antreita
Band I, Spalte 283
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antreitaAWB f. ō-St., antreitîAWB f. īn-St. geordnete
Reihenfolge, Ordnung, ordo, series
. Mhd. an-
treite st.f. und n.

Ahd. Wb. I, 558 f.; Schützeichel³ 9; Starck-Wells 31;
Graff II, 479 f.; Schade 22; Lexer I, 81; Benecke II,
673; Kluge²¹ 66 (s. v. bereit).

Zss. aus *and- ( ant-) und *-raiđ- (s. auch
gireiti bereit, reitî Rechnung und vgl. nhd.
bereit) kommen nur ahd. und mhd. vor, aber
das zweite Element ist mit anderen Präfixen
und (seltener) alleinstehend in fast allen germ.
Dialekten belegt: z. B. mhd. bereit(e) bereitwil-
lig, dienstfertig
, gereit(e) bereit, fertig; mit Fer-
tigkeit, leicht und schnell, alsbald, bereits
, rei-
ten zurüsten, bereiten; mndd. (ge)rē(i)de be-
reit, fertig
(zum Vokalismus s. Lasch, Mndd.
Gr. § 123); afries. rēde dss.; ae. gerǣde dss.,
(ge)rǣdan ordnen (vgl. ne. ready); aisl. greiðr
bereit, leicht, nützlich, reiðr (in der Bed.
leicht, nützlich nach Vries, Anord. et. Wb.² 437
aus dem Mndd. entlehnt, sonst reitbar), greiði
Rechenschaft, Verantwortung, Aufwartung,
greiða ordnen, bereiten, reiði Geschirr; got.
garaiþs angeordnet, διατεταγμένος, raidjan
richtig darbieten, verordnen, ὀρϑοτομεῖν, ga-
raidjan anordnen, bestimmen, διατάσσειν.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 2, 75; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. II, 67; III, 438 f.; Holthausen, A-
fries. Wb. 86; Richthofen, Afries. Wb. 986; Holthau-
sen, Ae. et. Wb. 252 f.; Bosworth-Toller, AS Dict. 429.
782 f. Suppl. 390 f. 683; OED VIII, 197 ff.; Vries, A-
nord. et. Wb.² 186. 437; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 704;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 197. 199. 393.

Zwei konkurrierende Etymologien werden in
der Lit. zur Wahl gestellt (Walde-Pokorny und
Pokorny führen die ganze Sippe sogar zweimal
auf, ohne sich für die eine oder die andere Er-
klärung zu entscheiden):

a) zu idg. *redh-: *rodh- fahren, in Bewe-
gung sein
; rîtan (Walde-Pokorny II, 348;
Pokorny 861).

b) zur idg. Wz. *ar(ē)- (**H₂[e]reH-) fü-
gen, passen
mit *-dh-Erweiterung; râtan (so
zuerst Wood, IE ax usw. § 226 ff.; Persson, Beitr.
z. idg. Wortf. 856 f.; s. auch Walde-Pokorny I,
75; Pokorny 60).

Gegen die zweite Etymologie spricht die Un-
wahrscheinlichkeit, daß dieselbe Wz. in einer
Sprache in zwei identischen Umgebungen (vor
*-dh-) sowohl monophthongisch: *rēdh- (got.
garēdan Vorsorge treffen, ahd. râtan raten)
als auch diphthongisch: *rōdh- oder *dh-
(got. [ga]raidjan anordnen, ahd. antreitî usw.)
erscheinen sollte.

Dagegen bietet die erste Etymologie nur die
Schwierigkeit, die Vielzahl der Bed. aus einem
Urbegriff fahren abzuleiten. Der oft zitierte
Parallelismus bereit : reiten = fertig : fahren ist
viell. allzusehr betont worden, denn so einfach
sind alle anderen Bed. der Ableitungen dieser
Wz. nicht zu erklären. Der Vergleich mit eini-
gen balt. Wörtern ist aber aufschlußreich: viell.
mit dieser Sippe verwandt sind nach Fraenkel,
Lit. et. Wb. 687 f. raidùs schnell, bereit, fertig,
handlich, bequem usw.
, lett. raids bereit, fer-
tig
. (Zur Bed. schnell neben bereit vergleicht
Fraenkel frz. prêt bereit, italien. presto
schnell, beide aus vulg.lat. praestus, praesto
[adv.] gegenwärtig.) Hierher ferner nach
Fraenkel lit. raidti aufladen, beladen, lett.
rida allerlei Gerät, Kram, rist ordnen (anders
Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. III, 522.
532), raĩts, raĩtns schnell, hurtig und sogar lit.
riedéti (herunter)rollen.

Auch das Kelt. bietet interessante Parallelen:
air. réid flach, eben, leicht, einfach, akymr.
ruid vacuum, nkymr. rhwydd leicht, korn. rth
leicht, klar, flach, eben, die wie ríad Fahrt,
Lauf
nach Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. R
16 f. 26. auf die urkelt. Grundlage *reid- fah-
ren
zurückgehen.

Es scheint, als ob auch außerhalb des Germ. Be-
griffe der Bewegung mit denen der Bereit-
schaft, Ordnung, Leichtigkeit usw.
in Verbin-
dung stünden. Viell. wäre die ganze Sippe doch
auf idg. *redh- zurückzuführen, indem dieser
Grundform (die viell. aus *(e)re + dh besteht
und zur Wz. *er- sich in Bewegung setzen ge-
hört; s. Seebold, Germ. st. Verben 368) eine
urspr. Bed. etwa im Sinne eines schnellen,
leichten Fortbewegens
zugeschrieben wird,
woraus dann sekundäre Bedeutungen (bes. in
Verbindung mit Präfixen) entstanden sind, wie
ein Aufstellen in bestimmter Ordnung usw.
Natürlich ist auch eine gelegentliche Kontami-
nation der beiden ähnlichen germ. Basen *rǣđ-
und *raiđ- möglich; im Aengl. sind sie sogar
zusammengefallen.

In gewisser Beziehung ist die Bed.entwicklung der
idg. Wz. *re- zu vergleichen, die Bewegungsbegriffe
wie recken, strecken mit Ordnungsbegriffen wie ge-
rade, gerade richten
verband; vgl. lat. regere gerade
richten, lenken, herrschen
; ae. racian laufen, leiten,
lenken usw.
; schwed. raka schnell laufen, sausen (
racha, recchen und vgl. Pokorny 854 ff.).

S. auch rîtan (wo Lit.).

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