?evariAWB, nur Gl. 4, 201, 38 euari (Cod. Sem.
Trev. R. III 13, 11./12. Jh.) zum Lemma eba-
nus. Nach Katara, Gl. d. Cod. Sem. Trev. 123.
269, ist das Wort für evan verschrieben, d. h.
eban ‚Ebenbaum(holz)‘; ihm folgend wird im
Ahd. Wb. III, 2 eban st. (m. oder n.) angesetzt.
Ein Wort *eban kommt aber im Ahd. sonst
nicht vor; auch ebeno bei Notker, M. Cap. ist
trotz J. Kelle, ZfdA. 30 (1886), 331; Sehrt,
Notker-Glossar 36; Sehrt-Legner, Notker-
Wortschatz 126 wohl nicht als Dat. von ahd.
*ebana f., sondern als eine flektierte Form von
lat. ebenus zu fassen (vgl. Ahd. Wb. III, 29).
Ebenso erscheint im Mhd. fast nur das lat.
Wort. Die einzigen Parallelen aus älterer Zeit
sind mhd. ebenholz in einer Gl. des 12. Jh.s (→
*ebanholz) und mndl. ebeen, ebeyn ‚Ebenholz‘
(neben ebenus[hout]; vgl. Verdam, Mndl.
handwb. 157); engl. Formen ohne lat. Endung
sind erst vom 15. Jh. an belegt (ME Dict. E—F,
3; OED² V, 47 [ebon]).
Gallée, Vorstud. z. e. andd. Wb. 418 läßt euari
unverändert und deutet das Wort als ‚Eber-
baum‘ (= ‚Eberesche‘); aber die zwei anderen
Pflanzenbezeichnungen, die er hinzufügt, engl.
ebon-tree [= ‚Ebenbaum‘] und mndd. everwort
(= ‚Eberwurz‘ [Carlina acaulis L.]), sind nicht
mit der Eberesche zusammenzustellen. Da der
Ebenbaum im Westen unbekannt war, wurde
lat. (h)ebenus in den Glossen manchmal mit an-
deren Pflanzenbezeichnungen verwechselt, bes.
mit gleichklingenden wie der für die Eibe, den
Efeu (ebboum, ebihewi, s. d. d.) u. a.; vgl. Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 193 (ebenus); Marzell,
Wb. d. dt. Pflanzennamen I, 139 . Es wäre also
durchaus möglich, daß sich auch die Bezeich-
nung der Eberesche zu dieser Gruppe gesellt;
doch heißt der Baum sonst nirgends *euari
(*evere, *ebere oder Ähnliches), und selbst der
dt. Name Eberbaum, -esche kommt erst seit dem
16. Jh. vor.
Dazu käme viell. eine dritte Erklärungsmöglich-
keit: Spätlat. wurde ebenus manchmal mit ebur
‚Elfenbein‘ verwechselt (vgl. Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. I, 387; Thes. ling. lat. V, 2, 4); das
Umgekehrte scheint in den ahd. Glossen stattge-
funden zu haben: Gl. 1, 647, 64—67 übersetzt (ex)
ebore (indico) durch ephove (zwei Hss., in einer
ist v auf Rasur), epoume (1 Hs.), neben helpin-
peina (1 Hs.). Da anderswo (Gl. 2, 489, 16) lat.
ebeno durch eboeuue glossiert wird, haben die
Schreiber wohl in allen Fällen an ebenus gedacht
(das sie noch dazu falsch übersetzten, s. o.).
Könnte die Glosse euari also eine Verdeut-
schung von spätlat. ebor ‚Elfenbein‘ oder eboreus
‚aus Elfenbein‘ sein? Dagegen spricht jedoch die
Tatsache, daß dieses Wort sonst nie in die dt. Spra-
che eindrang; me. ivori, evor(i), ne. ivory wurde
erst im 13. Jh. aus afrz. yvoire entlehnt (ME Dict.
I-L, 345; Oxf. Dict. of Engl. Et. 489).
Der Ansatz bleibt also höchst unsicher, aber die
Deutung als *evan (*eban) ist wohl am wahr-
scheinlichsten. Zur Etymologie von lat. ebenus
(< gr. ἔβενος < ägypt. hbnj ‚Ebenholz‘) s. Wal-
de-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 387.
Ahd. Wb. III, 2; Starck-Wells 114; Lexer I, 505; Be-
necke I, 409; Dt. Wb.² VII, 27 f.; Kluge²¹ 150; Klu-
ge²² 164; Pfeifer, Et. Wb. 326.