gilepfenAWB sw.v. I, bei O und im Abr
(1,166,27 [Kb, Pa, Ra]): ‚schlürfen, austrin-
ken, schöpfen; epotare‘ 〈Var.: Pa calippfit,
Kb kiliphit, Ra kliupit〉. — Frühnhd. leffen
sw.v. ‚belecken, abschlecken‘.
Die Formen im Abr sind schwierig: Da sie das Part.
Prät. lat. epotata glossieren, könnten sie auch als Part.
Prät. von gilepfen gedeutet werden (so z.B. von Koe-
gel 1879: 192; Raven 1963—67: 1, 107), aber das vor-
hergehende Hauptlemma hausta wird mit präsenti-
schem suphit (s. supfen) glossiert; in Kb steht suphit
edho kiliphit. Die Formen sind also eher als 3.sg.präs.
zu deuten (aber nicht zu einem vermeintlichen j-Präs.
der VI. Ablautreihe, wie Wissmann 1932: 73 Anm. 1
vorschlägt; das st. Verb VI ist laffan [s. d.] ohne j-
Präs.). Der Wz.vokal -i- ist wohl ein Schreibfehler,
ein sonst nirgends vorkommendes st.v. *liffan oder
sw. v. *lifjan (bei Graff 2, 205 mit Fragezeichen) ist
unwahrscheinlich.
Ahd. Wb. 5, 820 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 507; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 408; Schützeichel⁷ 198; Starck-Wells
370; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 49; Seebold,
ChWdW8 184; ders., ChWdW9 492; Graff 2, 205; Fin-
debuch 1992: 1, 219; Frühnhd. Wb. 9, 605. — Splett
1976: 242. 470.
Das Verb hat nur im Ndl. und im Nordgerm.
Entsprechungen: mndl. leppen sw.v., nndl.
leppen, lebberen sw.v. ‚mit kleinen Schlu-
cken trinken‘; nisl. lepja ‚schlürfend lecken
[wie ein Hund]‘, fär. leppa, nnorw. (nn.)
lepja, nschwed. läppja ‚dss.‘: < urgerm. *lap-
i̯e/a-. Das sw. Verb ist wohl eine Intensiv-
Iterativbildung zum st.v. VI urgerm. *lape/a-
> ahd. laffan usw. (vgl. Riecke 1996: 189).
Fick 3 (Germ.)⁴ 362; Seebold, Germ. st. Verben 323;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 381; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 379; Vries, Ndls. et. wb. 393; Et. wb. Ndl.
Ke-R 207 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 728; Magnús-
son, Ísl. Orðsb. 556 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 375;
NOB s. v. (nn.) lepja; Hellquist, Svensk et. ordb.³
608 f.; Svenska akad. ordb. s. v. läppja v.
S. laffan.