ascAWB m. a-(auch i-) St. 〈Var.: asch; in späten
Hss., 14. und 15. Jh., äsch, esch〉, daneben vom
12. Jh. an aska¹AWB f. n-St. 〈Var.: ascha, -e, jedoch
stets ohne Umlaut im Ahd.〉 ‚Esche, fraxinus‘
(Fraxinus excelsior L.), öfters verwechselt mit
‚Eberesche, aesculus‘ (Wortanklang? Sorbus au-
cuparia L.), einmal übertr. ‚Speer‘ Hildebr. 63
(asckim? s. die Lit. bei Braune, Ahd. Lesebuch⁹
196 zu v. 63). — Mhd. asch st. m., vom späten
13. Jh. an auch esche st. f. ‚Esche; Speer; kleines
Schiff; Holznapf‘: zur Bed.entwicklung von
‚Eschenbaum‘ zu ‚Speer‘ vgl. lat. fraxinus, gr.
(ion.) μελίη; von ‚Eschenbaum‘ zu ‚Boot‘ vgl.
anord. eikja, dt. Einbaum. — Nhd. Esche f.: der
Umlaut, ursprl. nur im Pl., wenn nach der i-
Dekl. flektiert, drang durch in Anlehnung an
das Adj. eschîn, zumal in eschenboum (s. J.
Hoops, IF 14 [1903], 484).
Ahd. Wb. I, 672 f.; Schützeichel³ 11; Starck-Wells 35;
Graff I, 492; Schade 32; Lexer I, 99 f. 708; Benecke I,
64 f.; Dt. Wb. III, 1141; Kluge²¹ 174 f. — Vgl. Marzell,
Wb. d. dt. Pflanzennamen II, 487; Hoops, Waldbäume
u. Kulturpflanzen 121; Hoops Reallex. I (1913), 631;
Schrader, Reallex. d. idg. Alt.² I, 270.
Im mdartl. Sprachgebrauch gehen auch heute noch
ein- und zweisilbige Formen, mit und ohne Umlaut,
durcheinander; auch bezeichnet das Wort neben dem
Baum noch immer ‚Schiff‘, bes. ‚Salzschiff‘ im Öster-
reichischen, und ‚Gefäß‘ (ursprl. aus Eschenholz), s.
Schweiz. Id. I, 568; Ochs, Bad. Wb. I, 712; Fischer,
Schwäb. Wb. II, 865; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa.
in Österr. I, 387 f.; Müller, Rhein. Wb. II, 177; Woe-
ste, Wb. d. westf. Mda. 12; Mensing, Schleswig-holst.
Wb. I, 1063; Ziesemer, Preuß. Wb. II, 371.
Der m. a- (oder i-) St. ahd. asc hat seine Ent-
sprechungen in fast allen germ. Dialekten, wäh-
rend die zweisilbige Fem.bildung sich fast nur
im Ndd. und Ndl. wiederfindet: as. asc, mndd.
asch, esche, nndd. esch; mndl. asch, auch esce,
nndl. es(ch); nfries. esk (Sylt); ae. æsc ‚Esche;
Spieß; Boot‘, me. asch, ne. ash; aisl. askr (dazu
Kollektivum eski n. < *askja), nisl. askur,
nnorw. ask, ndän. ask, esk, auch asketræ sowie
æsk(etræ), aschwed. asker, nschwed. ask, auch
äsk (Gotland). Dazu kommen germ. Belege des
Wortes in Komp.: as. ashmen ‚Northmanni, py-
rate‘ Gl. 2, 366, 27 (= Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 67, 15; 11. Jh.), mhd. aschman
‚Bootsknecht‘ (Lexer, Mhd. Handwb. III
Nachtr. 35), ae. æscman, anord. askmaðr (Ahd.
Wb. I, 675 f.) = lat. Ascomanni ‚pyratae, Wi-
chingi‘ bei Adam von Bremen, Gesta Hammab.
eccl. pontificum II, § 29 f.; auch Asc-arii ‚Speer-
leute‘ aus der Notitia dignitatum (hrsg. von E.
Böcking), Orient. Kap. 8, Occid. Kap. 5 und 7,
dürfte hierher gehören (s. R. Much, ZfdA. 41
[1897], 94 f.), vor allem aber der vielumstrit-
tene, mehrfach bei Tacitus und anderwärts
überlieferte ON Asciburgium, Asciburgia auf
der Peutingerschen Tafel (hrsg. von C. Miller,
Ravensburg, 1888) I, Segm. II, 5, wohl das heu-
tige Asberg (älter Ast- für Asc-, Aschberg); allen
scharfsinnigen Emendationen zum Trotz (*As-
cin-, *Ascio-, *Asco-) bestätigt das so konse-
quent bezeugte -i- der Komp.fuge, was schon
durch den dat.pl. asckim des Hildebr. gefordert
wird: den Ansatz eines alten i-St. neben dem a-
St. Endlich gehört hierher noch das vom Geo-
graphen von Ravenna (Cosmographia, hrsg. von
M. Pinder und G. Parthey, Berlin, 1860) 232
verzeichnete Ascis mit dem gleich darauf fol-
genden Asc-apha ‚Aschaffenburg‘ in Ober-
deutschland, s. Bach, Dt. Namenkunde II, 19, 2.
