brâchaAWB f. ō-, n-St., nur in Gl. vom 12. Jh.
an: ‚Umbrechen des Bodens, Brachen, proscis-
sio‘ (mhd. brâche, nhd. Brache; mndd. brāk[e];
mndl. brake). Die gewöhnliche Verknüpfung
mit brechen (→ brechan und vgl. Kluge²¹ 94;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 88; Vries, Ndls. et.
wb. 83 u. a.) ist trotz der von A. Kutzelnigg,
Muttersprache 82 (1972), 173 und E. Seebold in
Kluge²² 100 f. geäußerten Bedenken ohne
Zweifel richtig. Schon die ahd. Belege wie auch
die lat. Lemmata beweisen, daß die ursprl.
Bed. weder ‚zum Anbau zur Zeit untauglich‘
(Kutzelnigg) noch ‚morsch werdendes Land‘
(Kluge²²), sondern ‚das erste Umbrechen eines
unbebauten Feldes‘ war. Vgl. auch das engl.
Wort fallow (= dt. Felge), zu mhd. valgen,
velgen ‚umackern, umgraben‘ (s. Kluge²² 209).
Zur Bed. vgl. Hoops Reallex.¹ I, 24 f.: „Das
Brachfeld wurde in der Regel bis in den Juni
als Viehweide benutzt; um Johanni wurde es
dann umgebrochen. ... Im umgebrochenen
Zustand blieb das Land dann mehrere Monate
liegen, um im Herbst noch einmal für die Win-
tersaat gepflügt zu werden“. Zur Bildung mit
der Fortsetzung von *-ē- vgl. ahd. gi-nâda
‚Gnade‘ (s. d.), lit. gėlà ‚Schmerz‘ (Krahe-
Meid, Germ. Sprachwiss. III § 69, 1; Wißmann,
Nomina Postverb. 121 f.).
Vielleicht verwandt sind kymr. braenar, branar,
brynar, bret. breinar ‚Brachfeld‘ (< *bhragn-
ar); mir. nir. branar ‚dss.‘ ist vielleicht aus dem
Kymr. entlehnt (zur umstrittenen Etym. dieser
kelt. Wörter vgl. Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc.
B-78; J. Loth, Rev. celt. 24 [1903], 409; Wh.
Stokes, Zfvgl.Spr. 41 [1907], 382).
Ahd. Wb. I, 1308; Splett, Ahd. Wb. I, 98; Starck-
Wells 72.