lachanAWB, lachênAWB st.v. VI (prät. *luoh,
*luogum, part.prät. *gilagan) und sw.v. III,
im Abr (1,38,38 [Ra]), in der Sam (1,39,38),
im Clm. 6300 (Ende des 8. oder Anfang des
9. Jh.s, bair.) und weiteren Gl., T, DD, NBo,
Ns, Nps: ‚lachen, lächeln, zulächeln; arri-
dere, fremere, gaudēre, renidēre, ridēre,
risibilis esse‘, subst. ‚Lachen; risus‘ 〈Var.:
hl-; -hh-, -h-〉. Die Lautfolge -ch-, -hh- ist
durch die westgerm. Konsonantengemination
entstanden und wurde auf das sw. Verb
übertragen (vgl. Braune-Reiffenstein 2004:
§ 154 Anm. 7). Sicher der st. Flexion zu-
zuweisen ist nur die 3.sg.prät. hlóc (Gl.
1,39,38; s. o.) mit Erhalt des Langvokals im
Bair. für späteres uo und Übertragung des
gramm. Wechsels im Pl. auf den Sg. Das sw.
Verb (z.B. 3.sg.präs. hlachet; vgl. Glaser
1996: 212, 151) selbst ist früher belegt als
das st. — Mhd. lachen sw.v. ‚lachen, lächeln,
freundlich blicken‘, rôsen lachen ‚durch
einen freundlich lächelnden Blick Rosen
zum Blühen bringen‘, mit lachendem munde
als Zeichen freiwilliger Zustimmung bei ei-
nem Rechtsgeschäft, iemanne vergât daz
lachen ‚jmdm. vergeht das Lachen‘, frühnhd.
lachen ‚lachen, hohnlachen, freundlich ge-
sonnen sein, auslachen‘, nhd. lachen sw.v.
‚durch Mimik und ein charakteristisches Ge-
räusch Heiterkeit und Freude zum Ausdruck
bringen‘, in Wendungen wie sardonisches
Lachen ‚ein bitteres Lachen‘, da lachen ja
die Hühner ‚das ist nicht zumutbar und
äußerst lächerlich‘, sprw. wer zuletzt lacht,
lacht am besten.
Ahd. Wb. 5, 592 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 510; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 700. 701; Schützeichel⁷ 191 (nur als
sw.v. gebucht); Starck-Wells 358 (lahhan, lahhēn);
Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 450 (lahhen st.v.,
lahhēn sw.v.); Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 298
(I). 523. 895; Seebold, ChWdW8 185; ders., ChWdW9
494; Graff 4, 1112; Lexer 1, 1808 f.; Frühnhd. Wb. 9,
15 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 498 (ridere). 499
(risus); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 578 (s. v. risibilis);
Dt. Wb. 12, 17 ff.; Kluge²¹ 417; Kluge²⁵ s. v. lachen;
Pfeifer, Et. Wb.² 756. — Splett 1979: 197. — Glombik-
Hujer, DWEB 5 (1968), 27 f.; Schlaefer 1987: 495—
509. — DRW 8, 240; Röhrich 2003: 2, 917 f.; Friedrich
2006: 259.
In anderen germ. Sprachen sind bei dem j-
Präsens gleichfalls Reste der starken Flexion
bewahrt, so in as. hlahhian (hlahan?) st.v. VI
(prät. hloh, hlogun, part.prät. -hlagan) ‚la-
chen‘; frühmndl., mndl. lachen st.v. (prät.
loech, loegen [logen], part.prät. gelachen)
‚lachen, gut gelaunt sein‘, daneben auch sw.
(prät. lachgede, lachede, lachte, part.prät.
gelacht), nndl. lachen (st.part.prät. gelachen)
‚Fröhlichkeit äußern‘; ae. westsächs. hlieh-
han (hlihhan, hlyhhan) mit i-Umlaut, angl.
hlæhhan (ohne Umlaut nach dem Subst.
hleahtor ‚Gelächter‘; vgl. Brunner 1965:
§ 95 Anm. 7) st.v. VI ‚lachen, auslachen‘
(prät. hlōg, später hlōh, prät.pl. hlōgun),
me. laughen (laghen, lauhwen u. a.; prät.
lough[e] u. a., pl. loughen u. a., part.prät.
