→ ô) sowie
idg. *ā. Dann wäre ahd. aa (mhd. â) letzten
Endes der gr. Interj. ἦ ‚he!‘ (vielleicht auch der
Partikel ἤ), dem lat. ē- in Schwurformeln wie
ēcastor! ‚beim Kastor!‘ und den balt. Rufparti-
keln lit. ẽ, , lett. e, ē verwandt sowie einer Viel-
zahl von anderen, auf idg. *ō und *ā zurückzu-
führenden Interjektionen und Enklitika.
Wer solchen systematisierenden Rekonstruktio-
nen skeptisch gegenübersteht, findet unschwer
gleichlautende „Neuschöpfungen“ mit langem
(bzw. kurzem) a in mehreren nichtgerm. Spra-
chen, so gr. ἆ, lat. ā, āh, lit. à, ã, lett. a, ã u. a.;
allerdings muß er sich darüber klar sein, daß
bei Annahme von Erbverwandtschaft die ge-
nannten Formen sich germ. als *ō widerspie-
geln würden.
Walde-Pokorny I, 1 (ā). 99 (ē). 165 (ō); Pokorny 1
(ā). 281 (ē). 772 (ō); Brugmann, Grdr.² II, 3, 983 f.;
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. I, 69; Frisk, Gr. et.
Wb. I, 1. 619; Chantraine, Dict. ét. gr. 404; Lex. d.
frühgriech. Epos I, 1; Schwyzer, Gr. Gram. II, 564 u.
Anm. 4. 600 u. Anm. 4; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
I, 1. 389. 396; Hofmann, Lat. Umgangsspr.² 18 f.; Er-
nout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 1. — Vgl. auch Schwentner,
Primäre Interjektionen 6 f. (teilweise unkritisch, s. R.
Loewe, a.a.O. 145 ff.).