abagineman NBo, NCat, Nps, Npw und
vielleicht Gl. in Oxford, Laud. Lat. 108 (9.
oder 10. Jh., ostfrk.): ‚hinwegnehmen, völlig
entfernen; auferre, resecare‘ (mhd. abe gene-
men ‚wegnehmen‘, frühnhd. abgenemen ‚sich
einer Sache entledigen, sich frei machen von
etw., etw. widerlegen‘). – abaneman seit der 2.
Hälfte des 9. Jh.s in Gl., NBo, NMC, NCat, Ni,
Nps, Npw und WH: ‚abnehmen, ausziehen, ab-
legen, dahinschwinden; amovēre, amputare, au-
ferre, detrahere, emendare, exsolvere, exuere,
ferre, interimere, resolvere, subducere, sum-
movēre [= submovēre]‘ (mhd. abe nemen ‚ab-
nehmen, geringer werden, abschaffen‘, daz vi-
he abe nemen ‚das Vieh abschlachten‘, den
schaden abe nemen ‚den Schaden vergüten‘,
frühnhd. abnemen ‚verfallen, schwinden, nie-
dergehen, geschwächt werden, an Wert ver-
lieren, sich abnutzen, schrumpfen, abmagern,
der Muttermilch entwöhnen, etw. schmaler
machen, etw. einziehen, etw. beschlagnahmen,
etw. für ungültig erklären, von etw. Abstand
nehmen, jmdn. absetzen‘, nhd. abnehmen ‚von
einer Stelle fortnehmen, jmdm. helfend etw.
aus der Hand nehmen, etw. entgegennehmen,
etw. prüfend begutachten, wegnehmen, entrei-
ßen, jmdm. abkaufen, für wahr halten, von ei-
nem Original übertragen, an Körpergewicht
verlieren, sich verringern‘; mndd. afnēmen ‚ab-
nehmen, herunternehmen, jmdn. von einer Ver-
pflichtung befreien, schließen, urteilen, zurück-
nehmen, rückgängig machen, kleiner werden‘;
mndl. afnemen ‚abnehmen, entnehmen, weg-
nehmen, herabsetzen‘; afries. ofnima ‚hindern,
abhalten, vernichten, wegnehmen, entfernen,
rauben, ausnehmen, ausschließen, nicht berück-
sichtigen, eine Teilsumme abziehen, verwei-
gern, abnehmen, wegholen, einfordern‘; ae. of-
niman ‚fehlschlagen, abnehmen‘; got. afni-
man ‚abnehmen‘). – anagineman Gl. 2,35,30
(12. Jh.): ‚auf sich nehmen; imponere‘ (mhd.
ane genemen ohne Beleg; as. anginiman ‚an-
nehmen; suscipere‘ in WaD 65, 23/24). – ana-
neman in WH: ‚eine Eigenschaft annehmen‘
(mhd. ane nemen ‚etw. anziehen, sich um
jmdn./etw. kümmern, etw. annehmen, etw. auf
sich nehmen, sich etw. vornehmen, sich etw.
zutrauen, anmaßen‘, frühnhd. annemen ‚etw.
übernehmen, etw. entgegennehmen, an sich
nehmen, etw. beschlagnahmen, etw. an sich rei-
ßen, jmdn. anwerben, rechtlich gegen jmdn.
vorgehen, jmdn. festnehmen, sich mit jmdm.
einlassen, jmdn. anerkennen, sich erdreisten,
etw. zu tun, sich um etw. dauerhaft bemühen,
etw. vortäuschen, sich etw. einbilden‘, in Wen-
dungen wie jmdn. peinlich annemen ‚jmdn.
foltern‘, ein kind annemen ‚ein Kind adop-
tieren‘, den stollen annemen ‚den bergmän-
nischen Betrieb aufnehmen‘, überhand anne-
men ‚sehr mächtig werden‘, nhd. annehmen
‚etw. entgegennehmen, mit etw. einverstanden
sein, übernehmen, seine Zustimmung geben,
sich etw. zueigen machen, aufnehmen, zulas-
sen, adoptieren, eindringen, haften lassen, ver-
muten, meinen, voraussetzen, sich um jmdn.
