ackusAWB f. kons. St.(?) (vgl. Braune, Ahd. Gr.¹³
§ 240 Anm. 2) ‚Axt, Beil, securis‘ 〈Var.: acc-,
akk-, acch-; ak-, ac-, ach-; -us, -is, -es, -s〉. — Mhd.
ackes, aks (pl. exa). — Nhd. Axt, mit frühnhd.
angetretenem -t, wie in Obst, Palast, Papst usw.
(vgl. A. Schirokauer, MLQ 4 [1943], 21).
Ahd. Wb. I, 93; Schützeichel³ 3; Starck-Wells 19;
Graff I, 136; Schade 9; Lexer I, 19; Benecke I, 6; Dt.
Wb. I, 1046 f.; Kluge²¹ 42.
Das Wort ist im Germ. weit verbreitet: as. acus
f. kons. St., mndd. ackes, exe f.; andfrk. ac(c)us
f., mndl. aex f., nndl. aaks, aks; ae. æx (æcs),
æsc, æces, acas f. jō-St., me. ax(e), ex(e), ne.
ax(e); aisl. øx, ǫx, ax f. jō-St., nisl. øxi, nnorw.
øks, ndän. økse, nschwed. yxa; got. aqizi f. jō-
St. Es ist auch ins Lapp.-Norw. (akšo) und ins
Aruss. (*okъši, gen. okъšьve; vgl. M. Vasmer,
Zfslav. Ph. 15 [1938], 119 f.) entlehnt.
Die Bed. des afries. Wortes axa, das nur zweimal im
Afries. Landrecht belegt ist, ist unsicher: nach Siebs,
Gesch. d. fries. Spr. 1289 und Holthausen, Afries. Wb.
4, gehört es hierher; dagegen Richthofen, Afries. Wb.
616, der aber keine sichere Deutung geben kann.
Man hat es sogar mit ahd. ahsa ‚Achse‘ verbunden (s.
d.).
Fick III (Germ.)⁴ 7; Holthausen, As. Wb. 2; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 50. 628; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. I, 45. 756; Verdam, Mndl. handwb.
22; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 1; Vries, Ndls. et. wb.
1; Holthausen, Ae. et. Wb. 9; Bosworth-Toller, AS
Dict. 25; Suppl. 25; ME Dict. A—B, 578; OED I, 598;
Oxf. Dict. of Engl. Et. 66; Vries, Anord. et. Wb.² 683;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 17; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 355; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1419;
Torp, Nynorsk et. ordb. 883; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 1412 f.; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 54. 579 f.
Sowohl got. aqizi wie auch die Gemination im
Ahd. verlangen eine germ. Grundform *ak-
wis-; die nicht geminierten Formen im Ahd.
und aisl. ǫx (< *akuz-) neben øx (< *akwis-;
vgl. Noreen, Aisl. Gr.⁴ § 77,7) weisen auf eine
damit ablautende Form *akuz-; dazu kam in
den meisten Dialekten eine -jō-Erweiterung.
Weniger wahrscheinlich ist die Erklärung des wgerm.
u als eine Art Verschmelzung von w und i (so Holt-
hausen, As. El.buch² § 166 Anm. 3; Braune, Ahd. Gr.¹³
§ 109 Anm. 4); für das Aisl. wenigstens kommt sie gar
nicht in Frage. Auch abzulehnen Kluge, Nom. Stamm-
bildung³ § 85 (Suffix -usjō, -isjō). S. auch F. Specht,
Baesecke-Festschrift 115.
Die einzigen außergerm. Vergleiche, die man
allgemein vorführt, gr. ἀξνη ‚Axt, Beil‘ und lat.
ascia (< *acsia, wie viscum, viscus zu gr. ἰξός
‚Mistel‘) ‚Zimmermannsaxt‘, gehören nur dann
hierher, wenn ihr k < g vor s entstanden ist,
was eine Verknüpfung mit hom. τανα-ήκης,
τανυ-ήκης ‚langspitzig‘ und der idg. Wz. *a-
‚scharf‘ ausschließen würde (vgl. J. Schmidt, Idg.
Neutra 148; eine idg. Wz. *ag̑- ‚scharf‘, von
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 71 f. und
Kluge²¹ 42 neben *a- angesetzt, ist nirgends
zu finden).
Da die Bildungen im Gr., Lat. und Germ. ver-
schieden sind (gr. < *aks-ī-nā, s. Schwyzer,
Gr. Gram. 465 Anm. 4; lat. *aks-jā) und son-
stige idg. Verwandte fehlen, hat man vermutet,
es möge sich um ein Wanderwort handeln; so
Frisk, Gr. et. Wb. I, 115 f.; Schrader, Reallexi-
kon² I, 68; J. Schmidt, Urheimat d. Indogermanen
9; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 54. 579 f. Dieser
vergleicht u. a. sum. ḫazi, babyl. ḫazinu, hebr.
garzen ‚Axt‘. Höchst unsicher.
Nach A. Noreen, IF 4 (1894), 324 f. könnten die
germ. Wörter viell. Reste eines idg. Part. Perf.
akt. in *-u̯es, *-u̯os, *-us- sein (vgl. z. B. got. bē-
rusjōs ‚Eltern‘ zu bairan). Sehr zweifelhaft, da
sichere Beispiele für die e-Stufe dieses Suffixes
sonst nirgends belegt sind. Abzulehnen Zu-
pitza, Germ. Gutturale 89; Petersson, Idg. He-
teroklisie 113 f.: zu aind. ágram ‚Spitze, Gipfel,
Anfang‘; lett. agrs ‚früh‘.
Walde-Pokorny I, 39; Pokorny 9; Boisacq, Dict. ét.
gr.⁴ 65; Frisk, Gr. et. Wb. I, 115 f.; Chantraine, Dict.
ét. gr. 94; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 71 f.; Er-
nout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 50. — Specht, Urspr. d. idg.
Dekl. 150. 239. 326 f.