belit
Band I, Spalte 531
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belitAWB st. f.(?) Weiß- oder Silberpappel, popu-
lus
(Populus alba L.); einmal Schwarzpappel
(Populus nigra L.); nur in Glossenhss. vom
11./12. Jh. an belegt Var.: belit, beled, belda
[14. Jh.].

Ahd. Wb. I, 871 f.; Starck-Wells 45; Marzell, Wb. d.
dt. Pflanzennamen III, 968 ff., bes. 971; Hoops, Wald-
bäume u. Kulturpflanzen 231; E. Björkman, Zfdt.
Wortf. 2 (1902), 213 f.

Das Wort hat keine Entsprechungen in anderen
germ. Dialekten und keine befriedigende Ety-
mologie. Verwandtschaft mit einer anderen
ahd. Bez. für die Pappel bel(i)zboum (nur Gl. 2,
701, 35; 3, 466, 11: beides 11. Jh.) ist zu vermu-
ten, aber der Konsonantismus bietet Schwierig-
keiten. Jedenfalls besteht kein Anlaß, belit für
die nddt. Form von beliz- zu halten (wie
Hoops, Björkman, a.a.O.); die nach Mda. be-
stimmbaren Hss., in denen belit vorkommt,
sind obd., während die nicht bestimmbaren
Hss. fränk. u. obd. aber keine nddt. Züge auf-
weisen.

Nach Ahd. Wb. a.a.O. ginge belit viell. auf lat.
pellitus mit einem Fell, Pelz bedeckt zurück,
denn der Name der Silber-Pappel bezieht sich
auf die unterseits weißfilzigen Blätter des Bau-
mes
(Hegi, Ill. Flora v. Mitteleuropa III, 59).
Ähnlich schon Björkman, a.a.O. Diese Deutung
hat den Vorteil, die Formen belit/beliz- zu er-
klären: lat. t hätte in der zweiten Form die hdt.
Lautverschiebung mitgemacht, in der ersten
nicht. Zur Bed.entw. wäre viell. der österr.
Pflanzenname Pelze Netz-Weide (Salix reticu-
lata L.) als eine Art Parallele anzugeben, denn
nach Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr.
II, 975 hat die Pflanze ihren Namen wohl
nach dem pelzigen Äußeren der Weidenkätz-
chen
erhalten. Dennoch ist der Gebrauch ei-
nes im Dt. sonst nicht belegten lat. Adj. in solch
einem übertragenen Sinn als (volkstümlicher ?)
Baumname etwas unwahrscheinlich; auch sollte
nicht übersehen werden, daß der Baumname
immer mit einem -l-, das Wort für Pelz, ahd.
belliz, pelliz < lat. pellicia nur einmal (viell.
fehlerhaft) mit einem -l-, sonst immer mit -ll-
geschrieben wird.

Nicht überzeugend wirkt der Versuch, belit ir-
gendwie mit dem bes. im Rheinfrk. verbreiteten
Namen für die Pappel: belle (wohl aus abele ge-
kürzt, das aus afrz. albel, aubel Weißpappel
entlehnt ist) zu verknüpfen, wie bei Marzell,
a.a.O., obgleich Reflexe des ahd. Wortes
manchmal neben belle in derselben Mda. vor-
kommen (s. u.).

Als dritte Möglichkeit wäre an einen echt germ.
Baumnamen *baliđ- zu denken, der auf die idg.
Wz. *bhel(ǝ)- glänzend, weiß zurückginge
(wie z. B. gr. λεύκη Weißpappel zu λευκός;
bal², belicha). Zu vergleichen wären viell. die
verschiedenen Namen für das Bilsenkraut: ahd.
bilisa, as. bilina und mit einer Dentalerweite-
rung wie in ahd. belit, mndd. beelde. (Die Et.
dieser Pflanzennamen ist auch umstritten, aber
sie kommen wohl von der weißlichen (fahlgel-
ben) Farbe der Blätter; bilisa). Dann wurde
belit viell. an belliz Pelz angelehnt, aus den
obenerwähnten Gründen (so auch Marzell,
a.a.O.), was zu bel(i)zboum führte. So ließe sich
auch das einmalige Adj. *bellizîn (nur akk. pl.
m. bellicine = populeas Gl. 1, 319, 6) Pappel-,
aus Pappelholz
erklären (s. Ahd. Wb. I, 873).
Alles höchst unsicher.

Verknüpfung mit belzôn, pelzôn pfropfen (Björk-
man, a.a.O.) ist aus semantischen Gründen abzuleh-
nen.

In den heutigen Mdaa. kommen Reflexe dieser
ahd. Baumnamen gelegentlich vor, immer ne-
ben der geläufigeren Bez. belle(nbaum); vgl.
z. B. Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. II, 33:
beld, belde(n)baum, belzbäum; Ochs, Bad. Wb. I,
143: belte, Pl. belten, Flurnamen Beldili usw.;
Christmann, Pfälz. Wb. I, 687: belt; Müller,
Rhein. Wb. I, 612: belse [bl.ts].

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