duftAWB, tuftAWB m. i-St., wohl mhd. (ein Beleg in
den Gl. stammt aus dem 13. Jh. [Gl. 3, 350, 55
Darmstadt 6, mfrk.], ein zweiter ist eine [spä-
tere?] Randglosse zu einer Hs. des 10./11. Jh.s
[Gl. 1, 687 Anm. 5]): ‚Duft, Hitze, Frost, gelu,
cauma, aestus‘. — Mhd. tuft st. m. ‚Dunst, Ne-
bel, Tau, Reif‘, nhd. Duft, bis ins 18. Jh. auch
gelegentlich f. Der t-Anlaut hält sich vereinzelt
bis zum Ende des 17. Jh.s. Das Wort ist im
obd. und md. Sprachgebiet verbreitet, dagegen
kaum im ndd.; erst seit Anfang des 18. Jh.s tritt
die Bedeutung ‚Geruch‘ auf. Die hochsprachl.
älteren Bedeutungen sind dial. noch erhalten;
vgl. bair. anduft ‚gefrorener Dunst, der sich im
Winter an die Bäume und andere Körper
hängt‘.
Splett, Ahd. Wb. I, 1214; Starck-Wells 110; Graff V,
132; Schade 965; Lexer II, 1558; Benecke III, 127; Dt.
Wb. II, 1500 ff.; Dt. Wb.² VI, 1470 f.; Kluge²¹ 146;
Kluge²² 159; Pfeifer, Et. Wb. 315 f. — Schmeller, Bay-
er. Wb.² I, 491; Mitzka-Schmitt, Dt. Wortatlas II, 19;
III, 37 f.
Der Form mit anlautendem t- entsprechen: a-
nord. dupt, duft n. ‚Staub‘ (auch dupti m.), nisl.
duft ‚dss.‘, nnorw. duft (dyft) f. ‚feiner Staub‘,
nschwed. doft, ält. ndän. duft, doft ‚Mehlstaub‘
(ndän. duft ‚Duft‘ aus dem Dt.). Nach allgemei-
ner Auffassung handelt es sich um ein auf der
Grundlage der Wz. uridg. *dheu̯bh- ‚stieben‘
(s. u.) gebildetes tu- oder ti-Abstraktum, das im
Falle eines tu-Abstraktums in die i-Deklination
überführt wurde. Doch findet sich bei dem wohl
zu duft gehörigen Verb ahd. giduften (s. d.) ne-
ben anlautendem d- auch die Schreibung th-;
dies deutet auf einen Wurzelanlaut uridg. *t-;
ndd. Einfluß liegt hier kaum vor (anders Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 163 f.). Da auch unter
den Wurzelerweiterungen der Wz. uridg. *teu̯ǝ-
[**teu̯H₂-] ‚schwellen‘ Fortsetzungen mit einer
Bedeutung wie ‚Nebel‘ auftreten (anord. þoka
‚Nebel‘ mit der Fortsetzung eines sekundären
kurzen *-u- [s. dost²]; vgl. auch as. thiustri usw.
‚düster‘; s. Pokorny 1081), ist möglicherweise
uridg. *dheu̯bh- im Germ. unter den Einfluß von
uridg. *teu̯ǝ- [**teu̯H₂-] geraten. Auffallend ist,
daß auch bei dem Synonym dampf neben t-Lau-
tungen solche mit d-, th- vorkommen; vgl. fer-
ner themfen. Bei dieser Sippe könnte die Wz.
*temǝ- nach dem Vorbild von *dhembh- zu
*tembh- und im Germ. weiterhin zu sekundärem
þemp- umgebildet worden sein (→ dampf,
dempfen).
Fick III (Germ.)⁴ 209; Vries, Anord. et. Wb.² 87; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 505; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog I, 273; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 42; Falk-Torp, a. a. O.; Ordb. o. d. danske sprog
III, 1081 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 76; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 148; Svenska akad. ordb. D-1863 ff.
Wegen des fehlenden Nasals in dem Wort Duft ist
F. Kluges, Zfdt. Wortf. 9 (1907), 130 (Kluge²¹,
a. a. O.) Anschluß an mhd. dimpfen weniger wahr-
scheinlich.
Die für das Uridg. anzusetzende Wz. *dheu̯bh-
begegnet auch in: gr. τύφομαι, -ω (aorist θῦψαι,
τυφῆναι) Medium ‚rauchen, qualmen, glimmen‘,
Aktiv ‚Rauch machen; langsam verbrennen, sen-
gen‘, ferner in gr. τυφλός ‚blind, dunkel, ohne
Ausgang, verstopft‘ mit dem in Adjektiven für
physische und geistige Gebrechen auftretenden
Suffix -λός; air., akymr. dub, nkymr. du, akorn.
duw, mkymr. du, bret. d ‚schwarz‘ (<
*dhubh-u-), gall. Flußname Dubis ‚Le Doubs‘,
d. h. ‚der Schwarze‘ (oder gehören die kelt.
Wörter mit ‚schwarz‘ für ‚tief‘ zu *dheu̯bh-
‚tief‘?; → tiof); ahd. toub ‚taub‘ (< *dhou̯bh-o-)
usw. (s. d.). Die Grundbedeutung ist hier ‚nebe-
lig, umnebelt, vom Geist und den Sinnen‘.
Eine neben urgerm. *đeu- stehende s-mobile-
haltige Wz. *steu- liegt in dem Wort für Staub
vor (s. Lühr, Expressivität 161); → stoub; vgl.
auch das Anlautverhältnis von ahd. doum
‚Dampf, Dunst‘ (s. d.) und ae. stēam ‚Dampf‘.
Walde-Pokorny I, 840; Pokorny 264; Mann, IE
Comp. Dict. I, 215; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 994 f.; Frisk,
Gr. et. Wb. II, 949 ff.; Chantraine, Dict. ét. gr.⁴
1147 f.; Fick II (Kelt.)⁴ 153; Holder, Acelt. Spr. I,
1355 f.; Dict. of Irish D-425 ff.; Dict. of Welsh 1097;
Williams, Lex. cornu-britannicum 115 f.
Die frühere Verbindung von ahd. duft mit aind. dhū-
pa- m. ‚Räucherwerk‘ (z. B. Fick, a. a. O.; Persson,
Stud. z. Wurzelerw. 285; C. C. Uhlenbeck, PBB 26
[1901], 294; G. R. Solta, IF 79 [1974], 108 Anm. 66)
überzeugt nicht, da es sich bei dem aind. Wort um ein
postverbales, aus dhūpáyati ‚räuchert‘ hervorgegange-
nes Subst. oder um eine Suffix-Variante zu dhūmá-
‚Rauch‘ handeln kann (Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind.
II, 108; ders., Et. Wb. d. Altindoar. I, 794 f.).