dâre adv., Gl., Murb. H., Otfrid (fast aus-
nahmslos Reimwort), Georgsl.: ‚da, dort, bei
dieser Gelegenheit, in bezug darauf‘ 〈Var.: tha-
re, dhare, diere(?)〉.
Ahd. Wb. II, 308; Schützeichel⁴ 85; Starck-Wells 91.
798 (mit dara vermengt); Graff V, 53; Dt. Wb. II,
646; Dt. Wb.² VI, 254.
Ahd. dâre, das als Nebenform von dâr gilt, ent-
spricht (z. T. sekundär gekürztem?) mndd. dre
‚dahin, wohin, da, wo‘, mndl. dare ‚da, wo‘,
wenn das auslautende e nicht analogisch nach
dem Vorbild anderer Adverbien angetreten,
sondern alt und nicht aus -a abgeschwächt ist
(→ dâr, dara). Einen auf r folgenden, auslauten-
den Vokal weist ferner ae. ðāra ‚dort, wo‘ auf.
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 484 f.; Verdam, Mndl.
handwb. 126; Bosworth-Toller, AS Dict. 1031.
Als gemeinsame Vorform setzt G. Schmidt,
Germ. Adv. 68 eine Form mit auslautendem
*-aiw wie in ae. -hwāra in hwæt-hwāra ‚etwas,
ein wenig‘ < *‚wo immer‘ voraus. Während -a
im Ae. tatsächlich auf *-aiw zurückgehen kann,
wenn man ðāra als eine nach -hwāra analogi-
sche Bildung betrachtet, ist die Annahme einer
Verschleifung von *-aiw zu -e für das Ahd.
nicht wahrscheinlich. -e in ahd. dâre und mögli-
cherweise in mndd., mndl. dare weist entweder
auf einen Dat.-Ausgang vorurgerm. *-āi oder
auf einen Lokativ vorurgerm. *-oĩ; zu urgerm.
*-āi als Ausgang von unflektierbaren Wörtern
vgl. got. jabai, ibai ‚wenn‘, jai ‚ja, wahrlich,
fürwahr‘ (R. Lühr, Mü. Stud. z. Spr.wiss. 34
[1976], 91 Anm. 30) und → danne, wanne.