denemarka mhd. st.(sw.) f., denemark st.
m., in vorwiegend fränk. Gl. des 13. und
14. Jh.s: ‚Baldrian, valeriana‘ (Valeriana offici-
nalis L.); auch ‚Lavendel(?), samsucus‘ (Lavan-
dula officinalis chaix? vgl. Marzell, Wb. d. dt.
Pflanzennamen II, 1211 ff.) 〈Var.: den(i)marka,
denemarch, ten(n)emarg〉; mhd. denemarcha
auch bei Hildegard (um 1160); nhd. Dennen-
mark, Dänemark.
Starck-Wells 93. 624. 840; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
605 (valeriana); Dt. Wb. II, 725; XI, 1, 1, 116;
E. Björkman, Zfdt. Wortf. 3 (1902), 284; Pritzel-Jes-
sen, Dt. Volksnamen d. Pflanzen 426; Marzell, a. a. O.
994.
In den Mundarten begegnen: schweiz. tannmarg,
graubündn. dammarga, tammarken, bad. tannenmark,
schwäb. dännenmark. tannenmark wird heute auf
Tanne und Mark bezogen.
Schweiz. Id. IV, 401; Ochs, Bad. Wb. I, 417; Fischer,
Schwäb. Wb. II, 54.
Für die etymologische Deutung der Pflanzenbe-
zeichnung mhd. denemarka, die Grimm, Dt.
Myth.³ III, 354 schon als seltsam bezeichnete,
liegen mehrere, nicht überzeugende Deutungs-
versuche vor. Man rechnete mit einer Anlehnung
an mhd. tenemarke, tenemarc ‚Dänemark‘
(Ochs, a. a. O.). Doch sind kaum sachliche Be-
ziehungen zwischen der Pflanze und dem Land
möglich, da die in Deutschland überall häufige
Pflanze sicher nie aus Dänemark eingeführt
worden ist (Marzell, a. a. O.). Daneben steht die
Auffassung, daß die Pflanze von Kräuterhänd-
lern als „dänische Wurzel“ bezeichnet worden
sei, um mit ausländischer Herkunft das Ansehen
der Droge zu heben (V. Bertholdi, Arch. Roman.
10 [1926], 215 f.). Weiterhin vermutete man auf-
grund von mlat. marcorella, maracinella und da-
nia maior rom. Ursprung, wie er dem engad. ta-
margia (lat. tamarīx > italien. tamerice, mit Suf-
fix: italien. tamarisco, prov. tamarisc > frz. ta-
maris; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 8548;
Gamillscheg, Et. Wb. d. frz. Spr.² 837) zugrun-
deliegen könnte, sofern das engad. Wort nicht
aus dem Dt. übernommen ist. Das Hinterglied
von ahd. denemarka wurde auch als Umdeutung
nach dem Wort Mark aufgefaßt; vgl. die Schrei-
bungen Gl. 3, 50, 58 tenemarg ‚valeriana‘; 3, 51, 7
tennemarg ‚samsucus‘ 13./14.Jh. Der Baldrian-
stengel enthält aber kein Mark, sondern ist
hohl. Demgegenüber denkt C. Hartwich (bei
Marzell, a. a. O.) wegen der Ähnlichkeit mit
dem Merk an tamm-mark ‚zahmer, kultivierter
Merk‘, eine Deutung, die auf keinen Fall zu den
ältesten Belegen paßt; vgl. Gl. 3, 515, 15 dene-
march ‚valeriana‘ (14. Jh.); Gl. 3, 402, 54 den-
marka (13./14. Jh.), denimarka ‚maschin‘
(13.Jh.).
Der Baldrian wächst an feuchten Orten, z. B.
auf Waldwiesen, im Ufergebüsch; daher liegt
eine Deutung wie ‚auf Niederungsgebiet [wach-
sende Pflanze]‘ nahe; zu den Bedeutungen ‚Nie-
derung, Waldtal‘ des Vorderglieds dene- vgl.
mndd. denne, mndl. denne (→ denngras, tenni),
wobei die Schreibung mit einem n in mhd. dene-
marka auf dem auch sonst in der Kompositions-
fuge nachweisbaren Ersatz von -ja- durch -i-
beruht (Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III
§ 20); zum Hinterglied -marka ‚Gebiet‘ s. mar-
ka. Wahrscheinlich ist eine Örtlichkeitsbezeich-
nung ‚Niederungsgebiet‘ auf die Pflanze, die
dort wächst, übertragen worden, wobei ein
Wort für ‚Pflanze‘ zu ergänzen ist. Ein solcher
Vorgang begegnet auch sonst; vgl. die Pflanzen-
bezeichnung Geißberger (Arnica montana) *Bo-
sco (Tessin) neben Geißbergerblueme St. Antö-
nien, Klosters (Graubünden), die auf dem Ap-
pellativ Geissberger ‚eine Art Granit, erratischer
Block‘ (Schweiz. Id. IV, 1558; V, 85; Marzell,
a. a. O. I, 403) beruht (R. Lühr, Sprachwissen-
schaft 15 [1990], 176 ff.).