antharôn sw.v. II ‚nachahmen, aemulare, imi-
tari‘, nur Gl. 1, 28, 4. 6. 8 [Pa]; sonst antrôn,
[gi]anterôn [Notker]. — Mhd. antern, entern
‚nachahmen‘; nhd. mdartl. anteren (schweiz.),
äntern, antern (bair.) ‚spöttisch nachahmen‘.
Ahd. Wb. I, 536 f.; Schützeichel3 8; Starck-Wells 30;
Graff I, 378; Schade 21; Raven, Schw. Verben d. Ahd.
II, 8; Sehrt, Notker-Gl. 8; Lexer I, 80; Nachtr. 28; Be-
necke I, 47; Dt. Wb. I, 311 f. (andern; Etym. verfehlt);
Schweiz. Id. I, 349; Schmeller, Bayer. Wb.2 I, 114;
Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. I, 258 f. —
Schatz, Ahd. Gr. § 93. 238. 499; E. Ochs, PBB 40
(1915—16), 467 ff.
Die volle Form des Präf. ant- (s. d.) beweist,
daß das Verb erst sekundär aus einer Nomi-
nalzss. *ant-haro ‚Nachahmer‘ oder *ant-hara
‚Nachahmung‘ entstanden ist, die zum Verb ha-
rên ‚rufen‘ gebildet wurde (vgl. fora-haro ‚He-
rold, praeco‘); zur Etymologie → harên und zur
Bed.entwicklung (wohl urspr. ‚als Gegenredner
jemanden anrufen‘) s. Ochs, a.a.O.
Verwandt sowohl in Bed. als in Form (obgleich
mit anderer Ablautstufe und als Verbalzss. zu
fassen) ist ae. on-hyrian ‚nachahmen‘; dazu
kommt, mit ders. Bed., æfter-hyrigean, ef-hyrian
und sogar das Simplex hyrian (selten), dessen
Bed. wohl von den Zss. beeinflußt wurde. Auch
zu vergleichen ist wohl aisl. herma ‚melden, er-
zählen, nachahmen‘, nnorw. herma, nschwed.
härma, ndän. herme ‚(spöttisch) nachahmen‘ <
*har-m-jan (mit Verlust eines urnord. Präfixes?
vgl. Heusler, Aisl. El.buch7 § 123 ff.), zur idg.
Wz. *kar(ǝ)- in ahd. harên. Vgl. auch ne.
mdartl. harm ‚spöttisch nachahmen‘. Diese
Wörter sind urspr. nicht mit ahd. harm ‚Leid,
Schmerz‘, auch ‚Beleidigung‘ (s.d.) verwandt,
aber ein wechselseitiger Einfluß der beiden Sip-
pen ist nicht auszuschließen.
Holthausen, Ae. et. Wb. 184; Bosworth-Toller, AS
Dict. 11 (æfter-). 583 (hyrian). 755 (on-); Suppl. 13.
586. 662 (of-); Wright, Engl. Dial. Dict. III, 70
(harm); Vries, Anord. et. Wb.2 224; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 192; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 399;
Hellquist, Svensk et. ordb.3 389.