grât mhd. st. m., nur Gl. 3,354,5
(13. Jh.): ‚Rückgrat; spina‘. — Mhd. sonst
grât m. ‚Gräte, Rückgrat, Bergrücken‘, nhd.
Grat, Gräte (nhd. Gräte war urspr. Pl. von
Grat).
Ahd. Wb. 4, 408; Splett, Ahd. Wb. 1, 322; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 489; Schützeichel⁶ 139; Starck-Wells
238; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 36; Lexer 1,
1073; 3, Nachtr. 218; Dt. Wb. 8, 2029 ff.; Kluge²¹
268; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 471.
Die einzigen germ. Entsprechungen sind:
mndd. grāt m. ‚Rückgrat, Bergrücken‘,
grāde f. ‚Gräte, Knochen‘; mndl. graet, nndl.
graat ‚Fischgräte‘.
Fick 3 (Germ.)⁴ 138; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 146; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2,
137 (nur grade); Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 2097;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 210; Vries, Ndls. et. wb.
217; Et. wb. Ndl. F-Ka 317.
Das nur im Dt. und Ndl. belegte Wort germ.
*græđi- < vorurgerm. *ghrē-tí- gehört zur
idg. Wz. *gher(ǝ)- : *ghrē- ‚hervorstechen‘.
Die urspr. Bed. war offenbar ‚Spitze‘, ‚Spit-
zes‘; die Bedeutung ‚Rückgrat‘ ist wohl eine
ziemlich späte Lehnübersetzung von lat. spi-
na (dorsi) ‚(Knochen-)Spitze des Rückens‘
(vgl. die Entlehnungen engl. spine, poln. spi-
na, russ. spina usw.).
Verwandt sind (mit Schwundstufe *ghrǝ-)
poln. grot, tschech. hrot ‚Spitze, Schneide‘,
russ. (veraltet) grot ‚Wurfspieß‘. Zur selben
Wz. *ghrǝ- — mit anderen Erweiterungen —
gehören mhd. graz ‚Sprossen oder junge
Zweige vom Nadelholz‘ (→ grezzenach),
ahd. grazlîcho ‚scharfsinnig‘, grana ‚Bart-
haar, Schnurrbart‘, grans ‚Schnauze, Schiffs-
schnabel‘ (s.dd.).
Walde-Pokorny 1, 606; Pokorny 440; Vasmer, Russ.
et. Wb. 1, 311; Sławski 1952 ff.: 1, 352 f.