birinnan
Band VII, Spalte 519
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birinnan im Abr (1,88,6 [Pa, Kb].
209,32 [Kb]); 2,458,17 (Hs. 11. Jh., Zeit des
Gl.eintrags unbekannt, bair.-alem.) und WH:
‚berennen, bestürmen, sich verdichten, verfes-
tigen; gliscere, incurrere‘, part.prät. birunnan
‚verstopft; concretus, crassus‘ (mhd. berinnen
‚überströmt werden‘, in der Verbindung mit
bluote berunnen [sîn] ‚mit Blut überströmt
[sein]‘, frühnhd. berinnen ‚etw. ausströmen,
jmdn./etw. überströmen, überfließen, etw. zum
Gerinnen bringen, etw. bestürmen‘, phras.
den stul berinnen ‚den kaiserlichen Stuhl an-
läßlich der Belehnung in pseudomilitärischem
Ritus anreiten‘; mndd. berinnen ‚überfließen‘;
mndl. berinnen ‚bestürmen, mit einer Flüssig-
keit überdecken‘ [seit 1350]; afries. birinna,
birenna ‚überfallen werden, sich belaufen
auf, betragen, wert sein‘; ae. birinnan ‚benet-
zen, besprengen‘; got. birinnan ‚umdrängen;
κυκλοῦν‘). – firrinnan in Nps und Npw: ‚verrin-
nen, vergehen; transire‘ (mhd. verrinnen ‚weg-
rinnen, verschwinden, sich verlaufen, umher-
irren, umlagern‘, nhd. verrinnen ‚versickern,
vergehen, dahingehen, verstreichen‘; mndl.
verrinnen, verrennen ‚wegrinnen, verschwen-
den‘; afries. urrenna ‚verrinnen, ablaufen,
überholt sein‘; got. frarinnan* ‚sich verlaufen;
περιπίπτειν‘). – furirinnan in MF: ‚vorauseilen;
praecedere‘ (mhd. vür rinnen ‚vorrennen, vor-
reiten‘, ält. nhd. vorrinnen ‚vorwärts laufen
[von Flüssigkeiten]‘ [Dt. Wb. 26, 1422];
mndl. vorerinnen ‚schnell vorauslaufen‘; ae.
foreirnan ‚voranlaufen‘; got. faurrinnan* ‚vor-
hergehen‘). – girinnan im Abr (1,84,12 [Pa,
Kb]), in der Sam (1,85,12) und weiteren Gl., bei
O, in NMC, Nps und Npw: ‚fließen, gerinnen,
sich verdichten, fest werden, stocken; coagu-
lare, coire, concrescere, concurrere‘, substan-
tiviert ‚Gerinnungsmittel; coagulum‘, in den
Verbindungen (iomanne) dero worto ni gi-
rinnan ‚(jmdm.) die Worte nicht zuströmen;
verbis explicare non posse‘, (iomanne sînero
krefto) ni girinnan ‚jmdm. keine Kräfte zuteil
werden lassen; non (vires) habēre (ad aliquid
faciendum)‘ (mhd. gerinnen ‚zusammenrin-
nen, laufen, rennen‘, frühnhd. gerinnen ‚sto-
cken, sich niederschlagen‘, nhd. gerinnen
‚fest werden, stocken‘; as. girinnan ‚gerinnen;
coire‘ in Gl. 2,572,13 [spätes 9. oder 10. Jh.];
mndl. gerinnen ‚zusammenlaufen‘ [ab 1351];
ae. gerinnan ‚zusammenlaufen, gerinnen, er-
starren‘; got. garinnan ‚zusammenlaufen;
συνέρχεσϑαι‘). – hinarinnan in NCat, Nps und
Npw: ‚hinfließen; pertransire‘ (ält. nhd. hin-
rinnen ‚dahinfließen‘ [Dt. Wb. 10, 1467]). –
inrinnan ? Gl. 1,803,26 (10. Jh., bair.);
2,277,54/55 (10. Jh., bair.): ‚entstehen, sich
ergeben; generari, nasci‘. Vielleicht ist in- für
ir- verschrieben; vgl. Splett, Ahd. Wb. 1, 753
Fn. 3. – irrinnan Gl. 3,2,20 (Voc, 2. Hälfte des
8. Jh.s) und weitere Gl., BR II und NBo, NMC,
Nps, Npg, Npw: ‚aufgehen, hervorströmen,
entstehen, aufkommen, sich ergeben, ablaufen,
ableiten; aperire, apparēre, commovēre, deri-
vare, egerere, erumpere, exoriri, generari, gi-
gni, nascere, nasci, ordiri, originem (facere),
oriri‘, part.präs. irrinnanti ‚sich herleitend
(von); derivatus‘, part.prät. irrunnan ‚entsprun-
gen, entstanden; natus‘, in der Verbindung
wannân eddewaz irrinnit ‚weshalb man etw. im