oder etw. kümmern, sich etw. zu Herzen neh-
men‘; mndd. annēmen ‚annehmen, aufnehmen,
empfangen, ein Amt annehmen, eine Pflicht
übernehmen, ergreifen, beschlagnahmen‘, sik
annēmen ‚sich kümmern um, sich zu Herzen
nehmen‘; andfrk. ananeman refl. ‚auf sich neh-
men‘ im LeidW [a. 1100], frühmndl. anene-
men ‚annehmen, auf sich nehmen, empfangen‘,
mndl. aennemen ‚jmdn. willkommen heißen,
jmdn. zu sich nehmen, auf sich nehmen, be-
ginnen, als wahr erkennen, zunehmen‘; afries.
onnima ‚annehmen, akzeptieren, zustimmen zu,
übernehmen, sich verpflichten, sich einlassen
auf, beginnen, beschließen, aufnehmen‘; ae. on-
niman ‚annehmen‘). – bineman Gl. in St. Gal-
len, StiftsB 907 (Hs. 2. Hälfe des 8. Jh.s, Zeit
des Gl.eintrags unbekannt), im Abr und wei-
teren Gl., im T, OT, bei O, in Ps 138, NBo,
NMC, Nps, Npg, Npw und WH: ‚(weg-)neh-
men, jmdn. etw. verwehren, entziehen, rauben,
etw. verhindern, vereiteln, befreien, erretten,
etw. annehmen, voraussetzen; abrogare, adi-
mere, amovēre, auferre, derogare, detrahere,
diripere, distrahere, emancipare, eripere, ex-
pellere, exuere, invadere, occulere a, pellere
de, percellere, perdere, perire, praeiudicare,
receptare, recipere, rescindere, restinguere,
succidere, vitare‘, part.prät. binoman ‚entfernt,
ablatus; weggenommen, ambro [consumptus]
[vgl. Splett 1976: 66]; vorenthalten, entgangen,
negatum [Interpr. zu desperatum]‘, mhd. bene-
men ‚etw. wegnehmen, entziehen, jmdn. einer
Sache berauben, sich entziehen, einen Verdacht
von sich abwälzen‘, frühnhd. benemen ‚jmdn.
etw. wegnehmen, berauben, stehlen, etw. vorent-
halten, etw. verhindern, Einhalt gebieten, jmdn.
benommen machen, jmdn. [von einer Krank-
heit] befreien, heilen, entziehen, sich von einem
Verdacht entlasten‘, nhd. benehmen ‚wegneh-
men, entziehen, rauben, jmdm. die Sinne trü-
ben‘, refl. ‚sich verhalten, sich aufführen‘; as.
biniman ‚nehmen, wegnehmen, rauben‘ im Hel
und Gen, mndd. benēmen ‚fortnehmen, ent-
ziehen, vorenthalten, berauben, plündern, ver-
wehren‘, sik benēmen ‚sich entlasten‘; andfrk.
bineman ‚nachlassen, abnehmen, wegnehmen‘
im LeidW, frühmndl., mndl. benemen ‚abneh-
men, entnehmen, vermindern, vorenthalten, zu-
vorkommen, verhindern‘; afries. binima ‚neh-
men, wegnehmen, hindern [an], versperren, [ei-
nen Eid] entkräften, übernehmen‘; ae. beniman
‚berauben, jmdm. etw. entziehen, vorenthalten;
privare‘; got. biniman ‚wegnehmen‘). – dana-
gineman Gl. 1,444,28 (Hs. zwischen 817/823,
Zeit des Gl.eintrags unbekannt, bair.) und wei-
tere Gl. ab dem 10. Jh., Nps und Npw: ‚weg-
nehmen, entfernen, entziehen, beseitigen, til-
gen; adimere, demetare, occultare, perdere, re-
movēre, resecare, tollere‘. – dananeman Gl. 1,
426,4 (Ende des 8./Anfang des 9. Jh.s, alem.)
