lîchamônAWB sw.v. II, Npg, nur im Part.
Prät.: ‚menschgeworden; incarnatus‘. S. lî-
chamo. — lîchamwortanîAWB f. īn-St., Npg:
‚Menschwerdung; incarnatio‘. Determinativ-
komp. mit subst. VG und subst. HG, das von
einem Part.Prät. gebildet ist. S. lîchamo,
wortanî. — lîchârAWB n. a-St., nur Gl. 3,430,10
(2. Hälfte des 12. Jh.s): ‚Körperhaar; pilus‘
(mndl. lijchare, lijchaer n./f. ‚Schamhaar‘).
Determinativkomp. mit subst. VG und HG.
S. lîh, hâr. — lîchriAWB m. ja-St., Gl. 3,426,59
(Ende des 12. Jh.s): ‚Glätter, Polierer; poli-
mentarius‘ (mndl. licker). Nomen agentis
mit dem Fortsetzer des Lehnsuffixes urgerm.
*-ri̯a-. S. lîchôn, -ri. — lîchazz-
riAWB, -eriAWB m. ja-St., im T, OT und bei O:
‚Heuchler; hypocrita‘ (ae. līcettere). Nomen
agentis mit dem Fortsetzer des Lehnsuffixes
urgerm. *-ri̯a-. S. lîchazzen, -ri. — lî-
chazzenAWB sw.v. I, im T, OT: ‚heucheln, vor-
geben; fingere‘, subst. daz lîchazzen ‚Heu-
chelei; hypocrisis‘ (ae. līcettan). Für das In-
tensivum westgerm. *līkati̯e/a- wurde so-
wohl denominaler als auch deverbaler Ur-
sprung vermutet. Abgesehen davon, dass De-
nominativa mit dem Intensivsuffix *-ati̯a-
selten sind, ist auch die Bed.entwicklung von
der adj. Basis *-līka- (ae. līc ‚gleich,
ähnlich‘, ahd. gi-lîh) zum sw.v. I *līkati̯e/a-
‚heucheln‘ schwierig. Eine Bildung zu einem
st.v. I, wie Richter 1909: 146. 155 annimmt,
scheidet aber wegen des Fehlens einer sol-
chen Ableitungsbasis aus (mhd. gelichen st.
Part.Prät. des ansonsten sw. Verbs lîchen ist
sekundär). Wahrscheinlicher ist deshalb eine
Bildung zum sw.v. III *līkai̯-/-i̯e/a- ‚gefal-
len‘ (s. lîchên), wie Riecke 1996: 227 vor-
schlägt (anders Bailey 1997: 350: zu lîchisôn
[s. d.]). S. lîchên, -azzen. — Ahd. Wb. 5, 965;
Splett, Ahd. Wb. 1, 354. 539. 540. 541. 1099;
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 723; Schützeichel⁷
200 f.; Starck-Wells 374; Schützeichel, Glos-
senwortschatz 6, 82.