heiftiAWB adj., nur in Gl. 1,309,3
(dat.sg. m.) heiftemo . urente (12. Jh., bair.):
‚heftig; urens‘. — Mhd. heifte ‚heftig‘ (dane-
ben steht substantiviertes heifte ‚Sturm-
wind‘), nhd. dial. bair. haift ‚schnell, heftig‘.
Ahd. Wb. 4, 809; Splett, Ahd. Wb. 1, 373; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 525; Schützeichel⁶ 154; Starck-Wells
262; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 231; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 263; Lexer 1, 1210; Klu-
ge²¹ 296; Kluge²⁴ s. v. heftig; Pfeifer, Et. Wb.² 520 f. —
Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1066.
Ahd. heifti < *χai̯ftii̯a- hat in den anderen
germ. Sprachen keine Parallelen. Das Wort
ist eine Ableitung mit dem sekundäre Adj.
bildenden Suffix urgerm. *-(i)i̯a- (vgl. Kra-
he-Meid 1969: 3, § 74, 4) von urgerm.
*χai̯fti- ‚Zank, Streit‘. Dieses ist fortgesetzt
in aisl. heift, heipt, nisl. heift.
Daneben steht mit dem Suffix *-sti- urgerm.
*χai̯fsti- ‚Zank, Streit‘: afries. hāst ‚Hast, Ei-
le‘; ae. hǣst ‚Gewalt, Wut‘; aisl. heifst ‚Haß,
Streit‘; got. haifsts ‚Streit‘ (dazu auch das
Adj. urgerm. *χai̯fstii̯a- > ahd. heistîgo [s. d.]).
Ohne dentales Element gehören noch die PN
ahd. Heibo (vgl. mit anderem Suffix auch
ahd. PN *Heibist, erschlossen aus WM Hei-
biscesbiunta [N. Wagner, BNF 12 (1977),
372 ff.]), as. Hēbo hierher.
Aus dem Andfrk. ist urgerm. *χai̯fsti- in afrz. haste,
nfrz. hâte ‚Hast, Eile‘ entlehnt, von wo das Wort wie-
der ins Germ. als mndl. haeste, haest, nndl. haast,
nfries. haast, me. hāste, ne. haste, mndd. hast, nhd.
Hast ‚Eile‘ übernommen wurde.
Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 266 (eben-
so Hill 2003: 108) geht von einer einheitlichen Vor-
form „haifsta*-“ für alle Belege aus. Jedoch ist das
unterschiedliche dissimilatorische Verhalten bei ahd.
heifti und heistîgo (s. d.) nicht ohne weiteres erklärbar.
Fick 3 (Germ.)⁴ 65; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 266 f.; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 1, 243; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 214; Ver-
wijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 17; Franck, Et. wb. d. ndl.
taal² 224; Vries, Ndls. et. wb. 230; Et. wb. Ndl. F-Ka
362; Holthausen, Afries. Wb.² 40; Richthofen, Afries.
Wb. 797; Fryske wb. 8, 73 f.; Doornkaat Koolman,
Wb. d. ostfries. Spr. 2, 48 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 1,
497; Holthausen, Ae. et. Wb. 146; Bosworth-Toller,
AS Dict. 502; ME Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord.
et. Wb.² 217 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 199 f.; Fritz-
ner, Ordb. o. d. g. norske sprog 1, 755. 775 f.; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 107; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 231; Lehmann, Gothic Et. Dict. H-169. —
Noreen [1923] 1970: § 291 Anm. 2; Förstemann
[1900—16] 1966—67: 1, 806 f.; M. de Vaan, HS 112
(1999), 6 f.; Casaretto 2004: 517. — Körting, Lat.-rom.
Wb.³ Nr. 4459; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 3990;
Wartburg, Frz. et. Wb. 16, 123 f.
Die Basis urgerm. *χai̯- (mit Wandel zu
*-f- in der Verbindung *-ft- bzw. *-fst-) ist
am ehesten mit ai. śbham adv. ‚rasch,
schnell‘ zu verbinden und auf uridg. *k̂ei̯bh-
zurückzuführen. Das *-bh- ist wohl eine
Wurzelerweiterung, da neben uridg. *k̂ei̯bh-
auch eine Form vorurindoar. *k̂ei̯gh-, fortge-
setzt in ai. śīghrá- ‚rasch, unverzüglich,
schnell‘, steht.
Walde-Pokorny 1, 364 f.; Pokorny 542; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. 3, 350; ders., Et. Wb. d. Altindoar. 2,
643. — Lühr 2000: 313 f.; Hill 2003: 108.