und zahlreiche weitere Gl., im T, OT, bei O, in
NBo, Nps und Npw: ‚wegnehmen, entfernen,
beseitigen, vernichten, tilgen, fernhalten; ab-
luere, abscidere, abscindere, adimere, ampu-
tare, assumere, auferre, corripere, detruncare,
disiungere, eripere, evellere, eximere, percu-
tere (de), refigere, resecare, secare, subtrahe-
re, suspendere‘. – firneman Gl. 1,412,15 (En-
de des 8./Anfang des 9. Jh.s, alem.), im Abr und
zahlreichen weiteren Gl., bei I, in C, E, im H,
bei O, Oh, im Ph, in Prs A/B/C, GGB II, WH
und NBo, NMC, NCat, Ni, Ns, Nm, Ncom,
Nps, Npg, Npw: ‚wegnehmen, entfernen, ver-
brauchen, verzehren, hören, anhören, zuhören,
erhören, vernehmen, sich etw. einprägen, etw.
beherzigen, aufmerksam sein, aufpassen, wahr-
nehmen, erkennen, verstehen; abdere, absume-
re, accipere, admittere, advertere, animadver-
tere, assumere, attendere, attrectare, audire,
auferre, auribus percipere, capere, capessere,
cernere, cognoscere, colligere, concipere, con-
sumere, dicere esse, eligere, exaudire, ex-
cipere, haurire, intellegere, intendere, intuēri,
invenire, noscere, patescere, percipere, repo-
nere, respicere, retollere, sentire, sumere, sus-
cipere, tollere, vidēre‘, part.präs. firnemanti
‚verständig, capax; Einsicht, Erkennen, intel-
ligentia‘, gerno firneman ‚bereitwillig hören;
exspectare quid aliquis suadet‘, gibet firneman
‚ein Gebet erhören; orationem intendere‘, fir-
noman werdan ‚verstanden werden (als); si-
gnificare‘, firnoman werdan ana / zi ‚bezogen
werden auf; referri ad‘, firnim ouh ander / noh
daz / noh herazuo / noh mêr! ‚höre Weiteres,
höre weiter!; amplius‘, darawert firneman ‚die
Aufmerksamkeit dorthin richten; intentique ora
tenēre‘, mhd. vernemen ‚festnehmen, gefangen
nehmen, hören, anhören, vernehmen, erfahren,
unternehmen, wagen, erfassen, begreifen, ver-
stehen, hören auf‘, part.prät. vernomen ‚befan-
gen, betrübt‘, nhd. vernehmen ‚hören, akustisch
wahrnehmen, erfahren, von etw. Kenntnis er-
halten, polizeilich befragen, verhören‘; as. far-
niman ‚hinwegraffen, zerstören, verstehen, ver-
nehmen, erkennen; audire, intellegere, senti-
re‘, mndd. vornēmen ‚vernehmen, anhören, be-
obachten, wahrnehmen, geistig erfassen‘, sik
ēnes dinges vornēmen ‚sich auf etw. verstehen,
über etw. Bescheid wissen‘, sik rechtes vor-
nēmen ‚rechtskundig sein‘; andfrk. farneman
‚vernehmen, hören, anhören, begreifen, verste-
hen, wahrnehmen, merken, gefangen nehmen‘
[a. 901–1000], frühmndl. vernemen ‚ernennen,
einsetzen, aufgreifen, festnehmen, unterneh-
men, wahrnehmen, bemerken, hören, verneh-
men, erfahren, einsehen, begreifen‘, mndl. ver-
nemen ‚annehmen, aufnehmen, unternehmen,
wagen, auf sich nehmen, sich verstehen auf, be-
greifen, einsehen‘; afries. urnima, fornima ‚ver-
nehmen, hören, übernehmen, beobachten, er-
kennen‘; ae. forniman ‚wegnehmen, plündern,
zerstören, verschwenden, verbrauchen, vertil-
gen; consumere, devorare, exterminare, per-
dere, rapere, vastare‘; got. franiman ‚in Besitz
nehmen‘). – furdirneman Nps, Npw: ‚etw. be-
seitigen, vernichten; tollere‘. – furineman Gl. 2,
428,38 (Hs. 10. Jh., Zeit des Gl.eintrags unbe-
kannt, bair.[-alem.]), NBo und Nps: ‚sich vor-
drängen, sich etw. merken; eminēre, praecel-
lere, proripere‘, sih furineman wellen ‚sich
auszeichnen wollen; gloriam petere‘ (mhd. vür
nemen ‚losgehen auf, angreifen, gerichtlich be-
langen, vorladen, vorgeben, voraus sein, her-
vorragen, sich hervorheben, sich auszeichnen‘,
frühnhd. fürnemen ‚vor Gericht verhandeln, be-
langen, willentlich etw. beginnen, bestimmen,
zuvorkommen, auf etw. bedacht sein, sich den-
ken, sich vorstellen, sich einbilden‘ [Dt. Wb. 4,
776 ff.], nhd. mdartl. schweiz. fürnemen ‚vor-
nehmen, anfangen, anzeigen, gerichtlich belan-
gen, angreifen‘ [Schweiz. Id. 4, 745 f.], bad. für-
nehmen ‚etw. in Angriff nehmen‘ [Ochs, Bad.
