anacrahilAWB (?) m. a-St.(?) ‚Träger eines spre-
chenden Namens; jemand dessen Wesen dem
Sinn seines Namens entspricht‘; nur Gl. 4, 206,
29 zum Lemma onomoforas (= ὀνοματοφόρος,
Steinmeyer) qui habet in se quod portet in no-
mine ut Benedictus et Clemens et multi alii. Ka-
tara, Gl. d. Cod. Sem. Trev. 266 vergleicht cra-
chilon ‚gannio‘ in derselben Hs. (→ krgilôn,
das auch ‚schwatzen‘ bedeutet, und vgl. Stein-
meyer zur Stelle). Die Form erklärt sich aber
vielleicht besser als eine nom. Bildung mittels
des Suffixes -il vom Verb krâ(h)en ‚krähen,
schwatzen, plaudern‘ (vgl. Raven, Schw. Verben
d. Ahd. I, 96 und Gl. 4, 327, 26 crauu ‚garrio‘; →
krâen, -il): ‚der etwas Sprechendes an sich hat,
sein Wesen verrät‘. S. auch krecho ‚garrulus‘. Da-
gegen vermutet H. Suolahti, Neuphil. Mitt. 14
(1912), 204 eine Verschreibung für *ana-tragil
‚der etwas an sich trägt‘ (→ tregil, tragan). Kei-
ner dieser Versuche ist vollkommen befriedi-
gend, aber gegen den letztgenannten spricht die
Tatsache, daß das Wort tregil mit dem zu er-
wartenden Umlaut in derselben Hs. vorkommt
(Katara, a.a.O. 288).
O. Schlutters Deutung als *nāothregil = *namothre-
gil wurde von Steinmeyer abgelehnt (s. Ahd. Wb. I,
451). Das bei Graff IV, 584, A. Fick, BB 17 (1891),
320 f., Pokorny 384 u. a. angesetzte ahd. kragil, mhd.
kregel ‚geschwätzig‘ ist nirgends sicher belegt: chragi-
lon ‚garrulorum‘ Gl. 2, 452, 59 (2) ist wohl eine Ver-
schreibung für chragilontero (so schon Steinmeyer
zur Stelle); mhd. *kregel scheint gar nicht zu existie-
ren. Nndd., nhd. mdartl. krēgel ‚munter‘ gehört wohl
nicht hierher, sondern zu ahd. krieg, krêg ‚Hartnäk-
kigkeit‘ (s. d.). Ahd. Wb. I, 451 f. (s. v. anatragil);
Starck-Wells 27.