fereheihAWB f. i-St., nur Gl. 1, 612, 57—59 (10
Hss., 10.-14. Jh.); 2, 701, 38 (11. Jh.); 3, 40, 7
(14. Jh.): ‚eine Art Eiche, ilex, aesculus‘ (Quer-
cus robur L. oder Quercus sessiliflora Salisb.?;
vgl. Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen III,
1211 ff.) 〈Var.: uereh-, uvereh-, werih-, vve-
reich-, vueh-, uueih-, uirh-; zum Sproßvokal
vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁵ § 69〉. — In nhd. Mdaa.
kommen entstellte Formen wie viereiche, verei-
che und (wohl nach Ferkel umgebildet) ferkel-,
verkel-, fürkeleiche usw., in nndd. Mdaa. füer-
eeke, fareek usw. vor (vgl. Hoops, Waldbäume
u. Kulturpflanzen 118 f.; Marzell, a. a. O.; Dt.
Wb. XII, 2, 289).
Ahd. Wb. III, 741; Splett, Ahd. Wb. I, 170. 257; Köb-
ler, Wb. d. ahd. Spr. 256; Starck-Wells 147; Schütz-
eichel, Glossenwortschatz III, 117; Graff I, 127; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 285 (ilex); Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 22 (aesculus). 313 (ilex); Kluge²¹ 211 (s. v.
Föhre); Kluge²⁴ 306 (s. v. Föhre); Pfeifer, Et. Wb.²
362 f. (s. v. Föhre).
Das Wort ist eine tautologische Zss. aus ferah-
und eih (→ eih); da germ. *ferχ(w)a- ‚Eiche‘
wohl nicht mehr verstanden wurde, hat man das
veraltete Wort durch das bekanntere eih erklärt.
Ob dabei eine besondere Art Eiche bezeichnet
wurde, läßt sich nicht bestimmen. Das Simplex
kommt nur im Langob. als fereha, fercha ‚aescu-
lus‘ (vgl. Bruckner, Spr. d. Langob. § 12. 41. 84.
204) und einmal nach Stalder, Versuch eines
schweiz. Id. I, 363 in der schweiz. Mda. als ferch
‚Eichenholz‘ vor (vgl. auch Schweiz. Id. I, 992).
Ein anderes Wort ist ferch(e) f. ‚Rotkiefer‘ (Göt-
ze, Frühnhd. Gl.⁶ 76), das für för(c)he ‚Föhre‘
steht (vgl. Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. I, 185 und
→ foraha).
Urgerm. *ferχ(w)a- geht auf idg. *perku̯u- ‚Ei-
che‘ zurück und ist mit lat. quercus ‚Eiche‘ (<
*perku̯us), air. ceirt ‚Apfelbaum, Obstgarten,
Name des Ogham-Buchstaben q‘, kymr. perth
‚Busch, Hecke‘; wohl auch zwei illyr. Inselna-
men κέρκυρα, κόρκυρα (vgl. A. Mayer, Zfvgl.
Spr. 70 [1951—52], 76 ff.) verwandt.
Nach Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. II, 221 f. sind
aind. parkatī- ‚heiliger Feigenbaum‘ und nind. pargāi
‚Steineiche‘ fernzuhalten.
Neben germ. *ferχ(w)a- ist eine ablautende
Form *furχ(w)ōn- ‚Föhre‘ belegt (→ foraha).
Nach E. Seebold (Kluge²⁴ 306) ist die Verknüpfung
dieser Formen „wegen des ... Ablauts und der Bedeu-
tung nicht glaubhaft“. Daß Baumbezeichnungen ab-
lauten können, zeigt aber u. a. gr. δρῦς ‚Eiche, Baum‘
neben δένδρ(ε)ον ‚Baum‘; auch ist Bed.wandel bei
Baumbezeichnungen keineswegs selten: vgl. z. B. ahd.
tanna ‚quercus‘ Gl. 3, 651, 1 neben der gewöhnlichen
Bed. ‚abies‘ (auch bret. tann, ein Wort, das viell. aus
dem Germ. entlehnt ist, bedeutet ‚Eiche‘; vgl. Henry,
Lex. ét. bret. 260; Dottin, Langue gaul. 290; Pedersen,
Vgl. Gr. d. kelt. Spr. I, 494; also scheint die ahd. Gl.
nicht „verderbt“ zu sein, wie Steinmeyer, Anm. z. Stel-
le, behauptet); mhd./mndd. ahorn Gl. 3, 596, 7
(13. Jh.) glossiert sambucus ‚Holunder‘ — eine Bed., die
heute noch vielfach im Ndd. begegnet (→ horn).