Sinn hat; causa‘ (mhd. errinnen ‚aus- und auf-
gehen, entstehen, wohin fließen, trocken wer-
den‘, ält. nhd. errinnen ‚entspringen, aufgehen‘
[Dt. Wb. 3, 947], nhd. mdartl. schweiz. errinnen
‚aufkeimen, zum Vorschein kommen, aufge-
hen, trocken werden‘ [Schweiz. Id. 6, 1009],
schwäb. †errinnen ‚aufgehen [vom Samen]‘
[Fischer, Schwäb. Wb. 2, 834], vorarlb. errin-
nen ‚aufgehen, keimen, sprießen‘ [Jutz, Vor-
arlberg. Wb. 1, 741]; ae. arinnan ‚auslaufen,
vergehen, verfließen, untergehen‘; got. ur-
rinnan ‚ausgehen, aufgehen, kommen, treffen;
ἐξελϑεῖν, ἥκειν‘). – nidarrinnan Gl. 2,80,23
(10./11. Jh.), in NBo und Nps: ‚hinabfließen,
abwärts fließen; demeare, descendere‘,
part.präs. nidarrinnanti ‚herabfließend, nieder-
rinnend; defluus‘ (mhd. *nider rinnen ohne
Bed.angabe [Findebuch 1992: 1, 260], nhd. nie-
derrinnen ‚herabfließen‘; mndl. nederrinnen
‚hinabfließen, abfließen‘ [ab 1301]). – ûzir-
rinnan
Gl. 2,750,24 (um 1000, bair.): ‚hervor-
brechen; oboriri‘. – ûzrinnan Gl. 1,119,10
(Sam, zwischen 820 und 830, bair.); 2,229,60
(in 2 Hss., 2. Hälfte des 9. Jh.s und Ende des 9.
Jh.s, beide bair.). 454,60 (Hs. 10. Jh., Zeit des
Gl.eintrags unbekannt): ‚ausströmen, heraus-
fließen; egerere, emanare, influere‘ (mhd. ûz
rinnen ‚entspringen‘, nhd. ausrinnen ‚langsam
aus etw. fließen, durch Herausfließen leer wer-
den‘; frühmndl. uterinnen ‚austreten‘ [a. 1265–
1270], mndl. uterinnen ‚herausströmen, ent-
springen‘; afries. ūtrenna ‚herausrinnen, hin-
ausgehen, hinauslaufen, sich erstrecken‘). –
zirinnan im Abr (1,56,25 [Pa, Kb, Ra]), Sam
(1,57,25) und im I: ‚umherschwärmen, ausei-
nanderstieben, fehlen an; bacchari, deficere
(mhd. zerrinnen ‚zu Ende gehen, ausgehen,
mangeln‘, in der Verbindung seit in der man ist
zerrunnen ‚da sie keine Aussicht mehr haben zu
heiraten‘, nhd. zerrinnen ‚langsam zerfließen,
sich auflösen‘; ae. tōrinnan ‚in verschiedene
Richtungen fließen, sich zerstreuen‘). – zisama-
negirinnan
Gl. 2,242,3 = WaD 81, 28/29 (11.
Jh.) und in NBo, NMC: ‚zusammenkleben, sich
vereinigen; concurrere, conglutinare‘ (nhd. zu-
sammengerinnen ‚zusammenfließen‘ [Dt. Wb.
32, 746]). – zisamanerinnan Gl. 2,502,16 (10.
oder 11. Jh.). 651,6 (11. Jh., bair.): ‚sich ver-
dichten, gerinnen; coire, concernere‘ (ält.
nhd. zusammenrinnen ‚gerinnen‘ [Dt. Wb. 32,
760 f.], nhd. mdartl. schweiz. zesämenrinnen
‚zusammenfließen, gerinnen‘ [Schweiz. Id. 6,
1011], thür. zusammenrinnen ‚zu Butter wer-
den‘ [Spangenberg, Thür. Wb. 6, 1346]; as. ti-
samnerinnan ‚sich verdichten; concrescere‘ in
Gl. 2,700,48 [um 1000]). – zuorinnan in NBo:
‚zufließen; fluere‘, nur in der Verbindung sa-
mosô (iomanne) zuorinnan ‚(jmdm.) sozusagen
zuströmen; quamvis gurgite fluere‘ (mhd. zuo
rinnen ‚herbeilaufen, eilen‘, frühnhd./ält. nhd.
zurinnen ‚herbeilaufen, gerinnen‘; frühmndl.
toerinnen ‚herbeieilen‘ [a. 1265–1270], mndl.
toerinnen ‚berennen, anstürmen‘). – Ahd. Wb.
7, 1052 ff.
; Splett, Ahd. Wb. 1, 752; eKöbler,
Ahd. Wb. s. vv. birinnan, firrinnan, furirinnan,
girinnan, hinarinnan, intrinnan, irrinnan,
nidarrinnan, ūzirrinnan, ūzrinnan, zirinnan, zi-
samanegirinnan, zisamanerinnan, zuorinnan;
Schützeichel⁷ 261 f.; Starck-Wells 486 f.; Schütz-
eichel, Glossenwortschatz 7, 430 f.

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