fahAWB n. a-St., nur in Gl. (1, 209, 23 Kb 8. Jh.,
Ra 4, 414, 30 Berlin Lat. 4° 674 13. Jh.): ‚Mau-
er, Fischwehr, moenia‘ 〈Var.: vach〉; dazu in ei-
ner fuld. Urkunde (a. 1157) tam cultura agro-
rum quam captura piscium nobis utiles ... et ha-
bundantia piscium quam maximum commodum
dantes de maceria, quae ibidem per medium flu-
minis disposita est ... quae macera vulgo fah vo-
catur und in zahlreichen ON, z. B. a. 820 in
Vahche (Vacha an der mittleren Werra), a.
1057—1075 Váche (Vach bei Fürth) usw.,
ursprl. ‚opus craticium, Flechtwerk‘ (s. Schrö-
der, Dt. Namenkunde² 326 ff.). — Mhd. vach
‚Vorrichtung zum Aufstauen des Wassers,
Fischwehr, Fangnetz, Stück, Teil, Abteilung
einer Räumlichkeit, Mauer, Falte des Schlei-
ers, Hemdes‘, nhd. Fach; vgl. nhd., seit dem
17. Jh. Fachwerk ‚Bauweise, bei der die Fächer
(Zwischenräume) zwischen dem Balkengerüst
mit Lehm oder Ziegeln ausgefüllt sind‘. Die
übertragene Bedeutung ‚Spezialgebiet‘ entwik-
kelte sich erst im 18. Jh. Daneben wurde das
Wort im Mhd. als Adjektiv im zeitlichen Sinn
verwendet: mhd. gevach ‚wiederholt, häufig‘,
was wegen der Bedeutungen von mndd. vāke,
vāken, mndl. vake, ae. fæc (s. u.) einen alten
Sprachgebrauch darstellt und für das Festland
so ein *fak in der Bedeutung ‚spatium temporis‘
voraussetzt. Erst nhd. sind Bildungen wie ein-
fach, zweifach, mehrfach, vielfach, die an die
Stelle von -faltig, -fältig getreten sind.
Unverständlich ist der Glossenbeleg Gl. 2, 625, 19 fach
[(o tantum libeat tibi) mecum una in] silvis [imitabere
Pana canendo, Verg., E. II, 31]. Möglicherweise han-
delt es sich um eine Verschreibung aus hag, mhd. hac
‚Waldstück, Park‘ mit -ch für frk. -g.
Ahd. Wb. III, 485 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 196; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 241; Starck-Wells 136; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 19; Seebold, ChWdW8 119;
Graff III, 385. 410; Schade 157; Lexer III, 1; ders.,
Mhd. Wb. 69; Benecke III, 200; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 411 (moenia); Dt. Wb. III, 1218 ff.; Kluge²¹ 179;
Kluge²⁴ 269; Pfeifer, Et. Wb.² 314 ff.
Das nur im Westgerm. bezeugte Wort etwa der
Bedeutung ‚Flechtwerk‘ war ursprünglich Be-
standteil der Handwerkersprache; vgl. ‚Fisch-
wehr‘ (Fischer), ‚Schrankfach‘ (Tischler), ‚Fach-
werk‘ (Bauleute). In diesem Sinn hat es Entspre-
chungen in: as. fak ‚Fach‘, -fak ‚Wand, Abtei-
lung der Mauer‘ in der Werdener Heberolle juk-
fak ‚Umzäunung, iugalis sepes‘ (In agro oportet
iugalem sepęm quod dicitur iucfac ita procurare, ut
iumentum uel pecus in segetes non irrumpat; s.