79, 1. 192, 2. (Vgl. E. Norden, Die germ. Urge-
schichte in Tacitus’ ‚Germania‘ [Berlin, 1920],
189—202. 488—92; R. Much, WuS 12 [1929],
349 ff.; ders., Die ‚Germania‘ des Tacitus [Hei-
delberg, 1937], 58 f.; Hoops Reallex.² I, 452).
Holthausen, As. Wb. 4; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 126; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
133; Verdam, Mndl. handwb. 46 (asch). 169 (essche);
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 159; Vries, Ndls. et. wb.
161; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I, 406;
Dijkstra, Friesch wb. I, 331; Holthausen, Ae. et. Wb.
12; Bosworth-Toller, AS Dict. 19; Suppl. 19; ME
Dict. A—B, 450; OED I, 485 f.; Oxf. Dict. of Engl. Et.
54; Vries, Anord. et. Wb.² 15 ; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 90 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 7;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. I, 34 f.; Torp, Nynorsk
et. ordb. 8; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 35 f.
Der germ. Grundform *aska-/i- mit ihrer k-Er-
weiterung einer idg. Wz. *os- (**H₃es-) stehen
wohl gr. ὀξύα, ὀξέα ‚Buche; Speerschaft‘ (<
*oks-[e]s? Zur Metathese bei gr. -sk-: -ks- s.
Schwyzer, Gr. Gram. I, 266 f.) gegenüber — der
Bed.wandel von ‚Esche‘ zu ‚Buche‘ überrascht
nicht, da die Esche in Griechenland nicht hei-
misch ist — (ngr. ἀσκός ‚kleines Schiff‘ setzt
wohl das noch immer unerklärte agr. ἀσκός
‚abgezogene Haut, lederner Schlauch‘ fort), alb.
ah ‚Buche‘ (< *oska oder *aska), arm. hai
‚Esche‘ (< *ask[h]io), vielleicht auch der süd-
gall. ON Ὀσκέλ(λ)α (> [Val d’] Ossola
‚Eschental‘, s. Holder, Acelt. Spr. II, 883 f.; W.
Meyer-Lübke, ZfOrtsnamenf. 4 [1929], 183 ff.;
J. U. Hubschmied, Vox Rom. 3 [1938], 50: die
Suffixform entspräche hier der germ.). Dage-
gen ist eine n-Erweiterung charakteristisch für
alle anderen kelt. sowie ital. und slav. Paralle-
len: kymr. akorn. onn-en f., bret. ounn-en (<
urkelt. *os-nā), air. (h)uinnius (< *osnissū, *os-
nisson), mir. uinsenn, nir. (f)uinnse (s. E. Hamp,
Zfcelt. Ph. 36 [1977], 10); lat. ornus ‚Bergesche;
Spieß‘ (< *os-en-os mit Rhotazismus und Syn-
kope, s. F. Solmsen, Zfvgl. Spr. 34 [1897], 32
Anm. 1); russ. jásen’ ‚Esche‘, serbo-kroat. jȁsēn,
poln. jesion, jasień, tschech. jasan. All das führt
auf eine idg. Wz. *s- zurück, die als i- (i̯o-)
St. sich im Balt. erhalten hat: lit. úosis, lett. uôsis,
apreuß. woasis.
Nur im Indo-Iran. ist dieser Wortstamm, wohl
aus pflanzengeographischen Gründen, nicht ver-
treten. Auch die bestechende Vermutung, daß
sich in gr. ἀχερωΐς ‚Weißpappel‘ ein mit der Wz.
*s- zu identifizierendes Komp.element *-ōsis ver-
berge (so noch C. C. Uhlenbeck, PBB 26 [1901], 295;
Berneker, Walde-Hofmann a.a.O.), muß doch wohl
aus morphologischen Rücksichten (gen. sg. -ίδος)
aufgegeben werden (s. Frisk, Gr. et. Wb. I, 199; Lex.
d. frühgr. Epos I, 1750).
Walde-Pokorny I, 184 f.; Pokorny 782; Frisk, Gr. et.
Wb. II, 400 (ὀξύα); Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 107. 706;
Chantraine, Dict. ét. gr. 806; Meyer, Et. Wb. d. alb.
Spr. 4; Hübschmann, Arm. Gr. 465; Fick II (Kelt.)⁴
51; Henry, Lex. ét. du breton mod. 215; Pedersen, Vgl.
Gr. d. kelt. Spr. I, 85 f.; Thurneysen, Gr. of OIr. § 329;
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II, 223; Ernout-Meil-
let, Dict. ét. lat.⁴ 469; Berneker, Slav. et. Wb. I, 31;
Vasmer, Russ. et. Wb. III, 496; Trautmann, Balt.-Slav.
Wb. 203; Fraenkel, Lit. et. Wb. 1167. — Vgl. auch E.
Hamp, Amer. Anthropologist 75 (1973), 1093 ff.