egalaAWB f. n-St., nur in Gl.: ‚Blutegel, hirudo,
sanguisuga‘ 〈Var.: ec-, heig- (12. Jh.); -ul-, -el-,
-il-〉. — Mhd. egel(e) sw. f.; nhd. Egel m., früher
auch f. (meist Blutegel, daneben Blutigel, →
igil). Der nhd. Genuswechsel wurde wohl z. T.
durch Igel, z. T. durch mask. Nomina agentis
und Nomina instrumenti auf -el beeinflußt, →
-il.
Ahd. Wb. III, 74 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 167; Starck-
Wells 117. 802; Graff I, 130; Schade 124; Lexer I,
511; Nachtr. 135; Benecke I, 411; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 278 (hirudo). 511 (sanguisuga); Dt. Wb. III,
33; Dt. Wb.² VII, 101 f.; Kluge²¹ 87; Kluge²² 165;
Pfeifer, Et. Wb. 329. — Wilmanns, Dt. Gr. II § 205 ff.,
bes. 209.
Das Wort war viell. ursprl. aufs Kontinental-
westgerm. beschränkt: as.(?) egela f. Gl. 1, 540,
31 (Cod. Carlsr. S. Petri, 11. Jh.: gemischt as.
und ahd.), mndd. ēgel(e), eyle, īle f.; mndl.
echel, egel(e) f., nndl. dial. echel (auch in ON
wie Echelpoel); die skand. Entsprechungen dürf-
ten Entlehnungen aus dem Mndd. sein: ält.
ndän. egel, igel, ile, ndän. nnorw. igle (nnorw.
mdartl. auch ‚Wurm in der Schafsleber‘),
aschwed. igil, nschwed. igel. Wohl urverwandt,
aber mit abwechselnder Stammbildung, sind
ndän. ikte, nnorw. ikt ‚Wurm in den Eingewei-
den der Tiere‘ < urgerm. *eit- gebildet; vgl. gr.
ἔχιδνα (s. u.).
Fick III (Germ.)⁴ 23; Holthausen, As. Gr. 14; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 78, 8. 178; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. I, 1, 515. 521; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. I, 630; II, 350; Verdam, Mndl. handwb.
157. 161; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 150 (s. v. Egel);
Vries, Ndls. et. wb. 148; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 459 f.; Ordb. o. d. danske sprog IX, 74 f.; Torp,
Nynorsk et. ordb. 241; Hellquist, Svensk et. ordb.³
400; Svensk akad. ordb. I-106 f.
Die germ. Wörter werden gewöhnlich als l-Er-
weiterungen (Diminutiva?) zu idg. *eg̑hi-
‚Schlange, Wurm‘ betrachtet und so mit gr. ἔχις
‚Schlange‘, ἔχιδνα ‚Viper, Otter‘ verknüpft. (Ein
idg. Palatallaut wird für gr. ἔχις wegen des ver-
wandten Wortes für ‚Igel‘, ἐχῖνος = lit. ežỹs,
serbokroat.-ksl. ježь usw. vorausgesetzt;
→ igil.) Alles Weitere ist unklar, z. B. das Ver-
hältnis zu Formen, die idg. *gu̯hi- : *ogu̯hi-
(wohl [**H₁ēgu̯hi-] neben [**H₁ogu̯hi-] und
[**H₁egu̯hi-]) voraussetzen, wie gr. ὄφις
‚Schlange‘ (< *ogu̯hi-), aind. áhi- m., av. aži-
m. ‚dss.‘ (< *egu̯hi-?; wohl nicht *gu̯hi- [s. u.],
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. I, 68; nicht mehr
Et. Wb. d. Aindoar. I, 156), arm. iž ‚Schlange,
Viper‘ (< *ēgu̯his-? Pokorny 44; Meillet,
Esquisse d’une gr. comp. de l’arm.² 51 setzt *ēghi-
an); kymr. euod ‚Schafwürmer‘, euuon ‚Pferde-
würmer‘ lassen sich entweder auf *ogu̯hi- (Po-
korny 44) oder *eg̑hi- (vgl. Fick II [Kelt.]⁴ 27
zurückführen; mit Vorbehalt Pedersen, Vgl. Gr.
d. kelt. Spr. I, 99). Bei der Bildung des Wortes
haben viell. Tabu-Vorstellungen mitgewirkt
(vgl. W. Havers, Neuere Lit. z. Sprachtabu
[Wien, 1946], 45 f.).
Wahrscheinlich nicht etymologisch verwandt ist die
auf idg. *angu̯(h)i- zurückgehende Sippe von lat.
anguis, lit. angìs usw. ‚Schlange‘ (→ angar), obgleich
eine gelegentliche Kontamination der verschiedenen
Wurzeln wohl stattgefunden hat. Zum Ansatz
[**H₂ángu̯hi-], [**H₂gu̯héi̯-] und zu dem bei arm.
awj ‚Schlange‘ vorliegenden Lautwandel s. Klingen-
schmitt, Altarm. Verbum 181.
Die bei Kluge²² 165 erwähnte Ähnlichkeit von air. gil,
kymr. gele(n) und viell. gr. βδέλλα ‚Blutegel‘ ist wohl
nur zufällig.
Walde-Pokorny I, 64 f.; Pokorny 44 f.; Bartholomae,
Airan. Wb. 266; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 302; Frisk, Gr.
et. Wb. I, 601 f.; II, 453 (ὄφις); Chantraine, Dict. ét.
gr. 392; Dict. of Welsh 1256. — F. Specht, Zfvgl.Spr. 64
(1937), 13; Porzig, Glied. d. idg. Spr. 202.