bald, pald
Band I, Spalte 434
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baldAWB, paldAWB adj. kühn, mutig, audens, intrepi-
dus; dreist, temerarius, protervus; vertrauens-
voll; frei, liber(alis)
; baldoAWB, paldoAWB adv. dss.;
außerdem mit gutem Grund, non iniuria. –
Mhd. balt (-d-), adv. balde, kühn, aber auch
schnell: der Bedeutungswandel zu einem Zeit-
begriff
ist, wie auch im Falle von mhd. schnell,
(ge)schwind oder ne. swift(ly), durch den Ge-
brauch des Wortes mit Verben der Bewegung
bedingt, vgl. H. Petersson, Zwei sprachl. Auf-
sätze zur et. und semas. Forschung (Lund, 1917),
62 ff. – Als Adj. begegnet das Wort schon
frühnhd. nur noch selten, während das Adv.
bald im Sinne von früh, (früh)zeitig sich im-
mer mehr durchgesetzt hat. Nur mdartl. wird
bald auch heute noch vereinzelt als Adj. ge-
braucht mit der Bed. früh, so im Oberhessi-
schen: bāl obst Frühobst, bāl frühjår zeitiger
Frühling
, oder auch im Sinne von schnell in
der Zss. windbald schnell wie der Wind, s.
Crecelius, Oberhess. Wb. 86 f.

Ahd. Wb. I, 787 ff.; Schützeichel³ 12; Starck-Wells
41; Graff III, 108 f.; Schade 37; Lexer I, 117 f. 114
(balde)
; Benecke I, 80 f.; Dt. Wb. I, 1081 ff.; Kluge²¹
45.

Ahd. bald hat in allen germ. Dialekten seine
Entsprechungen, z. T. mit gewissen bedeu-
tungsmäßigen Differenzen: as. bald kühn, mu-
tig
, mndd. bolt, balt (-d-), adv. bōlde; andfrk.
bald, adv. baldo fiducialiter (s. Helten,
Aostndfrk. Psalmenfrag. 60), mndl. bout (-d-),
adv. boude, nndl. boud; afries. bald, adv. balde;
ae. beald (mit Brechungs-ea vor -ld), adv. be-
alde, me. bold, auch bald, bau(l)d u. ä., ne. bold
kühn, dreist, gewagt; langob. in über drei Dut-
zend PN als zweites und in einem weiteren hal-
ben Dutzend als erstes Element, so in Frôt-
bald(us), Sigebald(us) bzw. Balduin(us), Bal-
tilda, dazu gewisse Kurz- und Kosenamen wie
Baldo, Paldulus, Baldisc(us) u. a.; aisl. ballr (mit
-ll- < -lþ-, s. Noreen, Aisl. Gr.⁴ § 275) mit der
Bed. furchtbar, gefährlich, daneben baldinn
(auch beldinn poet.) mit gram. Wechsel trot-
zig
, während die neuskand. Formen aus dem
Mndd. entlehnt sind: nnorw. ndän. bold,
nschwed. båld; got. *balþs zu erschließen aus
dem Adv. balþaba = (ἐν) παῤῥησίᾳ kühn,
freimütig
. – Kein Wunder, daß das Wort aus
dem Westgerm. auch ins angrenzende Romani-
sche entlehnt wurde: italien. baldo, afrz. mfrz.
baud, aprov. baut (schon im 3. Jh. n. Chr. ist
einmal baudus im Sinne von audax, fortis be-
zeugt mit sehr früher Vokalisierung des l). Vgl.
Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 1177; Meyer-
Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 900; Wartburg, Frz.
et. Wb. I, 212 f.

Fick III (Germ.)⁴ 266; Holthausen, As. Wb. 5; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 37; Berr, Et. Gl. to Hel. 39; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 137; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. I, 381; Verdam, Mndl. handwb. 113;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 87; Vries, Ndls. et. wb. 82;
Holthausen, Afries. Wb. 5; Richthofen, Afries. Wb.
617; Holthausen, Ae. et. Wb. 17; Bosworth-Toller, AS
Dict. 71; Suppl. 65; ME Dict. A–B, 1023 f.; OED I,
971; Bruckner, Spr. d. Langob. 231; Vries, Anord. et.
Wb.² 24. 31. 32; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 627 f.; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 10; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 45. 91; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 75;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 78 f.

Das fast lückenlose Zeugnis der germ. Dialekte
für Gegenstücke von ahd. bald läßt keinen
Zweifel an einer Grundform urg. *balþa-z, die
einem idg. Ansatz *bhól-t-os entspräche (der
meist zur idg. Wz. *bhel(ǝ)- aufschwellen,
strotzen
gestellt wird), für den sich jedoch kein
einziges außergerm. Zeugnis findet. Nur im
Kelt. sind – aber mit -ko-Suffix – gleichbedeu-
tende Bildungen zu belegen: kymr. balch stolz,
anmaßend
, bret. balc’h dss., air. balc stark
(Persson, Beitr. z. idg. Wortf. 800); doch wird
dabei oft übersehen (worauf W. Cowgill und
E. Hamp hinweisen, briefl.), daß die zitierten
kelt. Formen mit ihrem durchgängigen -a- in
der Stammsilbe nur auf eine idg. Wz. *bhal-
zurückgehen können.

Walde-Pokorny II, 178 f.; Pokorny 121; Fick II
(Kelt.)⁴ 163 (abwegig); Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc.
B–12; Hessens Ir. Lex. 77; Dict. of Welsh 251; Dict. of
Irish B–24; Henry, Lex. ét. du breton mod. 25.

S. auch bal¹.

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