Die Urbare der Abtei Werden a. d. Ruhr. Hrsg.
von R. Kötzschke, I [Bonn, 1906], 18, 1), mndd.
vak (pl. vak, vāke) ‚das von Ständern und
Querhölzern eingerahmte Feld einer Fachwerk-
wand, Raum in der Scheune, wo das Getreide
aufgehäuft wird, Fach als Maß für Dächer, Fen-
ster, Zäune, Deiche, Fach im Schrank, in der
Tasche‘ (daraus ndän. fag, nschwed. fack ‚abge-
teilter Raum, Fach‘), vāke, vāken ‚oft, häufig‘;
mndl. vac ‚Fach, Abgeteiltes, Beet‘ (aus dem
Mndl. in der Bedeutung ‚abgeschlossener
Raum‘: mfrz. facque ‚Tasche‘), veken (< *va-
kīn) ‚Hecktor am Weiden- oder Gartenein-
gang‘, vake ‚oft‘; afries. fek, fak, nostfries. fak
‚Fach, Behälter, Abteilung, Abschnitt‘, nwest-
fries. fak, fek ‚dss.‘; ae. fæc ‚Zwischenraum,
Einteilung, Zeit(raum)‘, me. fæc ‚Zeitraum‘: <
urgerm. *faka-.
W. Foerstes (Ndd. Wort 5 [1965], 86 ff.) wegen ndd.
fack, faok ‚Kettenglied‘, schweiz. fach ‚Bestandteil ei-
nes zusammengedrehten Fadens, eines Stranges von
Garn, einer Schnur, eines Seiles‘ (Schweiz. Id. I, 638)
vorgenommener Bedeutungsansatz ‚Flechtrute‘ für ur-
germ. *faka- und damit Anschluß an R. Meringers (IF
21 [1907], 312) Bedeutungsbestimmungen der Wur-
zeln *pā- und *pāg̑- (→ fâhan) sind nicht überzeu-
gend, zumal er noch Wörter wie andfrk. facon ‚dor-
mitare, schläfrig sein‘, fakinga ‚dormitatio, das Schla-
fen‘ (Helten, Aostndfrk. Psalmenfrg. 66 f.), mndl. vake
‚Schläfrigkeit‘ dazustellt.
Fick III (Germ.)⁴ 224; Holthausen, As. Wb. 17. 40;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 632 f.; Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. V, 190; Kyes, Dict. of O. Low
and C. Franc. Ps. 22; Verdam, Mndl. handwb. 639;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 721; Vries, Ndls. et. wb.
762; Holthausen, Afries. Wb.² 25; Richthofen, Afries.
Wb. 731; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I,
412; Dijkstra, Friesch Wb. I, 334. 343; Holthausen,
Ae. et. Wb. 94 f.; Bosworth-Toller, AS Dict. 262;
Suppl. 196; ME Dict. E-F, 436; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 200 f. — Wartburg, Frz. et. Wb. XV, 95 f.
Urgerm. *faka- leitet sich von vorurgerm. *pǝ-
g̑o- [**pǝ₂g̑o-] her und beruht auf einer Va-
riante der Wurzelform uridg. *pā- [**peH₂-];
zu technischen Bedeutungen der Wz. uridg.
*pāg̑- [**peH₂g̑-] vgl. gr. πάγη f. ‚Schlinge,
Fallstrick‘, πῆγμα n. ‚Zusammengefügtes, Ge-
rüst, Gestell‘, ναυπηγός m. ‚Schiffsbaumeister‘;
lat. compāgēs f. ‚Verbindung, Fuge‘, impāgēs
‚Leiste‘; aruss. pazъ ‚Fuge, Rille im Balken‘,
russ. paz, gen. páza ‚Fuge, Nute, Vertiefung in
Zaunpfählen zum Einfügen von Brettern‘, poln.
paz ‚Fuge‘ (→ fâhan).
Gr. ἅπαξ ‚einmal‘ < ἁ- < *s- ‚ein‘ und -παξ von
(πήγνυμι ‚befestige‘) hat wohl ein adverbiales s-Ele-
ment (s. Schwyzer, Gr. Gram.² I, 620) und ist so nicht
unmittelbar mit dt. -fach vergleichbar (s. Frisk, Gr. et.
Wb. I, 118).