lanka
Band V, Spalte 1024
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lanka f. ō(n)-St., lanko m. an-St., len-
kîn
f. īn-St., Gl. 1,542,62 (Ende des 8./An-
fang des 9. Jh.s, alem.) und weitere Gl., B,
GB, C, NMC, Nps, Npg und Npw: Nie-
re, Lende, Weiche, Seite, Hüfte, Schamge-
gend; (αἰδοῖον), clunis, coxa, ilia, ilium, in-
guen, lumbus, ren, spirizan [lingua ignota,
Hildeg.]
Var.: hl-; -c-, -ch-. Mhd.
lanke, lanche st./sw.f. Hüfte, Lende, Wei-
che
, frühnhd. lanke m. Hüfte, Lende,
übertr. Buch, Schinken, Schwarte, lenke f.
Hüfte, Lende, ält. nhd. lanke f. Seite,
Flanke
, nhd. mdartl. bair. lanken pl. Len-
denstück, Lendenbraten
, tirol. lanke f. Wei-
che, Höhlung der Fußsohle
, rhein. Flanke,
thür. seitliche Weichteile bei Mensch oder
Tier, lederne Seitenblätter beim Pferdege-
schirr, Seitenbrett beim Mistwagen, Seite des
Schuhs
, märk. Zugriemen am Pferdege-
schirr
, mittelelb. seitlicher weicher Teil des
Tierkörpers, breiter, lederner Längsriemen
am Pferdegeschirr
, westf. Weiche, ndsächs.
lanke m./f. Seite, Flanke, Strang am Pfer-
degeschirr
, schlesw.-holst., meckl., lüneb.
lank f. Seite zwischen Rippen und Lende,
preuß. lanke f. Formation, wie Reusen und
Netze für den Fischfang aufgestellt sind
.

Bereits ahd. existiert dazu die Koll.bildung
gilenki n. Lendenbereich, Hüftgelenk (s. d.)
> mhd. gelenke Taille > nhd. Gelenk.

Nhd. standardspr. ist lanke durch ursprungs-
gleiches Flanke f. Weiche des Pferdes, Sei-
te
ersetzt, das Anfang des 17. Jh.s aus frz.
flanc Weiche entlehnt wurde (s. u.) und zu-
nächst in den Wortschatz des Militärs Ein-
gang fand.

Ahd. Wb. 5, 622 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 513 f.; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 703. 715; Schützeichel⁷ 192. 197;
Starck-Wells 360. 369; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 5, 463 f.; 6, 45; Bergmann-Stricker, Katalog
Nr. 296 (II); Seebold, ChWdW8 186; ders., ChWdW9
496. 506; Graff 2, 222 f.; Lexer 1, 1821; Frühnhd.
Wb. 9, 274 f. 965; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 154
(coxa). 285 (ilia). 492 (ren); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb.
383 (lumbus). 566 (renes); Dt. Wb. 3, 1723 (Flanke);
12, 187; Kluge²¹ 202 (Flanke); Kluge²⁵ s. v. Flanke;
Pfeifer, Et. Wb.² 350 (Flanke). Höfler 1899: 348 f.;
Riecke 2004: 2, 156159. 164 f. Schmeller, Bayer.
Wb.² 1, 1493; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 1, 373;
Müller, Rhein. Wb. 1, 517; Spangenberg, Thür. Wb. 4,
64 (Lanke¹); Bretschneider, Brandenb.-berlin. Wb. 3,
32 (Lanke¹); Kettmann, Mittelelb. Wb. 2, 811 (Lan-
ke¹); Woeste, Wb. d. westf. Mda. 156; Jungandreas,
Ndsächs. Wb. 8, 55; Schambach, Wb. d. ndd. Mda.
118; Kück, Lüneb. Wb. 2, 278; Mensing, Schleswig-
holst. Wb. 3, 411; Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb. 4,
837; Frischbier, Preuß. Wb. 2, 8f.; Riemann, Preuß.
Wb 3, 775 f.

Verwandte in anderen germ. Sprachen sind:
as. hlanka f. Weiche, koll. gilenki n. Un-
terleib
, mndd. nur noch im Komp. lankȫvel
Rippenfellentzündung; ae. hlenca f., hlence
m. Glied in einer Kette, hlanc adj. dünn,
mager
, me. lank, lonk dünn, mager, lonke
Seite des menschlichen Körpers, ne. lank
mager; aisl. hlekkr m. Ring, Kette, nisl.
hlekkur, ndän. lænke, nnorw. lekk, nschwed.
länk Kettenglied, Kette, schwed. dial. läkk:
< urgerm. *χlank-i-/-an-/ō(n)- Biegung,
adj. biegsam o. ä.

Afrz. flanc < gallorom. *flancum, neuge-
bildeter Sg. zu *flanca, ist aus awestfrk.
*hlanka- Weiche, Seite (mit Wandel von
*hl- zu rom. *fl-) entlehnt. Das afrz. Wort ist
zunächst als militärischer Terminus techni-
cus in der Neuzeit in zahlreiche Sprachen (in
die nordgerm. meist über dt. Vermittlung)
neu entlehnt worden; vgl. ae. flanc (nicht in
Bosworth-Toller, nur in OED² s. v. flank) >
me. flank(e), flaunke, nndl. flank, dän. flanke
Flanke, nhd. Flanke etc., nahm dann später
auch noch weitere Bed. an, z.B. Körpersei-
te
, langer Schuss (von der Seite) [im Fuß-
ball]
etc.

