limpfanAWB st.v. III (prät. lampf), bei O, in
NBo und Nps: ‚angemessen sein, sich zie-
men, zukommen, passend sein; convenire‘,
(iz) limpfit ‚es ist nötig, es ziemt sich, man
muss; oportet‘ 〈Var.: -ph-, -f-〉. Bei O
begegnet neben -mpf- auch unverschobenes
-mp- (Braune-Reiffenstein 2004: §§ 131
Anm. 2. 184, 2). — Mhd. limpfen st.v. ‚an-
gemessen sein‘, frühnhd. limpfen ‚etw.
zweckentsprechend einrichten‘, im Nhd. sind
nur noch das Adj. glimpflich ‚ohne größe-
ren Schaden‘ (s. gilimpflîh) und das Subst.
Glimpf in der Fügung mit Glimpf ‚ohne
Schaden, auf gute Art‘ (s. gilimpf) erhalten.
Ahd. Wb. 5, 999 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 544; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 725; Schützeichel⁷ 202; Seebold,
ChWdW9 522; Graff 2, 214 f.; Lexer 1, 1923; Früh-
nhd. Wb. 9, 1241; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 150
(convenire). 451 (s. v. oportēre); Kluge²¹ 261 (s. v.
glimpflich); Kluge²⁵ s. v. glimpflich; Pfeifer, Et. Wb.²
457 (s. v. glimpflich).
Das st. Verb ist nur im Westgerm. überlie-
fert. Es entspricht lediglich: ae. limpan st.v.
III (prät. lamp, part.prät. lumpon) ‚gesche-
hen, sich ereignen, entsprechen, passen, be-
treffen‘, me. limpen ‚dss.‘: < westgerm. *lem-
pe/a-. Vielleicht handelt es sich bei mndd.
limpen sw.v. ‚passend machen, angemessen
machen‘ urspr. auch um ein st. Verb, da bei
einem sw.v. I mit der hier vorliegenden kau-
sativen Semantik eher der Fortsetzer einer
Form urgerm. *lampii̯e/a- zu erwarten wäre.
Fick 3 (Germ.)⁴ 363; Seebold, Germ. st. Verben
330 f.; Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj.
373; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 824;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 699; Holthausen, Ae.
et. Wb. 203; Bosworth-Toller, AS Dict. 641; Suppl.
618; ME Dict. s. v. limpen v.¹; OED² s. v. †limp v.¹.
Für westgerm. *lemp-e/a- ist eine Bed. ‚pas-
send sein, sich ereignen‘ anzusetzen. Diese
Bed. ist mit der Bed. von gleichlautendem
westgerm. *lemp-e/a- ‚hinken‘ (vgl. mhd.
limpfen ‚hinken‘, ne. limp ‚dss.‘ etc.) nicht
zu vereinbaren, weshalb eine etym. Ver-
bindung der beiden homophonen Verben
nicht gegeben sein dürfte. Die bei Walde-
Pokorny 2, 432 ff. und Pokorny 656 ff. erwo-
gene Verbindung der beiden Sippen unter
einem Ansatz ‚herabhängen, schlaff sein‘ ist
somit abzulehnen. Westgerm. *lemp-e/a-
‚passend sein, sich ereignen‘ hätte dann kei-
ne bekannten außerwestgerm. oder gar au-
ßergerm. Anschlüsse. Doch lässt die Struktur
der Bildung an ein sekundär thematisiertes
Nasalinfixpräsens denken: Dieses hätte zu
einer Wz. vorurgerm. *(H)leb- zunächst vor-
urgerm. *(H)-né-b-, *(H)l--b-´ > urgerm.
†ulnep-/lunep-, †lump- gelautet. Dieses so
entstandene, synchron urgerm. nicht als zu-
sammengehörig erkennbare Paradigma hätte
neben der Thematisierung im Präs.stamm
auch noch sicher die analogische Durchfüh-
rung einer neuen Vollstufe gemäß den st.v.
III erfahren, am ehesten nach dem hierzu
anzunehmenden Prät. vorurgerm. *(H)lob-,
*(H)b-´ > urgerm. *lap-, †ulp- → *lup-,
oder bei bereits im ganzen Paradigma durch-
geführtem Nasal zu vorurgerm. *(H)lonb-,
*(H)lb-´ > urgerm. *lamp-, *lump-, so dass
ur- bzw. westgerm. *lemp-e/a- entstehen
konnte. Als Anschlussmöglichkeit bietet sich
semantisch und lautlich eine balt. Wortsippe
an, nämlich die um lit. lãbas, lett. labs ‚gut‘.
Traditionell (so etwa Pokorny 652; Fraen-
kel, Lit. et. Wb. 327) wird diese Sippe mit
ai. l/rabh- ‚erfassen, ergreifen‘ (Mayrhofer,
KEWA 3, 42f.; ders., EWAia 2, 434 f.) < ur-
idg. *le-n-bh- zusammengestellt, wobei mitt-
lerweile eher von einem Zusammenhang mit
ai. rambh- ‚stützen‘ als von einer Trennung
dieser beiden ai. Wurzel ausgegangen wird.
Sollte sich diese Verknüpfung bestätigen,
wird der ohnehin auch bislang schon als
semantisch unbefriedigend empfundene Zu-
sammenhang dieser ai. Sippe mit lit. lãbas,
lett. labs ‚gut‘ etc. noch zweifelhafter und so
auch von Smoczyński, Słow. et. jęz. lit. 331
verworfen, ohne dass ein neuer Anschluss
geboten würde. Dieser könnte nun in west-
germ. *lemp-e/a- ‚passend sein, sich ereig-
nen‘ vorliegen. Auszugehen wäre von einer
Wz. vorurgerm., vorurbalt. *leb- ‚passend
sein‘ o. ä., zu der einerseits das germ. Verb,
andererseits das Adj. vorurbalt. *lóbo- > ur-
balt. *lába- ‚passend‘ → ‚gut‘ gebildet wor-
den wäre. Das Ausbleiben der Wirkung des
Winterschen Gesetzes (sofern man dessen
Existenz anerkennt) kann dadurch bedingt
sein, dass neben dem Adj. bereits urbalt. ein
dehnstufiger i-Stamm *lābi- > lit. lõbis m.
‚Schatz, Reichtum‘ existierte. Dadurch könn-
te die Dehnung des Wz.vokals im Adj. ver-
hindert worden sein, um den auch sonst in
diesen Wortbildungskategorien bestehenden
Ablautunterschied zwischen Adj. und Ab-
straktum zu erhalten.
Sind auch diverse Zusatzannahmen notwen-
dig, so ist diese Lösung doch der traditio-
nellen vorzuziehen, die westgerm. *lemp-
e/a- ‚passend sein, sich ereignen‘ und west-
germ. *lemp-e/a- ‚hinken‘ auf dieselbe Wur-
zel zurückführen. Gleichzeitig wird für die
balt. Wortsippe um urbalt. *laba- nun eine
auch semantisch befriedigende Anschluss-
möglichkeit außerhalb des Balt. aufgezeigt.
Walde-Pokorny 2, 433; Pokorny 652. 657; LIV² 411
(*lembH-); Mayrhofer, KEWA 3, 42 f.; ders., EWAia
2, 434 f.; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 148; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 327; Smoczyński, Słow. et. jęz. lit. 331;
Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 2, 397 f.; Karulis,
Latv. et. vārd. 1, 480 f.; Mažiulis, Apreuß. et. Wb. 3,
14 f.; Toporov, Prusskij jazyk K-L 401 ff.