elibenzoAWB m. n-St., nur Otfrid, Gl. 2, 397, 58.
398, 54 (Wien Cod. 247, 11. Jh., bair.): ‚An-
kömmling, Fremdling, advena, alienigena‘
〈Var.: ele-, eleuenz(a)〉.
Ahd. Wb. III, 254; Splett, Ahd. Wb. I, 48. 178;
Schützeichel⁴ 101; Starck-Wells 124; Graff I, 223; III,
139; Schade 131; Otfrid (Kelle) III, 96.
Das nur im Ahd. belegte Wort deutet auf eine
Vorform *ali-bantjan- mit ali- ‚ander-‘ im Vor-
derglied (→ elichôr). Für das Hinterglied fehlt
bislang ein überzeugender Anschluß. Eine nicht
weiter nachweisbare Erklärungsmöglichkeit ist
die Herleitung aus einem n-stämmigen, zu dem
Wort Band (→ bant) gehörigen Paradigma ur-
germ. *and-an-, *and-n- > *ant(t)-, dessen
Casus obliquus *ant- (mit n-Gemination und
dann Vereinfachung von *-tt- nach Kons.) ver-
allgemeinert wurde; vgl. ae. hunta m. ‚Jäger,
Spinne‘ mit Konsonantenwechsel gegenüber ae.
hūð ‚Beute‘ (< *χunþō), got. frahinþan ‚gefan-
gen nehmen‘ (Lühr, Expressivität 270). Der sich
so ergebende n-Stamm *ant-an- könnte ‚der
durch ein Band, im Sinne von Verwandtschaft,
charakterisiert ist‘ bedeutet haben (zur
Schwundstufe des n-Suffixes bei sekundären n-
Stämmen s. Lühr, a. a. O. 317); vgl. die Bedeu-
tungen der zugehörigen Wörter afries. bōste f.
‚Ehe‘; aind. bándhu- m. ‚Verbindung, Ver-
wandtschaft, Beziehung, Verwandter‘, ved. su-
bándhu- ‚mit edler Verwandtschaft‘; gr. πενθε-
ρός ‚Schwiegervater‘ = ‚Vater der Frau‘ (<
‚durch Heirat verbunden‘); lit. beñdras ‚Teilha-
ber, Genosse, Gefährte‘ (Holthausen, Afries.
Wb.² 11; Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. II,
408; ders., Et. Wb. d. Altindoar. II, 208 f.; Frisk,
Gr. et. Wb. II, 504; Fraenkel, Lit. et. Wb. 39).
In Verbindung mit dem Vorderglied *ali- mag
sich neben einem *ali-bantan- ein *ali-bantjan-
> elibenzo eigtl. ‚der eine andere Verwandt-
schaft hat‘ > ‚Fremder‘ ergeben haben — bei
Komposita kommt neben dem Suffix -an- auch
-jan- vor; vgl. got. gasinþa und gasinþja ‚Reise-
gefährte‘ (Kluge, Nom. Stammbildung³ § 14).
Grimm (Gesch. d. dt. Spr.³ 592 ff.; Dt. Gr.a II, 618.
628. 633 [alt 642]) verbindet im Anschluß an K. Zeuß
(Die Deutschen und die Nachbarstämme [München,
1837], 9**. 310*) das zweite Element von ahd. eliben-
zo mit dem PN Bant, der Bezeichnung des Banzgaus
am Main in Franken, wo das Stift Banz lag (1071 [Ko-
pie um 1300] Banza, 1114 ... in Banzensi castro, 1389
Banz; s. Reitzenstein, Lexikon bayer. Ortsnamen 56;
R. Bauer, Die ältesten Grenzbeschreibungen in Bayern
und ihre Aussagen für Namenkunde und Geschichte
[München, 1988] 97), ferner mit dem zweiten Element
des germ. Volksnamens Tubantes (Tacitus, Annalen),
den er als Tvibantes deutet, des Volksnamens Bucino-
bantes, des Volksnamens Destarbenzon, Testrabant,
des ON Brabant (7. Jh. in pago Pracbatinse, 8. Jh. brac-
bante mit einer Entsprechung von ahd. brâhha ‚Bra-
che, Streifen umgepflügten Landes‘ im Vorderglied)
usw., eine Auffassung, die allgemein akzeptiert wor-
den ist (z. B. von R. Much, PBB 17 [1893], 21;
H. Hirt, PBB 21 [1896], 139; Schönfeld, Wb. d.
agerm. PN 55) und zum Ansatz einer germ. Raumbe-
zeichnung *ant- ‚Land, Bereich‘ geführt hat; vgl.
auch die Namen Suiftarbant, Bursibant, Insel Bant.
Förstemann, Adt. Namenbuch2-3 I, 244 f. 356 ff.;
Hoops Reallex. IV, 366; Hoops Reallex.² III, 334; IV,
88 f.: as. bant, ahd. banz ‚regio‘; vgl. M. R. Buck, Obd.
Flurnamenbuch² (Bayreuth, 1931) 19: nd. bant ‚Wies-
land‘, ein Wort, welches Reitzenstein, a. a. O. auch in
Banz sieht. elibenzo wäre demnach wie ahd. elilenti
‚der ein anderes Land hat‘ (s. d.) als ‚der eine andere
regio hat‘ zu deuten. Bei dem PN Bant (neben Banto)
handelt es sich jedoch um einen „expressiv verschärf-
ten“ Kurznamen, ebenso bei der Lautform Banz, die
dem ON zugrundeliegen dürfte; vgl. den PN 8. Jh.
Panzo (Kaufmann, Erg.bd. zu Förstemann, Adt. Na-
menbuch2-3 54: doch *Band-so); und ein ahd. banz,
as. bant ‚Gebiet‘, das von einer Vorform urgerm.
*anta- herstammen müßte, ist sonst nicht nachweis-
bar (Ahd. Wb. I, 807 f.). Im Nndd. existiert allenfalls
ein bent, bend in der Bedeutung ‚Pfeifengras‘ (Men-
sing, Schleswig-holst. Wb. I, 290 f.), dessen Zugehö-
rigkeit zu ahd. elibenzo mehr als fraglich ist. Mögli-
cherweise ist jedoch die Bedeutung ‚Verwandter‘ und
damit ein Ansatz *ant-a(n)- auch für das Hinterglied
der Volksnamen anzunehmen; vgl. etwa Destarbenzon,
Testrabant ‚die rechten Verwandten‘. In diesem Fall
wäre das Appellativ ‚Verwandter‘ in den Volksnamen
eingegangen.