grint¹AWB m. a- oder i-St., seit dem 9. Jh. in
zahlreichen Gl.: ‚Grind, (Kopf-)Ausschlag,
kahler Kopf, Glatze; albicium, alopecia, fur-
fur, glabella, glaber, glabrio‘ 〈Var.: c-; -th,
-d〉. Die Flexionsklasse ist nicht sicher zu
bestimmen, da das Wort nur im Nom.Sg. be-
legt ist (das m. Genus wird nach dem mhd.
Befund angenommen). — Mhd. grint m.
‚Grind, Grindkopf‘, nhd. Grind m. ‚Sand,
Schorf‘.
Ahd. Wb. 4, 431; Splett, Ahd. Wb. 1, 326; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 493; Schützeichel⁶ 140; Starck-Wells 240.
820; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 51 f.; Graff 4,
330; Lexer 1, 1087; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 29 (albi-
cium). 33 (alopotia). 283 (furfur). 290 (glabella, glaber,
glabrio); Dt. Wb. 9, 368 ff.; Kluge²¹ 271; Kluge²⁴ s. v.;
Pfeifer, Et. Wb.² 478. — A. Senn, JEGP 32 (1933), 518.
Ahd. grint hat nur in mndd. grint
‚(Meer-)Sand, Grind‘ eine im Genus über-
einstimmende Entsprechung: < urgerm.
*renda/i- m. Daneben sind teils mit ande-
rem Genus, teils mit abweichendem Voka-
lismus folgende Bildungen belegt: mndd.
grint ‚Mahlgang, Mühlengetriebe‘; mndl.
grint, nndl. grind, grint ‚Kies, Grind‘; nfries.
grint ‚Kies‘; ae. gegrind, me. grind ‚Zusam-
menprall‘ < *renda- n.; mndl. grinde ‚Sand,
Grind‘ < *rendō- f.; mndd. grant ‚Kies‘; ae.
grand- (in grandorleas ‚unschuldig‘; vgl.
aisl. grandlaus, nisl. grandalaus ‚unschul-
dig‘); aisl., nisl., fär., nnorw., nschwed.
grand ‚Körnchen, Kies, Sand, Schaden,
Kummer, Sünde‘ (davon abgeleitet ist aisl.,
nisl., fär., nnorw. granda, adän. grande,
ndän. gran, nschwed. granna ‚schaden, ver-
letzen‘) < *randa- n.; aisl., nisl. grandi,
nnorw. grande ‚Sandbank‘ < *randan- m.
Die Ableitungsbasis ist ein st. Verb urgerm.
*rende/a-, das als ae. grindan, me. grinden,
ne. grind ‚reiben, zermalmen‘ fortgesetzt ist.
Das got. Kompositum grinda-fraþjis ‚klein-
mütig‘, eigtl. ‚einen kleinkörnigen Verstand
habend‘, setzt ein Verbaladj. *grinds ‚zerrie-
ben‘ voraus, das von einem mit dem Ae.
übereinstimmenden st. Verb *grindan ‚zer-
reiben‘ abgeleitet ist.
Fick 3 (Germ.)⁴ 140; Seebold, Germ. st. Verben 240;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 149. 162; Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. 2, 148; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 2, 2143 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 216; Vries,
Ndls. et. wb. 222; Et. wb. Ndl. F-Ka 336 f.; Fryske wb.
7, 380; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 1,
686 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 1, 476; Holthausen, Ae. et.
Wb. 137 f.; Bosworth-Toller, AS Dict. 419; Suppl. 487;
ME Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 184;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 399 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 1, 629 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 94; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 341; Nielsen,
Dansk et. ordb. 161; Ordb. o. d. danske sprog 7, 1;
Torp, Nynorsk et. ordb. 177; Hellquist, Svensk et. ordb.³
296; Svenska akad. ordb. s. v.; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 222; Lehmann, Gothic Et. Dict. G-107. — Grien-
berger 1900: 99; Schubert 1968: 45.
Die urgerm. *rende/a- < vorurgerm.
*ghrendhe/o- zugrundeliegende Wurzel ist
eine dh-Erweiterung der uridg. Verbalwz.
*ghren- ‚zerreiben‘, wozu (mit einer *-d[h]-
Erweiterung) auch lit. grsti ‚schaben,
scheuern‘ (< *ghren-d- [vielleicht auch
*ghren-dh-; vgl. Lühr 2000: 121]) gehört.
Dissimilation aus urgr. *χρονδρος < *ghron-
d- oder *ghron-dh- (mit Entwicklung von
*ndh > nd; vgl. die parallele Entwicklung
von *mbh > mb in gr. Hesych ἀθεμβοῦσα
‚ausgelassen‘ < uridg. *gu̯hembh-; → gambar)
zeigt gr. χόνδρος ‚Graupe, Korn‘. Unklar ist
dagegen der Zusammenhang mit lat. frendō
‚(zer-)knirsche, zermalme‘, da dessen Anlaut
auf *gu̯h- weist (uridg. *gh wird vor r zu lat.
g-). Womöglich liegt im Anlaut von frendō
aber Einfluß von gleichbedeutendem lat.
fri(c)āre vor.
Ohne weitere Erklärung trennt Seebold, Germ. st. Ver-
ben 240 urgerm. *grunþu- ‚Grund, Boden‘ (→ grunt)
von der Verbalwurzel uridg. *ghren- ‚zerreiben‘, in-
dem er das auslautende urgerm. *-đ als wurzelhaft an-
sieht. Nicht überzeugend ist auch sein Ansatz der
Wurzel als uridg. *ĝhrendh-, da im Lit. *ĝh zu ž ge-
worden wäre. Will man dennoch an einer Vorform
*ĝhrendh- festhalten, müßte man anstelle der zu erwar-
teten Form **žrsti eine Kentum-Entwicklung von
*ĝh > lit. g- annehmen. Zusätzlich wäre auch für lat.
frendō mit sekundärem Einfluß von fri[c]are zu rech-
nen, da sich im Lat. *ĝhr- vor r zu g- entwickelt. Dies
alles spricht gegen Seebolds Ansatz.
Zu trennen ist (trotz Jokl 1911: 25) wohl alb. krúnde
‚Kleie, Viehfutter‘, da dieses besser zu krúaj ‚(ab-)krat-
zen‘ zu stellen ist (vgl. Demiraj, Alb. Et. 226).
Walde-Pokorny 1, 656 f.; Pokorny 459; LIV² 204; Frisk,
Gr. et. Wb. 2, 1110 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 1268 f.;
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 545; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 253; Fraenkel, Lit. et. Wb. 167. — Sommer-
Pfister 1977: 144; Rix 1992: 97.
S. grunt.