fluobara
Band III, Spalte 416
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fluobara f. ō-St., nur Tatian: Trost, conso-
latio
Var.: fluobra. Das Wort ist schon im
Ahd. im Absterben und wird in der späteren
Sprache durch trost ersetzt (vgl. W. Braune,
PBB 43 [1918], 383 ff.; Urmoneit, Wortschatz
d. Ludwigsliedes 285 ff.; Frings, Germania Ro-
mana I², 22 f.; H. Beck, IF 80 [1975], 277).

Ahd. Wb. III, 1003 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 248; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 304; Schützeichel⁵ 136; Graff III,
754 f.; Schade 208. 227; Zipper, Et. Gl. to OHG Ta-
tian 56; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 139 (consolatio);
Kluge²¹ 792 (s. v. Trost).

Germ. Entsprechungen sind: as. frōra, frōfra
st.f. Trost, Hilfe; ae. frōfor f.m. Beistand, Hil-
fe, Schutz, Trost
, me. frovre Trost. Zu got.
þrafstjan trösten, (er-)mahnen, παραμυθεῖσθαι,
παρακαλεῖν
s. u.

Fick III (Germ.)⁴ 191 (s. v. þrafstian); Holthausen, As.
Wb. 23; Sehrt, Wb. z. Hel.² 153; Berr, Et. Gl. to Hel.
139; Holthausen, Ae. et. Wb. 117; Bosworth-Toller,
AS Dict. 340; Suppl. 269; ME Dict. E-F, 920 f.;
OED² VI, 224; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 500; Leh-
mann, Gothic Et. Dict. þ-49.

Etymologie und Rekonstruktion der urgerm.
Vorform sind umstritten. Ahd. anl. fl- ist zwei-
fellos aus *fr- dissimiliert, was wohl als urgerm.
gelten kann; frühere Versuche, *fr- aus germ.
*þr- herzuleiten (vgl. z. B. Grienberger, Unters.
z. got. Wortkunde 217), sind wohl verfehlt.
Wenn got. þrafstjan überhaupt verwandt ist, wä-
re eher an eine Dissimilation urgerm. *fr- > got.
þr- zu denken (vgl. Braune, a. a. O.; K. Matzel,
Sprache 8 [1962], 236 f.). Braune hat aber nicht
recht, wenn er germ. *frōfrō- ansetzt; obgleich
die as. und ae. Formen entweder auf urgerm.
*-- oder *-f- zurückgehen könnten, weist das
-b- bei Tatian (auch in fluobareri, fluobargeist,
fluobiren; s. d. d.) unzweideutig auf urgerm.
*-- hin, denn urgerm. *f wird bei Tatian nie zu
*b (vgl. Schatz, Ahd. Gr. § 158). Dagegen
spricht nicht die einmalige Schreibung floueren-
di Gl. 1, 225, 4 (zu *fluobaren), denn vor l- oder
r-Suffix kann * zu f werden (vgl. Braune, Ahd.
Gr.¹⁵ § 139 Anm. 5; K. v. Bahder, IF 14 [1903],
258 ff.).

Anzusetzen ist also urgerm. *frōrō- Beistand,
Hilfe, Schutz
, aber die Herkunft dieses Wortes
ist unklar. Zwei Etymologien wurden zuerst von
C. C. Uhlenbeck, PBB 33 (1908), 183 vorge-
schlagen:

1) von idg. *prō-bhr-ā (< Präfix *prō- + Wz.
*bher- tragen [ *beran] + nom. Stammvokal
*ā [**aH₂] [vgl. Wilmanns, Dt. Gr. II
§ 163 ff.]) Förderung; vgl. aind. pra-bhartavya
m.f.n. to be supported or nourished (Monier-
Williams, Skt.-Engl. Dict. 685 a).

2) von idg. *pr-p-rā (< Präfix *pr- + Wz.
*op- arbeiten, wirken [ uoben, avalôn] + r-
Suffix [vgl. Wilmanns, a. a. O. § 215 ff.]) Bemü-
hung zugunsten jemandes, Beistand
; vgl. lat.
ops, das u. a. Hilfe, Beistand, Bemühung,
Dienst
bedeutet. Diese Etymologie, die seman-
tisch anziehend ist, kann nur dann richtig sein,
wenn die Kontraktion * + * > ō nach der
Wirkung von Verners Gesetz stattfand und der
idg. Akzent auf dem Präfix lag: *pr-p-rā.

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