hiutu
Band IV, Spalte 1076
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hiutuAWB adv., B, GB, WK, H, T, OT, GP,
MF, RhC, MPs, PG, WHS, bei O und N, in
Gl. seit Ende des 8./Anfang des 9. Jh.s (Rb,
alem.): heute, jetzt, gegenwärtig; dies haec,
hodie
, untaz hiutu bis heute; in hodiernum
diem
Var.: -u-, -ui-, -eu-; -to, -tto, -ta, -ti,
-tti, -te, -de, -da. Mhd. hiute, md. hûte adv.
heute, an diesem Tag, nhd. heute an diesem
Tag, gegenwärtig
.

Ahd. Wb. 4, 1150 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 393; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 553 f.; Schützeichel⁶ 163; Starck-Wells
279; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 345 f.; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 296 (II); Seebold,
ChWdW8 162; Graff 4, 693; Lexer 1, 1311; Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 304 (hodie); Dt. Wb. 10, 1294 ff.; Kluge²¹
307; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 538.

Ahd. hiutu ist aus dem Instr.Sg. *hiu tagu
kontrahiert. Die gleiche Univerbierung zeigen
auch die anderen westgerm. Sprachen: as.
hiudu (nur Hel), hūdigu, hōdigo (WaD),
mndd. hǖde, hǖden(e), vereinzelt hȫde heu-
te
; andfrk. *hiudo (Hs. hindo), mndl. hude(n),
huyden neben heden, nndl. heden heute (der
ausl. Nasal der ndd. und ndl. Formen ist in
Analogie zu gestern und morgen gebildet);
afries. hiūdega, hiūde, hiōda, nfries. hjoed
heute; ae. hēodæg heute. Dem urspr. Syn-
tagma liegt der Pronominalst. urgerm. *χi-
dieser, der und der m. a-St. *daa- zugrun-
de.

Eine vergleichbare Bildung ist die feste Ver-
bindung got. himma daga an diesem Tage,
heute; σήμερον
(Dat.Sg. m.), in der das De-
monstrativpronomen als eigenständige Form
begegnet (vgl. auch den Akk.Sg. in und hina
daga bis auf diesen Tag, bis heute; μέχρι τῆς
σέμερον
).

Fick 3 (Germ.)⁴ 87; Holthausen, As. Wb. 34; Sehrt, Wb.
z. Hel.² 260; Berr, Et. Gl. to Hel. 193; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 18. 195; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 1, 325. 379; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 326;
Quak, Wortkonkordanz zu d. am.- u. andfrk. Ps. u. Gl.
91; Quak, Die am.- u. andfrk. Ps. u. Gl. 17. 200;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 206. 725 f.; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 237; Vries, Ndls. et. wb. 241; Et. wb.
Ndl. F-Ka 396; Holthausen, Afries. Wb.² 44;
Richthofen, Afries. Wb. 818; Fryske wb. 9, 23 f.;
Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 2, 111;
Dijkstra, Friesch Wb. 1, 527; Bosworth-Toller, AS Dict.
528; ME Dict. s. v.; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 255;
Lehmann, Gothic Et. Dict. H-61. G. Klingenschmitt,
in Bergmann 1987: 173.

Der urgerm. Instr.Sg. *χiō đaō geht wohl
auf einen vorurgerm. Instr.Sg. *oh₁ dhogh-
oh₁- zurück. Ähnlich gebildet sind lat. hodiē
adv. heute und fal. foied adv. heute (mit
Wandel von h > f im Fal.; vgl. Meiser 1998:
§ 6, 1), die aus flektierten Formen von hic
dieser und diēs Tag komponiert sind. Für
beide Adv. wird Herkunft aus einem alten
Abl. angenommen (z. B. Leumann [192628]
1977: §§ 122c. 372, 1 a). Der erste Bestand-
teil des urspr. Syntagmas wird dabei unter-
schiedlich erklärt: Entweder ist der bloße St.
*ho- vertreten, ein urspr. Abl. *hōd (vgl.
Leumann a. a. O.: § 372, 1a) oder Lok. *ho
(Meiser 1998: § 57, 7). Liegt ein Lok. vor,
dann wäre der auch für das 2. Glied zu er-
wartende Lok. durch den Abl. *dē(d) ersetzt.
Als Vorform ist demnach von *hō(d) dē(d)
oder *hō dē(d) > *hoē(d) (mit *-d- > *--;
vgl. Sihler 1995: § 194b) auszugehen. In lat.
hodiē ist dabei -d- etymologisch restituiert.

Walde-Pokorny 1, 453; Pokorny 609; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. 1, 653 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 297.

S. hiuru, tag.

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