liuniAWB adv., Gl. 1,85,37. 153,22 (Sam,
Wien, Cod. 162, 820/830, bair.): ‚fast, bei-
nahe; fere‘. Nach Grimm, Dt. Gr. 3, 130
handelt es sich um den Dat.Sg. eines sonst
nicht bezeugten Fem. *liun ‚Zufall‘ in adv.
Verwendung. Nach Splett 1979: 59 ist viel-
leicht auch eine Einordnung bei den Adv. auf
-i, die vermutlich auf einen alten Lok. zu-
rückgehen, möglich (vgl. Wilmanns [1906—
30] 1967: 2, § 468, 2).
Ahd. Wb. 5, 1204; Splett, Ahd. Wb. 1, 1224; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 732; Schützeichel⁷ 204; Starck-Wells
381; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 134; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 895; Seebold, ChWdW9
533; Graff 2, 222. — Splett 1979: 201.
In den anderen germ. Sprachen gibt es keine
Entsprechungen. Das Wort könnte urgerm.
*leu̯ni- fortsetzen, das sich jedoch etymo-
logisch nicht weiter einordnen lässt. Viel-
leicht ist an eine Verbindung mit der Ver-
balwz. urgerm. *leu̯e/a- (s. liwen) in der
urspr. Bed. ‚lösen‘ zu denken (*leu̯-ni-; zur
Bildung vgl. Krahe-Meid 1969: 3, § 98, 2),
so dass der ‚Zufall‘ als das ‚Abgelöste‘ zu
verstehen wäre, was eine vergleichbare Pa-
rallele in lat. cāsus ‚Zufall‘ : cadere ‚fallen‘
hätte.