Wb. 2, 260], schwäb. fürnemen ‚etw. zur Hand
nehmen, unternehmen, einen Vorsatz fassen,
†vor Gericht ziehen‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 4,
1865 f.], ohess. fürnehmen ‚vornehmen‘ [Cre-
celius, Oberhess. Wb. 395]; mndd. vȫrnemen
‚vornehmen, sich [einer Arbeit, einem Gegen-
stand] zuwenden, vorgehen, handeln‘, sik vȫr-
nēmen ‚sich herausnehmen, sich anmaßen‘;
frühmndl. vorenemen ‚im Voraus nehmen, ei-
nen Teil von etw. wegnehmen‘ [a. 1278], mndl.
vorenemen, voirnemen ‚sich vor Augen halten,
sich vorstellen, in die Hand nehmen, ausführen,
verrichten, behaupten, bleiben bei, sich etw.
vornehmen‘; vgl. aisl. fyrirnema ‚jmdm. etw.
rauben‘). – gineman im Abr (1,24,7 [Pa, Ka].
136,3 [Pa, Kb]) und weiteren Gl., im T, OT, bei
O, NBo, NMC, NCat, Ns, Nps, Npw und BGB
II/III, BaGB: ‚in Besitz nehmen, an sich neh-
men, (auf-)nehmen, empfangen, (eine Frau) hei-
raten, wegnehmen, rauben, vernichten, tilgen,
fortnehmen, davontragen, befreien, etw. hören;
absorbere, abstulere, accipere, adimere, assu-
mere, auferre, capere, consumere, demittere,
dimittere, depellere, detrahere, diripere, emo-
vēre, eripere, ex(h)aurire, eximere, invadere,
praeripere, premere, rapere, recipere, sufferre,
transferre‘, in den Verbindungen in hant gi-
neman ‚in die Hand nehmen; suscipere‘, in sîna
hant gineman ‚in Besitz nehmen‘, in briaf gi-
neman ‚etw. aufzeichnen‘, in muot gineman
‚etw. wahrnehmen, aufnehmen‘, sigu gineman
‚siegen‘ (mhd. genemen ‚gefangen nehmen‘,
sich von etw. genemen ‚den Beweis seiner
Unschuld führen‘, frühnhd. genemen ‚etw. neh-
men, einnehmen, annehmen, zu sich nehmen,
aufnehmen, wegnehmen, ablesen, erschließen‘,
phras. teil genemen ‚Anteil haben‘, ein weib
genemen ‚heiraten‘, den tot genemen ‚den Tod
finden‘, sich genemen ‚sich von etw. zurück-
halten‘, sich von etw. genemen ‚sich von etw.
frei machen‘; as. giniman ‚nehmen, aufnehmen,
wegnehmen, fortnehmen, etw. abbekommen‘,
minnia giniman ‚Liebe gewinnen, empfinden‘;
andfrk. gineman ‚jmdn. aufnehmen; assumere‘
[a. 901–1000], frühmndl. ghenemen ‚nehmen,
mitnehmen, annehmen, empfangen‘, mndl. ge-
nemen ‚nehmen, wegnehmen, verhindern‘; ae.
