duruhlechanAWB st.v. IV (—, —, -lochan),
Gl. 1,684,12/13 (10./11. Jh.). 13 (3. Vier-
tel des 11. Jh.s). 14 (in 2 Hss., 2. Hälfte des
10. Jh.s und 12. Jh.). 15 (Hs. 1. Hälfte des
12. Jh.s, Zeit des Gl.eintrags unbekannt, alle
bair.), nur im Part.Prät.: ‚durchlöchert, löch-
rig; pertusus‘ 〈Var.: durah-, durih-〉. durih-
lechen (Gl. 1,684,15) hat als Wz.vokal -e-
wie die Verben der 5. Ablautreihe (vgl. gige-
ban). — Mhd. lechen sw.v. mit st. Part.Prät.
-lochen ‚austrocknen‘, frühnhd., ält. nhd. le-
chen sw.v. ‚rissig werden, undicht sein, (ver-)
schmachten, verdursten‘, nhd. mdartl. (sw.v.)
schweiz. lechen ‚leck werden, mit Sehnsucht
warten‘, verlechen ‚dss.‘, els. erlechen, verle-
chen ‚undicht werden, austrocknen‘, bad. le-
chen ‚austrocknen und dadurch rissig wer-
den‘, schwäb. lechen ‚ausgetrocknet sein,
lechzen‘, vorarlb. lechen ‚undicht werden,
lechzen‘, kärnt. lexn, lexnen ‚durch Aus-
trocknen Risse bekommen‘, tirol. lēchen
‚keuchend atmen‘, steir. lechen sw.v. ‚mit
offenem Rachen Atem holen, lechzen‘,
luxem. lächen ‚leck werden‘, rhein. le-
chen, pfälz. lechen ‚undicht sein‘, verlechen
‚durch Austrocknen undicht werden‘, süd-
hess., ohess. lechen ‚austrocknen und da-
durch rissig werden, sehr durstig werden‘,
hess.-nassau. lechen ‚gelockert sein, undicht
sein‘, frk. lechen ‚undicht werden [der Dau-
ben]‘, thür. lechen ‚austrocknen und dadurch
rissig, undicht werden, vor Durst schmach-
ten‘, osächs. lechen ‚undicht sein‘. Nhd.
hochspr. lecken ‚undicht sein‘ ist entweder
direkt aus der ndd.-ndl. Seemannssprache
übernommen oder vom gleichfalls entlehnten
Adj. leck ‚undicht‘ abgeleitet.
Ahd. Wb. 5, 738; Splett, Ahd. Wb. 1, 521; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 200; Schützeichel⁷ 80; Starck-Wells 365;
Schützeichel, Glossenwortschatz 2, 327 (Ansatz du-
ruhlohhan adj.); Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 246.
604. 637. 665. 949; Graff 2, 140; Lexer 1, 1849; 3,
Nachtr. 294; Frühnhd. Wb. 9, 555; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 430 (pertusus); Dt. Wb. 12, 472; Kluge²¹
429 (s. v. lechzen); Kluge²⁵ s. v. leck; Pfeifer, Et. Wb.²
777 (s. v. lechzen). — Braune-Reiffenstein 2004: § 341
Anm. 1. — Schweiz. Id. 3, 1008; Stalder, Versuch ei-
nes schweiz. Id. 2, 162; Martin-Lienhart, Wb. d.
els. Mdaa. 1, 548; Ochs, Bad. Wb. 3, 411; Fischer,
Schwäb. Wb. 4, 1082; 6, 2 Nachtr. 2445; Jutz, Vorarl-
berg. Wb. 2, 246 (s. v. lech); Schmeller, Bayer. Wb.²
1, 1421; Lexer, Kärnt. Wb. 174; Schöpf, Tirol. Id.
377; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 1, 382; Unger-Khull,
Steir. Wortschatz 421; Luxemb. Wb. 3, 23; Müller,
Rhein. Wb. 5, 269; Christmann, Pfälz. Wb. 2, 1210; 4,
858; Maurer-Mulch, Südhess. Wb. 4, 224; Crecelius,
Oberhess. Wb. 545; Vilmar, Id. von Kurhessen 240;
Berthold, Hessen-nassau. Volkswb. 2, 72 f.; Wb. Un-
terfrk. 167; Spangenberg, Thür. Wb. 4, 163; Frings-
Große, Wb. d. obersächs. Mdaa. 3, 50.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. lēken st.v. ‚undicht sein, durchlecken,
lechzen, heftig atmen‘ (nur selten belegt);
frühmndl. leken st.v. (a. 1286), mndl. leken
st.v. ‚lecken, durchsickern‘; aisl. leka (prät.
lak, part.prät. lekinn) ‚lecken, rinnen‘, nisl.,
fär. leka, nnorw. (nn.) leka, aschwed. læka: <
urgerm. *-leke/a-.
Für erst seit 1240 belegtes me. lēken, līken,
ne. leak ‚leck sein, auslaufen‘ wird entweder
Übernahme aus dem Nordgerm. oder Mndl.
angenommen (Onions 1991: 520). Doch kann
es sich durchaus auch um ein Erbwort han-
deln, das nur zufällig erst relativ spät über-
liefert ist.
Urgerm. *-leke/a- ‚leck sein‘ ist die Ablei-
tungsbasis für das Kaus. urgerm. *lakei̯e/a-
‚benetzen‘, das u. a. in ahd. lecken (s. d.)
fortgesetzt ist, sowie das Verbaladj. urgerm.
*leka- ‚leck‘, das in nord- und westgerm.
Sprachen weiterlebt: aisl. lekr, mndl. leck,
frühnhd. lech, ae. hlec (mit etymologisch
nicht erklärbarem h-).
Fick 3 (Germ.)⁴ 356; Seebold, Germ. st. Verben 330;
Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 372 f.;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 776 (lēken³);
VMNW s. v. leken; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4,
346 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 377 (s. v. lek);
Vries, Ndls. et. wb. 390 (s. v. lekken¹); Et. wb. Ndl.
Ke-R 203 (s. v. lekken); ME Dict. s. v. lēken v.; OED²
s. v. leak v.; Vries, Anord. et. Wb.² 352; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 749; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog
2, 479; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 178 (le-
ka¹); Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 674 (s. v. læk);
Magnússon, Ísl. Orðsb. 554; Bjorvand, Våre arve-
ord² 646 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 372 (s. v. lek);
NOB s. v. leka.
Urgerm. *leke/a- < vorurgerm. *le(ĝ)-e/o-
‚tröpfele‘ findet nur im Kelt. eine Entspre-
chung, und zwar in air. lega* ‚schmelzen‘
(auch in komp. do.lega ‚zerstören, [aus-]
tilgen‘ und fo.lega* ‚auslaufen‘) und nur
komp. mkymr. dilein ‚zerstören, (aus-)tilgen,
vertreiben‘ (3.sg. dyle ‚zerstört‘), Bildungen,
die auf urkelt. *leg-e/o- ‚schmelzen, (sich)
auflösen, zerstören‘ zurückführen. Die kelt.
Verben sind sekundär in die Klasse der sw.
ā-Verben übergetreten.
Walde-Pokorny 2, 442 f.; Pokorny 657; LIV² 397;
Fick 2 (Kelt.)⁴ 246; Matasović, Et. dict. of Proto-Celt.
236; Schumacher, Kelt. Primärverb. 449; Dict. of
Irish L-72.