kanzel(l)riAWB m. ja-St., in Gl. seit dem
10. Jh.: ‚Notar, Kanzlist, Schreiber; acom-
mentarius [= acommentator], armentarius,
cancellarius, commentarius‘ (mhd. kanze-
lære, kanzeler ‚Vorsteher einer Kanzlei, der
u. a. für den geregelten Ablauf des Kanz-
leibetriebs und die Ausfertigung von Staats-
urkunden verantwortlich ist‘, später auch
‚oberster Leiter einer staatlichen Verwal-
tung‘, nhd. Kanzler ‚Leiter einer Verwal-
tungsbehörde, Regierungschef‘; mndd. ken-
selēr[e], kensel[l]er, kansel[l]ēr[e] ‚Leiter
der fürstlichen Kanzlei, der Reichskanzlei,
oberster Landes- oder Reichsbeamter‘; mndl.
cancel[l]ier, cancelaer; ae. canceler; aisl.
kanceler ‚Kanzler‘). Die Berufsbezeichnung
ist aus spät- oder mlat. cancellarius, ei-
ner Ableitung von lat. cancelli pl. ‚Gitter,
Schranken, Einzäunung‘, entlehnt. Der seit
dem 4. Jh. belegte spätrömische Amtstitel
cancellarius bezeichnete den Amtsdiener,
der den Verkehr zwischen den Beamten und
dem Publikum an den Schranken (cancelli)
des Sitzungszimmers regelte. — Ahd. Wb. 5,
32; Splett, Ahd. Wb. 1, 442; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 649; Schützeichel⁷ 171; Starck-
Wells 321; Schützeichel, Glossenwortschatz
5, 143.