*bewenAWB sw.v. I ‚häufig benutzen, viel gebrau-
chen, durch häufigen Gebrauch abnutzen, er-
schöpfen; anfertigen; terere, refricare, conficere‘;
nur in Gl. belegt 〈Formen: pau[u]anne dat. inf.,
kipeuuiter, -beuuiter, gepoit, -bouut part. prät.〉.
Ahd. Wb. I, 941 f.; Starck-Wells 49; Graff III, 4; Ra-
ven, Schw. Verben d. Ahd. I, 285; s. auch Braune, Ahd.
Gr.¹³ § 358 Anm. 3; Krüer, Bindevokal im sw. dt. Prät.
296 ff.
Sowohl die Etymologie wie auch die Grund-
bed. des Wortes ist unsicher; abzulehnen ist je-
denfalls formale Gleichsetzung mit got. bauan
‚wohnen‘ (R. Kögel, PBB 9 [1884], 515 f.; s.
aber unten) oder ahd. bâen ‚bähen‘ (Graff III,
4). Viel ansprechender ist der Vergleich mit ae.
bī(e)wan, bȳwan, bōowan ‚reiben, polieren, put-
zen, schmücken‘ (< *bewwj- ?; vgl. aber bæ-
wenn, bæweþþ [Ormulum], das ein *bawwj-
voraussetzt, wie in ahd. bewen; s. Holthausen,
Ae. et. Wb. 23; Luick, Hist. Gr. d. engl. Spr.
§ 356, 2; Bosworth-Toller, AS Dict. 4 [a-bȳ-
wan]. 142 [bȳwan]; Suppl. 3 [ā-bīwan]. 95 [bī-
wan]. 296 [ge-bīwan]); zur Bed. vgl. auch die
ahd. Zss. firbewen ‚aufreiben‘. Nach Seebold,
Germ. st. Verben 126 ist die Grundbed. von
germ. *beww- ‚reiben‘, wozu auch aisl. bygg
‚Gerste, Getreide‘ gehört (wie lat. trīticum ‚Wei-
zen‘ zu tero ‚reibe, scheuere, reibe Korn aus‘),
viell. as. bewod ‚Ernte‘, *beo (nur gen. pl.
bewo) Bed. unsicher, viell. auch ‚Ernte‘(?).
Eine solche germ. Basis *beww- ‚reiben‘ stünde
aber vereinzelt da, ohne andere germ. oder au-
ßergerm. Beziehungen. Auch die Bed.entwick-
lung von ‚reiben‘ zu ‚anfertigen‘ macht Schwie-
rigkeiten, es sei denn, daß der einzige Beleg da-
für (Gl. 1, 274, 45: za pauuanne za pahhanne —
[paleas] ... ad conficiendos [lateres] [zu Ex.
5,7]) das Lemma conficere falsch übersetzte, im
Sinne von Gl. 1, 276, 1 kibeuuiter kineizter —
[fame et dolore] confectus.
Wenn man aber die Bed.entwicklung umkehrt
und von einer Grundbed. ‚(vor)bereiten, parare‘
über ‚schmücken, polieren‘ zu ‚reiben‘ und end-
lich ‚aufreiben‘ u. ä. fortschreitet, lassen sich die
ahd. und ae. Verben doch letzten Endes mit
ahd. bûan (s. d.), got. bauan u. a. verknüpfen;
vgl. aisl. búa, das sowohl ‚wohnen‘ als auch ‚be-
reiten‘ und ‚schmücken‘ bedeutet (Vries, Anord.
et. Wb.² 63). Auch aind. bhūṣáyati ‚schmückt‘
(bhṣati ‚bemüht sich um [?]‘, einmal auch
‚schmückt‘, Monier-Williams, Skt.-Engl. Dict.
764), bhūṣaṇa- n. ‚Schmuck, Amulett‘ werden
gewöhnlich zur selben idg. Basis *bheu̯ā-
‚wachsen, werden usw.‘ gestellt (s. Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. II, 515 f.; Pokorny 147; bes.
Holthausen, Ae. et. Wb. 23). Die oben ange-
führten Subst. aisl. bygg, as. bewod (und *beo
[?], s. oben), wie auch afries. bē ‚Ernte‘, mndl.
boude, bouwde ‚Ernte, Getreide (auf dem
Halm)‘ gehören gleichfalls eher zu ahd. ae.
būan in der Bed. ‚bebauen‘ (vgl. nhd. Saat zu
säen).
Zu diesen Wörtern s. Verdam, Mndl. handwb. 113;
Sehrt, Wb. z. Hel. 44 (beo). 47 (bewod); Berr, Et. Gl.
to Hel. 47; Holthausen, Afries. Wb. 6; Richthofen, A-
fries. Wb. 621; Holthausen, Ae. et. Wb. 21; Vries,
a.a.O. 66.