hederîh
Band IV, Spalte 875
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hederîhAWB m. a- oder i-St., in Gl. des 11.
(3,471,9, Bonn, ULB S 218), vorwiegend aber
des 13. und 14. Jh.s: Hederich; agaricum,
armonica, armoriaca, lolium, rapistrum, se-
raphina
(Raphanus raphanistrum L.), Ak-
kersenf, Weißer Senf; eruca
(Sinapis arvensis
L., Sinapis alba L.) Var.: had-, hd-; -rich,
-ric, -ruch. Die Pflanzenbezeichnung stammt
wohl aus lat. hederāceus, hederācius efeu-
ähnlich
, wobei das seit dem 8. Jh. belegte
wegarîh Wegerich die Lautgestalt des
Lehnworts beeinflußte. Das verbindende
Merkmal beider Pflanzen ist ihr wucherndes
Wachstum. Mhd. hederîh, hederih st. m.
Hederich, frühnhd. auch n. (bei Luther das
hedderich), nhd. Hederich m. Bezeichnung
verschiedener Ackerunkräuter.

Unwahrscheinlich R. Loewe, PBB 60 (1936), 166176.
Die Pflanzenbezeichnung sei auf den alten zweigliedri-
gen PN Hadu-rîh zurückzuführen. Ahd. hederîh sei
demnach als König der Unkräuter im Kampf gegen das
Getreide
aufzufassen.

Ahd. Wb. 4, 765; Splett, Ahd. Wb. 1, 361; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 523; Schützeichel⁶ 151; Starck-Wells 260;
Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 210 f.; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 71; Lexer 1, 1202; Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 26 (agaricus). 54 (armonica, armoriaca).
379 (lolium). 553 (rapistrum). 605 (seraphina); Dt. Wb.
10, 751; Kluge²¹ 296; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.²
519. E. Björkman, ZDW 2 (1901), 209; Hirt 1921:
358; Wilmanns [190630] 1967: §§ 284, 4. 285; Mar-
zell [194358] 2000: 3, 12851288; 4, 337 f.; Sauerhoff
2003/04: 520. Reiche 1976: 355.

Die gleiche Entlehnungsbasis ist für mndd.
hēderik m. und mndl. haderic, hederic m.,
nndl. hederik Hederich, Ackersenf anzu-
nehmen.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 254; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 221; Verwijs-Verdam, Mndl. wb.
3, 5; Vries, Ndls. et. wb. 242.

Das Adj. lat. hederāceus ist von hedera f.
Efeu, eigtl. die Klammernde, abgeleitet.
Für die Wortbildung kommen zwei Möglich-
keiten in Betracht: Das Femininum wurde mit
dem bindevokalhaltigen Suffix uridg. *-rah₂-
von der Verbalwz. *ghed- fassen, greifen ge-
bildet, oder es handelt sich um ein Kollekti-
vum auf *-ah₂- von einem urspr. s-St.
*ghedes- mit Rhotazismus bei Antritt des vo-
kalischen Suffixes.

Walde-Pokorny 1, 589; Pokorny 438; LIV² 194; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 638; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 291; Thes. ling. lat. 6, 3, 2590; Mlat. Wb. 1, 371 f.
(agaricum, eruca).

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