geniman ‚nehmen, aufnehmen, annehmen, er-
halten, wegnehmen‘; got. ganiman ‚mitneh-
men, erhalten, aufnehmen‘). – hinaneman bei
O, in Nps, Npg und Npw: ‚wegnehmen, ver-
nichten, tilgen; tollere‘ (mhd. hin nemen [ohne
Bed.angabe], nhd. hinnehmen ‚ohne eine Ge-
fühlsregung etw. aufnehmen, annehmen, ob-
gleich man eine entsprechende Reaktion er-
warten könnte‘; mndd. hennēmen ‚fortnehmen,
hinwegnehmen, emporheben, hinnehmen, sich
abfinden‘; vgl. mndl. henennemen ‚wegneh-
men‘). – inneman vom 10. Jh. bis zur 1. Hälfte
des 13. Jh.s in Gl.: ‚jmdn. aufnehmen; collige-
re, inducere, suscipere‘, skef inneman ‚ein
Schiff in Schlepp nehmen; vase submittere‘
(mhd. în nemen ‚einnehmen, verhören, verneh-
men‘, einen în nemen ‚jmdn. zu sich ins Haus
nehmen, aufnehmen‘, nhd. einnehmen ‚[Geld]
in Empfang nehmen, als Verdienst erhalten,
etw. zu sich nehmen, kämpfend in Besitz neh-
men, erobern, sich auf einem Platz niederlas-
sen, als Raum, Platz beanspruchen, jmds. Sym-
pathie gewinnen‘; mndd. innēmen ‚mit nach
Hause nehmen, zu sich nehmen, in Dienst neh-
men, in eine Gemeinschaft aufnehmen, an sich
nehmen, entgegennehmen, geistig aufnehmen,
begreifen, einnehmen, in Besitz nehmen‘; früh-
mndl. innemen ‚in Empfang nehmen, einzie-
hen, eintreiben‘ [a. 1268], mndl. innemen ‚in
Empfang nehmen, einziehen, eintreiben, jmdn.
aufnehmen, zu sich nehmen, besetzen, okku-
pieren, etw. zu sich nehmen, etw. in sich auf-
nehmen‘; afries. innima ‚einnehmen, in Emp-
fang nehmen, erobern, hineinnehmen, in ein
Haus mitnehmen, annehmen‘; got. inniman
‚hernehmen‘). – in(t)neman im Abr (1,44,7 [Pa,
Ka]), 1,753,12 (in 5 Hss., 10. bis 12. Jh., alle
bair.): ‚wegnehmen, entnehmen, an sich neh-
men; auferre, assumere‘ (mhd. entnemen ‚auf-
nehmen, entleihen, verborgen, entledigen, ent-
fernen‘, refl. ‚sich entfernen‘, nhd. entnehmen
‚zu einem bestimmten Zweck aus etw. heraus-
nehmen, etw. aus etw. als Information gewin-
nen, schließen‘; mndl. ontnemen ‚entwenden‘;
got. andniman ‚aufnehmen‘). – irneman Gl. 1,
344,13 (10. Jh., alem.); 2,679,41 (1. Viertel des
12. Jh.s, alem.). 680,3 (1. Viertel des 12. Jh.s,
alem.): ‚wegnehmen, entfernen, herausschla-
gen?; efferre [eradere], perforare‘ (mhd. erne-
men ‚herausnehmen, entnehmen, sich zusam-
mennehmen, aufraffen‘; ae. āniman ‚wegneh-
men, entfernen; capere, tollere‘; got. usniman
‚wegnehmen, annehmen‘). – missineman Gl. 2,
63,31 (Mitte des 10. Jh.s). 69,33 (letztes Jahr-
zehnt des 10. Jh.s, mfrk.) und NBo, NCat, Nps,
Npw: ‚im Irrtum sein, sich irren; desipere, er-
rare‘ (ält. nhd. misznehmen ‚falsch verstehen‘
[Dt. Wb. 12, 2307]). – samantneman im TC:
‚hinzunehmen; adhibere‘. – ubarneman NBo:
‚überwinden; attenuare‘ (mhd. übernemen ‚zu
viel nehmen, unternehmen, die Überhand ge-
winnen, sich übernehmen, sich zuviel zumu-
ten‘, einen übernemen ‚von jmdm. zuviel for-
dern‘, nhd. übernehmen ‚entgegennehmen, etw.
