gingiber
Band IV, Spalte 342
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gingiberAWB, ingiberAWB m. a- oder i-St., gin-
giberoAWB
m. n-St., in Gl., seit dem 11. Jh.:
Ingwer; zingiber (Zingiber officinale R.)
Var.: ginge-, gigne-; inge-; zum Schwund
von anl. g- s. enziân. Die Pflanzenbezeich-
nung ist aus afrz. gingembre, gingibre ent-
lehnt, das über vulg.lat. gingiber aus klass.
lat. zingiber stammt (zum weiteren Wander-
weg des Wortes s. u.). Mhd. gingeber(e)
st.sw. m., ingewer st. m., zinciber st. m. Ing-
wer
, nhd. Ingwer Bezeichnung einer süd-
asiatischen Pflanze, deren hornförmiger
Wurzelstock ein scharf schmeckendes Ge-
würz liefert.

Ahd. Wb. 4, 264 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 306; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 424; Schützeichel⁶ 134; Starck-Wells
215. 817; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 456;
Graff 3, 869; Lexer 1, 1018. 1434; 3, 1122; Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 723 (zingiber); Dt. Wb. 10, 2117;
Kluge²¹ 327; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 581.
Wilmanns [190630] 1967: 1, § 81 Anm. 3. Marzell
[194358] 2000: 4, 1244 f.; Sauerhoff 2003/04: 669.
LM 5, 419.

Die gleiche Entlehnungsbasis liegt auch as.
gingebere (Hs. gigeberre; nur bei Gallée
[1903] 1977: 104), mndd. gingeber, engever;
mndl. gingebare, gingeber(e), nndl. gember;
nwestfries. im Komp. gingberwirtel Ing-
werwurzel
, nostfries. gengwer, gengber,
genwer, gimber zugrunde; unmittelbar aus
vulg.lat. gingiber ist ae. gingiber, gingifer(e)
(1. Beleg 1000 gingifer) entlehnt, die me.
Formen gingivere, gingever(e), gingiber, ne.
ginger hingegen sind wie die kontinental-
westgerm. von afrz. gingembre, gingibre
beeinflußt.

Aus dem Ndd. gelangte die Pflanzenbe-
zeichnung ins Nordgerm.: frühschwed. inge-
færa (1. Beleg 1534 ingefere), nschwed. in-
gefära, ndän. ingefær, das als nisl. ingifer
übernommen wurde. Dagegen ist das Komp.
aisl. gingibráð mit Ingwer gebackenes Brot
aus me. gingebreed entlehnt.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 544; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 96. 124. 158; Verwijs-Verdam,
Mndl. wb. 2, 1973 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 185;
Vries, Ndls. et. wb. 193; Et. wb. Ndl. F-Ka 220; Fry-
ske wb. 7, 243; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries.
Spr. 2, 610; Dijkstra, Friesch Wb. 1, 457; Holthausen,
Ae. et. Wb. 131; Bosworth-Toller, AS Dict. 477; ME
Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 167;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 980; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 2, 207; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 85; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 467; Ordb. o.
d. danske sprog 9, 569 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³
408; Svenska akad. ordb. s. v.

Die kelt. Wörter für den Ingwer sind aus
dem me. gingivere usw. übernommen: mir.
sinnsér, nir. gingsear, gäl. dinnsear, kymr.
sinsir, sunsur.

Für die slaw. Sprachen lassen sich mehrere
Entlehnungswege festhalten: russ. imbír’, in-
bir’, ukrain. imbér, wruss. imbír, poln. imbir,
imbier, dial. jembier, älter ingbier, slowen.
imber, osorb., ndsorb. himbjer sind direkt
oder durch poln. Vermittlung aus dem Mhd.
entlehnt. In tschech. zázvor liegt wohl eher
eine volksetymologische Umgestaltung von
italien. zenzavero vor. Slowak. d’umbier,
serbo-kroat. dùmbīr, rum. ghimber sind da-
gegen aus ungar. gyömber entlehnt, das wie-
derum lat. gingiber zur Grundlage hat.

Für das nur aruss. belegte zenzebilь Ingwer
und bulg. zhindzhifil ist Übernahme aus türk.
zencefil (entlehnt aus arab. zanjabīl) anzu-
nehmen, dies trifft auch auf alb. xhenxhefil
zu.

In den balt. Sprachen ist lit. ibieras aus
poln. imbier übernommen (Brückner 1877:
87), während lett. ingwers aus dem Dt.
entlehnt wurde. Die gleiche Quelle hat estn.
ingver.

Neben afrz. gingembre, gingibre, nfrz. gin-
gembre ist das vulg.lat. gingiber, klass.lat.
zingiber als aitalien. gengiovo, gengevo, zen-
zavo, italien. zenzavero, zenzavo, zenzero,
prov. gingevre, span. gengibre, port. gengiv-
re fortgesetzt.

Lat. zingiber n. wiederum ist aus gr. ζιγγίβερι
n., ζιγγίβερις m. f. übernommen, das aus mi.,
wohl pāli sigivera- n. Ingwer, stammt.
Das Hinterglied des Komp. zeigt, daß die
unmittelbare Quelle des Wortes im Dravid.
liegt, denn ai., mi. vera- ist nicht sprachwirk-
lich, sondern es handelt sich vielmehr um ein
dravid. Wort für Wurzel. In ai. gavera-
n. ist zudem das Vorderglied volksetymolo-
gisch an ai. ga- n. Horn wegen des
hornähnlichen Wurzelstocks der Pflanze an-
geglichen. Schon im Altertum fand das Rhi-
zom als Gewürz- und Heilmittel weite Ver-
breitung.

Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. 3, 261. 370; Frisk, Gr.
et. Wb. 1, 614; Chantraine, Dict. ét. gr. 401; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. 3, 851; Ernout-Meillet, Dict.
ét. lat.⁴ 759; Thes. ling. lat. 6, 2, 1993; Niermeyer,
Med. Lat. lex.² 1, 613; Du Cange² 4, 69; Körting, Lat.-
rom. Wb.³ Nr. 10453; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³
Nr. 9619; Wartburg, Frz. et. Wb. 14, 663 f.; Berneker,
Slav. et. Wb. 1, 259; Vasmer, Russ. et. Wb. 1, 479 f.
453; Schuster-ewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 281 f.;
Sławski 1952 ff.: 1, 451; Fraenkel, Lit. et. Wb. 184;
Dict. of Irish S-240; Dict. of Welsh 4, 3285. Ross
1952: bes. 1822; ders. 1958: 146148; Seebold
1981: 99101.

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