gougarônAWB sw. v. II, seit 800 in Gl., B,
GB: ‚umherziehen, -streifen, -schweifen;
evagari, garrulus, vacare, vagari, vagus‘
〈Var.: c-; -au-; -gr-〉. — Mhd. gougern ‚um-
herschweifen‘; daneben mhd. gageren ‚sich
hin und her wiegen, zappeln‘, nhd. dial. els.
gugeren ‚schaukeln, hin und her schwanken‘;
ohne r-Suffix, teils mit anderen intensivie-
renden Suffixen, auch gagen ‚sich hin und
her wiegen‘, gogen ‚sich ausgelassen gebär-
den‘, gogel ‚ausgelassen, lustig‘, gogelen
‚sich ausgelassen gebärden, hin und her gau-
keln, flattern‘, nhd. gogel ‚ausgelassen, lu-
stig, übermütig‘, nhd. gaukeln ‚flattern,
schwankend fliegen‘ (→ gougalôn); vgl.
auch nhd. dial. els. gugen ‚schaukeln‘, bad.
g(a)uge ‚Pumpschwengel, Schaukel‘, g(a)u-
gel ‚Schaukel‘, g(a)ugen ‚schwanken, hin
und her bewegen‘, gaukelig ‚schwankend‘,
g(a)ugeze ‚Schaukel‘, gäukeln ‚mit dem
Stuhl schwanken‘, bair. gauke(l)n ‚schwan-
ken‘, schwäb. gagen ‚hin und her schwanken,
schaukeln‘, gaukelen ‚unter den Armen em-
porhalten und tragen‘, gauken ‚sich hin und
her bewegen‘, und wieder anders gebildetes
kärnt. gaugezen ‚taumeln, stolpern‘.
Ahd. Wb. 4, 374; Splett, Ahd. Wb. 1, 316; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 485 f.; Schützeichel⁶ 138; Starck-Wells
235; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 11; Seebold,
ChWdW8 147; Graff 4, 142; Lexer 1, 724. 1044.
1059; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 231 (evagari). 693
(vacare). 694 (vagari, vagus); Dt. Wb. 4, 1553 ff.
1562 f.; 8, 672 f.; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 402. —
Raven 1963—67: 2, 56. — Martin-Lienhart, Wb. d. els.
Mdaa. 1, 204; Ochs, Bad. Wb. 2, 303 ff.; Schmeller,
Bayer. Wb.² 2, 24; Fischer, Schwäb. Wb. 3, 17. 100 f.;
Lexer, Kärnt. Wb. 110.
Ahd. gougarôn hat in den anderen germ.
Sprachen keine Entsprechungen. Mit dem in-
tensiv-iterativen l-Suffix sind gebildet: nost-
fries. gȫkeln, kȫkeln, gücheln ‚rasche Bewe-
gungen machen, rasch hin und her fahren,
tänzeln‘; me. gog(e)len ‚tänzeln, umher-
schweifen‘, ne. goggle ‚die Augen bewegen,
mit dem Haupt umherschweifen‘: < west-
germ. *goglōi̯e/a-. Wie das Nebeneinander
der unterschiedlichen Konsonanten (g/k) und
Vokale (au̯/u/o) zeigt, liegt eine onomato-
poetische Wurzel *o-, *ok-, *kok-,
*au̯- vor, die eine schwingende Bewegung
zum Ausdruck bringt. Die meisten Formen
sind nochmals mit dem intensiv-iterativen r-
oder l- oder z(z)-Suffix erweitert (zu diesem
Suffix vgl. Krahe-Meid 1969: 3, § 195 f.; zu
solchen Ableitungen einer onomatopoetischen
Wurzel → ga[c]kizzen ‚schnattern‘).
Ebenfalls onomatopoetischen Ursprungs ist
ne. jog(gle) ‚zittern, bewegen‘.
Das hierher gestellte kymr. gogi ‚zittern‘ existiert nicht.
Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 1, 661 f.
704; ME Dict. s. v.; OED² s. v.
S. gougalôn.