ardingûnAWB adv. ‚grundlos, ursachlos, sine causa,
de nihilo; vergebens, ohne Erfolg, frustra‘. Au-
ßer Gl. 1, 76, 34 (Pa: edo ardingun, K: edo erd-
hincun = vel causa, was auf einem Mißverste-
hen beruhen muß; s. Ahd. Wb. I, 631; Schrö-
bler, Notker als Übersetzer 113 Fn. 4) kommt
dieses Wort nur bei Notker vor. Es hat keine si-
chere Etymologie.
Die Endung muß — wenigstens ursprl. — lang gewesen
sein, denn bei Notker wird die Endung -un zu -en;
vgl. Braune, Ahd. Gr.¹³ § 193 Anm. 7. 221 Anm. 3.
Ahd. Wb. I, 631; Schützeichel³ 10; Starck-Wells 33;
Graff I, 472; Schade 26.
Grimm, Dt. Gr.a II, 338 f. (alt 356); III, 225 f.
(alt 234) hielt das Wort für eine Entstellung aus
dem gleichbedeutenden ar(a)wingûn (→ ara-
wûn), „so sonderbar die Entwicklung des rd
aus rw ist“. Viell. wäre eher an eine Entstellung
aus einem Adv. *ur-dingûn zu denken (ur- =
‚ohne‘, s. ir-; ding = u. a. ‚Ursache, causa‘ [s.
d.]; vgl. Notker, Bo. [Sehrt-Starck 193, 9] úmbe
gelîchíu díng ‚paribus causis‘; -ûn Kasusendung
[wohl sw.akk.f.sg.] zur Bildung von Adv.; vgl.
Schatz, Ahd. Gr. § 407; Braune, Ahd. Gr.¹³
§ 269, 3), unter dem Einfluß von ar(a)wingûn.
Zur Bildung *urdingûn vgl. z. B. â-wiggûn adv.
‚weglos‘ (s. d.) zum Adj. âwiggi, eine Zss. aus ei-
nem ähnlichen privativen â- + Subst. Adver-
bien dieser Art mit dem ersten Element ur- sind
zufällig nicht belegt, aber Notker selbst bietet
wenigstens ein Beispiel eines Adjektivs, aus dem
solch ein Adv. leicht hätte entstehen können
und zwar ur-chôse ‚ohne Widerrede, unzweifel-
haft‘ (Sehrt, Notker-Gl. 256).
Ohne den Einfluß von ar(a)wingûn wäre eine Zss. ar
+ dingûn (wie bei Graff I, 472) bei Notker unmög-
lich, denn betontes ur- blieb unverändert und unbe-
tontes ar- wurde überall zu er-. Auch ist die von Graff
erwähnte einmalige Akzentuierung ardíngun (Ps. IX,
2) von keinerlei Bedeutung, da die Akzentuierung der
Psalterhs. R sehr fehlerhaft ist und alle Beispiele aus
den anderen Werken den Akzent auf der ersten Silbe
haben.