forahaAWB f. n-St., nur in Gl. seit dem 9. Jh.:
‚Föhre, Kiefer, picea, pinus‘ (Pinus sylvestris
L.; zur alten Verwechslung der lat. Baumna-
men pinus, picea und abies vgl. Marzell, Wb.
d. dt. Pflanzennamen III, 788 ff.) 〈Var.: v-, u-,
ph-; -eh-, -ih-, -ich-; uarh (12. Jh.), vörch
(15. Jh.), vora (11., 15. Jh.); zum Sproßvokal
vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁵ § 69〉. — Mhd. vorhe
‚dss.‘, frühnhd. und nhd. mdartl. for(c)h(e), fo-
re, nhd. Föhre f.
Die nhd. umgelautete Form stammt wohl von einer
Adj.bildung *forhîn ‚aus Föhrenholz‘ (mhd. forhîn,
förhîn, forhen); *förhen könnte als Pl. eines Subst. *fö-
rhe gedeutet werden. Zum Gebrauch solcher Adj. als
Baumnamen vgl. W. Horn, Behrens-Festschrift. D. Beh-
rens zum 70. Geburtstag dargebracht (Zffrz. Spr. Sup-
plementheft 13), (Jena, 1929), 111 und → horn, asc,
aspa, erlîn, *eskîn, *espîn, *velwrîn.
Ahd. Wb. III, 1152 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 257; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 314; Starck-Wells 171. 811. 846;
Schützeichel, Glossenwortschatz III, 257 ff.; Graff III,
678; Schade 213; Lexer III, 468; Benecke III, 384;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 433 (picea). 436 (pinus);
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 491 (picea). 492 (pinus);
Dt. Wb. III, 1869 f.; Kluge²¹ 211; Kluge²⁴ 306; Pfei-
fer, Et. Wb.² 362 f. — Schweiz. Id. I, 992; Ochs, Bad.
Wb. II, 191 f. (fohre); Fischer, Schwäb. Wb. II, 1645;
Jutz, Vorarlberg. Wb. I, 969; Schmeller, Bayer. Wb.²
I, 752 (die Forchen, Förchen); Schatz, Wb. d. tirol.
Mdaa. 185; Unger-Khull, Steir. Wortschatz 240;
Christmann, Pfälz. Wb. II, 1509 (†forchenbaum);
Maurer-Mulch, Südhess. Wb. II, 836 (Fohr: „einziger
Beleg; öfter begegnet das gleichbed. ‚Forle‘“ [877]). —
Marzell, a. a. O. III, 781 ff.
Ahd. foraha hat folgende Entsprechungen im
Germ.: as. uurie ‚picea‘ (dat. sg. von *furhia f.
jōn-St.; zum Nebeneinander von -ōn- und -jōn-
Stämmen bei Baumnamen s. Kluge, Nom.
Stammbildung³ § 83 und vgl. ahd. tanna : as.
dennia; ahd. buocha : ae. bēce [→ tanna, buo-
cha]), mndd. vūre f. ‚Föhre, Kiefer‘; mndl. nur
in den Zss. vurenboom, -hout (Kiliaan vueren
‚pinus silvestris‘), nndl. vurenhout; ae. furhwu-
du, auch *furh oder *fyrh f. (nur pl. fyrh be-
legt); me. fir(re), ne. fir sind, trotz Björkman,
Scand. Loanwords 261, wahrscheinlich aus dän.
fyr, pl. fyrre (vgl. auch fyrretræ) entlehnt; aisl.
fura und (mit Dehnung vor ursprl. *rh; vgl. No-
reen, Aisl. Gr.⁴ § 124, 2) fúra f. n-St. ‚Föhre;
Schiff (poet.)‘, nnorw. furu, fura, nschwed. fura,
ndän. fyr.
Fick III (Germ.)⁴ 234; Holthausen, As. Wb. 24; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 113, 6. 242; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. I, 1, 1038; Verdam, Mndl. handwb.
756; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 765 (s. v. vuren adj.);
Vries, Ndls. et. wb. 807 (s. v. vuren adj.); Holthausen,
Ae. et. Wb. 119; Bosworth-Toller, AS Dict. 349;
Suppl. 274; ME Dict. E-F, 586 f.; OED² V, 941; Oxf.
Dict. of Engl. Et. 357; Vries, Anord. et. Wb.² 147; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 554; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 75; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 283;
Torp, Nynorsk et. ordb. 140; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 246.
Germ. *furχ(w)ōn, -jōn steht im Ablautverhält-
nis zu germ. *ferχ(w)a- ‚Eiche‘. Zu Bed.wandel
und Etymologie → fereheih.
Anders, aber unwahrscheinlich R. Loewe, PBB 60
(1936), 160 ff.: ahd. for(a)ha usw. gehe auf eine idg.
Wz. *perk- ‚spitz, stachelig‘ zurück, die auch in gr.
πέρκη ‚Barsch‘, lat. porcus ‚Fisch mit Stachelflossen,
Mondfisch(?)‘ vorkomme. Die Fischnamen gehören
aber zweifellos zur idg. Wz. *per- ‚gesprenkelt, bunt‘
(→ forahana ‚Forelle‘), und eine idg. Wz. *perk- mit
der Bed. ‚spitz, stachelig‘ ist nicht belegt. Abzulehnen
ist auch Fick I (Idg.)⁴ 485 (nicht mehr Fick III
[Germ.]⁴ 234): zu gr. περκνός ‚dunkelfarbig‘. Das gr.
Wort bedeutete ursprl. ‚gefleckt, bunt‘ und gehört zur
obigen Wz. *per-.
Ein italien. (trent.) Dialektwort porca ‚Föhre‘, das
nach Pokorny 822 zur Sippe von idg. *perku̯us gehört
und nach E. Seebold, Kluge²⁴ a. a. O. mit ahd. foraha
nahe verwandt ist, ist nicht verifizierbar.