weiterführen, als neues Mitglied aufnehmen,
etw. von jmd. anderem verwenden, sich zuviel
zumuten, sich überanstrengen‘; mndd. ȫver-
nēmen ‚erhalten, bekommen, übervorteilen,
schädigen, belästigen, angreifen‘, refl. ‚auf sich
nehmen, sich verpflichten‘, de ȫveren hant
ȫvernēmen ‚die Oberhand gewinnen, den Sieg
davontragen‘; frühmndl. overnemen ‚wegfüh-
ren, fortführen [an einen anderen Ort]; tran-
sumere‘ [a. 1240], mndl. overnemen ‚wegfüh-
ren, an einen anderen Ort bringen, zu sich neh-
men, Ansprüche auf etw. haben‘; afries. over-
nima, urnima ‚vernehmen, hören, übernehmen,
beobachten, erkennen‘; ae. oferniman ‚mit Ge-
walt sich aneignen, wegnehmen, wegtragen‘).
– untarneman seit dem 10. Jh. in Gl., in NBo,
NCat und Npg: ‚unterbrechen, abgrenzen, un-
tergliedern, verhindern; abrumpere, abscidere,
incidere, intercidere, intercipere, interrumpe-
re, praevenire, suspendere‘ (mhd. undernemen
‚abschneiden, unterbrechen, hindern, wegneh-
men, sich gegenseitig fesseln, sich unterbre-
chen, aufhören, etw. übernehmen, antreten‘,
nhd. unternehmen ‚etw. in die Tat umsetzen,
durchführen, sich irgendwohin begeben und
etw. tun, das Freude bereitet, Maßnahmen er-
greifen, handelnd eingreifen‘; as. undarniman
‚unterbrechen; intermittere, interrumpere‘ in
Gl. 2,717,17 = WaD 112, 17 [wohl 10. Jh.] und
Gl. in Wien, Cod. 15306 [Hs. wohl 10. Jh., Zeit
des Gl.eintrags unbekannt], mndd. undernēmen
‚abschneiden, unterbrechen, hemmen, hindern,
wegnehmen, wegfangen, unternehmen, verneh-
men‘, refl. ‚sich entschließen, etw. zu überneh-
men, sich besprechen‘; frühmndl. ondernemen
‚unterbrechen, heimlich entwenden; intercipe-
re, subripere‘ [a. 1236], mndl. ondernemen ‚auf-
fangen, abfangen, hinterhältig [oft mit Gewalt]
etw. entwenden‘; ae. underniman ‚heimlich
nehmen, stehlen, annehmen, in Empfang neh-
men‘). – ûzgineman Gl. 2,439,11 (Hs. 10. Jh.,
Zeit des Gl.eintrags unbekannt, bair.[-alem.]).
542,35 (11. Jh.). 664,58 (11. Jh., bair.): ‚jmdn./
etw. von etw. (her-)ausnehmen, (sich) ausbrei-
ten; excipere, explicare‘ (mhd. ûz genemen [oh-
ne Bed.angabe]). – ûzneman im T, OT, MGB
und Gl. seit dem 10. Jh.: ‚jmdn./etw. aus etw.
