*giliuniAWB adj. ja-St. (urspr. wohl i-St.;
s. u.), nur Gl. 5,30,33 (12. Jh.) giliun.. =
*giliuni (unflekt.) oder *giliune (n.pl.):
‚besonnt; apricus‘ (Lemma: aprici, i. qui ad
solem sedere soliti sunt). Die nächsten Ver-
wandten sind mhd. liune f. (< *liunî f. īn-St.)
‚Tauwetter‘, liunen sw. v. ‚auftauen‘, bair.
läunen ‚dss.‘.
Ahd. Wb. 5, 259 (verfehlt: „ist wohl ?gi-luomi“);
Splett, Ahd. Wb. 1, 558; Schützeichel⁶ 218; Starck-
Wells 211; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 134;
Lexer 1, 1942; Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1399. — H.
Tiefenbach, BNF 11 (1976), 219.
Ahd. *giliuni ist wohl eine ni-Ableitung (vgl.
Wilmanns [1906—30] 1967: 2, § 326; Kluge
1926: § 229) zur germ. Wz. *χleu̯- ‚warm
(sein)‘ in ae. (ge-)hlēow ‚sonnig, warm; apri-
cus‘, hlēowþ ‚apricitas‘; mndl. gelie ‚lau, vor
dem Wind geschützt‘, luw ‚vor dem Wind
geschützt, sicher‘; aisl. hlýr ‚warm, mild‘: <
urgerm. *χleu̯i̯a-.
Mndl. lien (Alexander X, 453) wird gewöhnlich als
Verschreibung für *lieu gedeutet (vgl. Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 987 (s. v. lij), aber möglicherweise ent-
spricht es ahd. (gi-)liuni.
Holthausen, Ae. et. Wb. 163; Bosworth-Toller, AS
Dict. 401. 543; Suppl. 344. 551; Verdam [1911] 2002:
333 (*lieu). 341; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 1231;
4, 570. 922 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 241; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 240; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 120.
Germ. *χleu̯- < idg. *kleu̯- ist wohl eine Er-
weiterung von der Wz. *kel- ‚warm (sein)‘;
vgl. lat. calēre ‚warm, heiß sein‘ und s. Po-
korny 551 f.
Problematisch bleibt das Verhältnis zu ae.
hlēow, afries. hlī, as. hleo ‚Schutz, Obdach,
Decke‘. Vielleicht handelt es sich um eine
Bed.entwicklung ‚warmer Ort‘ > ‚Schutz‘;
dagegen führen Darms 1978: 54 ff. und Hei-
dermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. die
Adj. auf ein germ. Subst. *χleu̯a- ‚Schutz‘
zurück, das sich aber mit keiner idg. Wz.
verknüpfen läßt. Aus lautlichen Gründen ist
Zugehörigkeit zur Wz. *klei̯- ‚(an-)lehnen‘
(Darms, a. a. O. 59 f.; vgl. auch Feist, Vgl.
Wb. d. got. Spr. 263 f. s. v. hlija ‚Hütte, Zelt‘)
sehr zweifelhaft. Nach E. Seebold in Kluge²⁴
560 „scheinen die beiden Sippen nicht in
etymologischem Zusammenhang miteinan-
der zu stehen“.
Weiteres, auch zur Dehnstufe in ahd. lâo, →
lâo.