Der Bed.wandel bei *furχ(w)ōn- hängt vielleicht
mit der Wanderung der Germanen nach Norden
und der Verschiebung des Verbreitungsgebietes
der Eiche nach Süden zusammen (Friedrich,
PIE Trees 136 Anm. 30. Anders J. P. Maher,
JIES 6 [1978], 225 ff.: beide Bäume sind gute
Quellen für Gerberlohe).
Weitere Zusammenhänge sind umstritten: 1) zu
ahd. ferah ‚Leben, Seele‘ (s. d.); 2) zu den anti-
ken kelt. Namen anfangs für die Alpen, später
für das dt. Mittelgebirge: Ἑρκύνιος (δρυμός
Strabo, σκόπελος Appollonius von Rhodos),
Hercynia (silva Tacitus), Hercynius (saltus Taci-
tus) usw.; 3) zu got. fairguni ‚Berg, Gebirge‘; 4)
zu anord. Fjǫrgyn ‚Thors Mutter‘, Fjǫrgynn
‚Friggs Vater‘; 5) zu lit. perknas ‚Donner,
Donnergott‘, lett. prkūns, prkuons ‚dss.‘,
aruss. Perunъ ‚Donnergott‘, nruss. perún ‚Don-
nerkeil, Blitz‘.
Da die Entscheidung über die Verwandtschaft
dieser Wörter z. T. von unserem noch unvoll-
ständigen Verständnis der altgerm. und altidg.
Mythologie abhängt, ist wohl keine endgültige
Lösung möglich. Gamkrelidze und Ivanov, In-
do-European and Indo-Europeans I, 526. 694,
die alle fünf Gruppen auf zwei Varianten eines
uridg. Wortes *pheru- und *pherkhou- zurück-
führen, gehen wohl zu weit, indem sie ohne Be-
denken so viel Verschiedenes miteinander ver-
binden.
Sehr fraglich sind besonders die Gruppen 4)
und 5) oben: zu aisl. Fjǫrgyn, Fjǫrgynn s. bes.
Fr. R. Schröder, Helm-Festschrift 25 ff. (Fjǫrgyn
sei „die Göttin der Ackerfurche“; dagegen
J. P. Maher, JIES 1 [1973], 457 ff.); M. Mayrho-
fer, in Studien z. idg. Grundsprache, hrsg. v.
W. Brandenstein (Wien, 1952), 40; Vries, Anord.
et. Wb.² 126; Hoops Reallex.² IX, 153 ff. (mit
Lit.); zu den balt. und slaw. Donnergöttern s.
bes. W. C. Jaskiewicz, Studi baltici 9 (1952),
92 f.; Fraenkel, Lit. et. Wb. 575 (zur idg. Wz.
*per- ‚schlagen‘; anders W. Krogmann, Zfvgl.
Spr. 73 [1956], 4 f.: zu *per- ‚sprühen, spritzen,
blasen‘). 3) Da das viel erörterte got. Wort fair-
guni immer noch keine befriedigende Etymolo-
gie hat (s. bes. Lehmann, Gothic Et. Dict. F-11),
ist es wohl (trotz W. Meid, in Das Germ. u. d.
Rekonstr. d. idg. Grundspr. 98 ff.) vorläufig fern-
zuhalten.
Dagegen ist die Verbindung des kelt. Bergna-
mens (Nr. 2) mit dem Wort für ‚Eiche(nwald)‘
sowohl semantisch als auch lautlich möglich
und kann deshalb als „höchst wahrscheinlich“
gelten (s. bes. A. Mayer, a. a. O. 80, der ein in gr.
Quellen überliefertes kelt. Wort ἕρκος entdeckt
hat, das durch δρυμός ‚[Eichen-]Wald‘ glossiert
wird; vgl. auch Holder, Acelt. Spr. I, 1458 ff.;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 138; Friedrich,
a. a. O. 137). — Unter den vorgeschlagenen my-
thologischen Zusammenhängen scheint der mit
ahd. ferah (Nr. 1) aufgrund der sicher bezeugten
idg. Baumkulte auf besonders festem Boden zu
stehen; jedenfalls hat noch niemand eine bessere
Etymologie für ahd. ferah finden können (zur
Lit. → ferah).
Walde-Pokorny II, 47 f.; Pokorny 822 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. II, 402 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 555; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. C-56; ders.,
Rev. celt. 44 (1927), 313 ff.; Dict. of Irish C-103. —
Friedrich, PIE Trees 133 ff.; E. C. Polomé, Festschrift
für Nikola R. Pribić, hrsg. v. J. Matešič und E. Wedel
(Neuried, 1983), 545 ff.