(her-)ausnehmen, herausgreifen, (gewaltsam)
erobern, vorziehen, etw. bezeichnen; avellere,
designare, educere, emergere, excipere, occu-
pare, praesumere‘ (mhd. ûz nemen ‚ausneh-
men, herausnehmen, ausschließen, hervorhe-
ben, bestimmen, sondern, auswählen, auszeich-
nen, sich absondern, losmachen‘, den zins ûz
nemen ‚den Zins erheben‘, frühnhd. ausnemen
‚jmdn./etw. aus etw. herausnehmen, herausho-
len, etw. entnehmen, etw. aussuchen, auswäh-
len, jmdn. auswählen, bestimmen, jmdn./sich
freikaufen, auslösen, sich absondern, eine Aus-
nahme machen, etw. bestimmen, festsetzen,
etw. borgen, verleihen, [Geld] erheben, [Zins]
eintreiben, sich [durch einen Reinigungseid]
von einer Anklage befreien, etw. wahrnehmen,
erkennen, jmdm. etw. ausreden, abgewöhnen,
verleumderisch über jmdn. reden‘, einen streich
ausnemen ‚einen Streich auffangen, parieren‘,
nhd. ausnehmen ‚aus einem Nest o. Ä. heraus-
nehmen, [Eingeweide] aus einem geschlachte-
ten oder erlegten Tier entfernen, jmdm. auf hin-
terhältige Weise Geld abnehmen, jmdn. schröp-
fen, von etw. ausschließen, gesondert behan-
deln, nicht mitzählen‘; mndd. ūtnēmen ‚heraus-
nehmen, eine Ausnahme machen mit, ausneh-
men, erheben, von der Strafe losmachen [durch
einen Eid], herausnehmen [aus Vorräten], an-
schaffen, besorgen‘, refl. ‚hervorkommen, her-
vortreten, sich [durch einen Reinigungseid] von
einer Anklage befreien‘; frühmndl. utenemen
‚wegnehmen, aussondern, auswählen, sich aus-
zeichnen‘ [a. 1240], mndl. utenemen ‚aus etw. he-
rausnehmen, absondern, auswählen, aussondern,
zur Seite nehmen, befreien von, sich auszeich-
nen, sich hervortun‘; afries. ūtnima ‚ausneh-
men‘). – widarneman Gl. 1,485,60/61 (10. Jh.,
bair.) und Npg: ‚aufnehmen; accipere‘ (mhd.
wider nemen ‚recipere‘, nhd. wieder nehmen
‚zurücknehmen, Verlorenes wieder in Besitz
nehmen‘ [Dt. Wb. 29, 1130 f.]; frühmndl. we-
dernemen ‚zurücknehmen, zurückholen, zu-
rückgewinnen, widerrufen, wieder aufnehmen‘
[a. 1240], mndl. wedernemen ‚zurücknehmen,
zurückbekommen‘; afries. withernima ‚zurück-
nehmen, wieder zu sich nehmen‘). – zineman
nur refl., NBo: ‚auseinanderreißen; divellere‘. –
zuoneman Gl. 1,425,35/36 (Ende des 8./An-
fang des 9. Jh.s, alem.); 2,75,15 (10./11. Jh.)
und B, GB, RhC: ‚zu sich nehmen, an sich neh-
men, übernehmen, etw. erlangen, sich etw. an-
maßen; adipisci, assumere‘ (in anderer Bed.
mhd. zuo nemen ‚zunehmen, wachsen‘, nhd. zu-
nehmen ‚sich vergrößern, sich erhöhen, sich
verstärken, sich vermehren, wachsen, steigen,
schwerer, dicker werden‘; mndd. tōnēmen ‚zu-
nehmen, wachsen‘; frühmndl. toenemen ‚wach-
sen, zunehmen, mehr bekommen‘ [a. 1265–
1270], mndl. toenemen ‚vorankommen, Fort-
schritte machen, wachsen, größer und kräftiger
werden‘; ae. tōniman ‚auseinandernehmen, zer-
teilen, wegnehmen‘). – Ahd. Wb. 4, 1108; 6, 677 f.
1127 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 662; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 2. 3. 33. 36 f. 100. 168. 281 f. 341. 345.
423 f. 548. 586. 594. 620. 789. 916. 1112. 1174.
1195. 1198. 1258. 1319. 1341; Schützeichel⁷ 235;
Starck-Wells 434 f. XLV. 827. 852; Schützei-
chel, Glossenwortschatz 7, 50 ff.
MK