Indirekt zugehörig ist me. linke, lenke
Kettenglied, Verbindung > ne. link dss.,
das aus dem Nordgerm. entlehnt wurde.
Das wohl zur selben Wurzel gebildete ae.
hlanc dünn, me. lank, lonk dss. < ur-
germ. *χlanka- (< vorurgerm. *klong-o-) ist
hinsichtlich der semantischen Entwicklung
schwierig, möglicherweise hat sich die Bed.
aus urspr. biegsam, (leicht) zu biegen ent-
wickelt.

Auf einer schwundstufigen Bildung ur-
germ. *χlunki- beruht aisl. hlykkr m. Schlin-
ge, Bucht
> nisl. hlykkur dss..

Fick 3 (Germ.)⁴ 110 f.; Tiefenbach, As. Handwb. 169
(hlanka). 236 (gilenki); Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
76. 192 (hlanka); Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 1, 732 (lanke¹). 733 (lankȫvel); Verwijs-Verdam,
Mndl. wb. 2, 819 (s. v. flankeren); Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 164 (flank); Vries, Ndls. et. wb. 169 (flank);
Et. wb. Ndl. F-Ka 90 f. (flank); Holthausen, Ae. et.
Wb. 106. 162; Bosworth-Toller, AS Dict. 541. 542;
Suppl. 550; ME Dict. s. vv. flank, lank, linke, lonke;
OED² s. vv. flank n.¹, lank n., link n.²; Vries, Anord.
et. Wb.² 237 (hlekkr). 240 (hlykkr); Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 278; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 7
(hlekkir). 22 (hlykkr); Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 118 (hlekkr). 120 (hlykkr); Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 232 (flanke). 676 (lœnke); Magnússon,
sl. Orðsb. 339 (hlekkur). 342 (hlykkur); Nielsen,
Dansk et. ordb. 122 (flanke). 273 (lœnke¹); Ordb. o. d.
danske sprog 4, 1157 f. (flanke); 13, 419 f. (lœnke¹);
Torp, Nynorsk et. ordb. 372 f.; NOB s. v. lekk;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 608; Svenska akad. ordb.
s. vv. flank¹, länk. Gamillscheg 1969: 430.

Urgerm. *χlank-i-/-a/ō(n)- Biegung hat kei-
ne gesicherten außergerm. Entsprechungen.
Vielleicht ist das Hapaxlegomenon (Paulus
ex Festo) lat. clingere umgürten < uridg.
*kleng-e/o- zugehörig. Der Anschluss wür-
de voraussetzen, dass die Bed. des lat. Worts
aus herumbiegen entstanden ist.

Lautlich könnte auch ahd. *lenc links
(s. d.), mhd. lenc, linc adj. link, linkisch,
unwissend
(< uridg. *klengo-; so etwa de
Vaan, Et. dict. of Lat. 120 f.) verwandt sein,
doch müsste dann ein semantischer Wandel
von biegsam, gebogen über verbogen zu
links, ungeschickt angenommen werden.
Toch. B kleke Fahrzeug (um zum Wissen
zu gelangen)
und toch. A klak m. Reittier
< uridg. *klong-o- werden gewöhnlich hier-
hergestellt. Trifft diese Verbindung zu, ist
eine ähnliche Bed.entwicklung wie bei der
Wz. *bhegh- biegen eingetreten; vgl. gr.
φεύγω fliehe, also biegen, wenden > sich
biegen, wenden
> sich bewegen > sich
fortbewegen
.

Semantisch und formal nahestehend sind weiterhin lit.
klénkti eilen (< uridg. *klenHk-?), lett. klencêt hop-
peln
, aksl. klta (part.präs. nom.du.m.) knien,
serbo-kroat. kléati knien etc. < urbalt./urslaw.
*klenk-, die aber auf einen vorurbalt.-slaw./uridg.
stimmlosen Wz.auslaut zurückgehen. Die semantische
Entwicklung wäre der im Toch. vergleichbar.

Walde-Pokorny 1, 498 f.; Pokorny 603; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 233 f.; Ernout-Meillet, Dict.
ét. lat.⁴ 127; de Vaan, Et. dict. of Lat. 120 f.; Traut-
mann, Balt.-Slav. Wb. 136; Berneker, Slav. et. Wb. 1,
514 f.; Trubaëv, t. slov. slav. jaz. 10, 28 ff.; Derk-
sen, Et. dict. of Slav. 225; Et. slov. jaz. staroslov. 316;
Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 2, 39; Snoj, Slov. et. slov.²
277; Vasmer, Russ. et. Wb. 1, 576 ff.; ders., t. slov.
russ. jaz. 2, 259; Fraenkel, Lit. et. Wb. 269; Müh-
lenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 2, 222 (klencêt¹); Car-
ling, Dict. of Toch. A 1, 175; Adams, Dict. of Toch. B
227.

S. gilenki.

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