laughen u. a.) ‚lachen, lächeln, spotten, sich
freuen, frohlocken‘, ne. laugh sw.v. ‚lachen‘,
in Wendungen wie don’t make me laugh
‚da lachen ja die Hühner‘ (s. o.), a sardonic
laugh (s. o.), sprw. the laugh is always on the
loser ‚wer den Schaden hat, braucht für den
Spott nicht zu sorgen‘; aisl. hlæja (prät. hló,
part.prät. hleginn), nisl. hlæja, fär. læa, læga,
ndän. le, nnorw. læja, ält. schwed. lēa,
nschwed. le (prät. log) ‚lachen, lächeln, aus-
lachen‘; got. hlahjan* ‚lachen‘ (nur nom.pl.
m.part.präs. hlahjandans ‚γελῶντες‘, 3.pl.
prät. bi-hlohun ‚verlachten‘), krimgot. la-
chen ‚ridere‘ (von Busbecq nach nndl. oder
frühnhd. lachen umgestaltet; vgl. Stearns,
Crimean Gothic 143): < westgerm. *χlaχχ-
i̯e/a- < urgerm. *χlaχ-i̯e/a- (prät. χlōχ, part.
prät. *χlaina-). Im Westgerm. tritt mit Aus-
nahme des Ags. vor dem geminierten -hh-
kein Umlaut auf.
Ausschließlich schwach flektiert: mndd. la-
chen ‚lachen‘, in de vǖste lachen ‚heimlich
lachen, sich lustig machen‘, Rechtsformel
mit vrīen willen lachende ‚freiwillig und
freudig‘. Das gleichfalls sw.v. afries. hlak-
kia, hlākia ‚lachen‘ (3.sg.prät. hlackade) <
westgerm. *χlakkōi̯e/a- steht als Intensivbil-
dung neben ae. hlacerian ‚verspotten‘ mit ite-
rativem r-Suff. < westgerm. *χlakkarōi̯e/a-.
Die gleiche Vorform *χlakkōi̯e/a- (oder
*χlankōi̯e/a-) ist für aisl. hlakka ‚schreien,
jauchzen‘ anzunehmen (vgl. F. Holthausen,
PBB 48 [1924], 461 f.; anders Wissmann 1932:
189, der, wie auch andere, aisl. hlakka mit
lat. clangere [s. u.] gleichsetzt).
Unregelmäßig gebildet sind nwestfries. lait-
sje, saterfries. laachje ‚lachen‘.
Vom st.v. *χlaχi̯e/a- ist ein Kaus. *χlōii̯e/a-
abgeleitet, das in aisl., nisl. hlœgja, nnorw.
løgja ‚lachen machen, erfreuen‘ und mit
Aufhebung des grammatischen Wechsels in
got. -hlohjan* (in uf-hlohjan* ‚zum Lachen
bringen‘, nur 2.pl.imper.präs.pass. ufhlohjan-
da ‚γελάσετε‘; zur Stelle vgl. García García
2005: 69) fortgesetzt ist.
Mndd., mndl., nndl. und mhd. lach st.m. und
ne. laugh ‚Auflachen, Gelächter‘ sind vom
Verb rückgebildet.
Fick 3 (Germ.)⁴ 110; Seebold, Germ. st. Verben
257 f.; Tiefenbach, As. Handwb. 169; Sehrt, Wb. z.
Hel.² 261; Berr, Et. Gl. to Hel. 194; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 2, 1, 718; Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. 2, 609; VMNW s. v. lachen; Verwijs-Verdam,
Mndl. wb. 4, 7 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 366 f.;
Suppl. 96; Vries, Ndls. et. wb. 380; Et. wb. Ndl. Ke-R
167; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 223; Richtho-
fen, Afries. Wb. 818; Fryske wb. 12, 79 ff.; Dijkstra,
Friesch Wb. 2, 106; Fort, Saterfries. Wb. 128; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 163; Bosworth-Toller, AS Dict.
541 f.; Suppl. 551 f.; Suppl. 2, 41; ME Dict. s. v.
laughen; OED² s. v. laugh v.; Vries, Anord. et. Wb.²
241; Bjorvand, Våre arveord² 635 f.; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 277; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog
2, 22; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 120; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 627; Magnússon, Ísl. Orðsb.
343; Nielsen, Dansk et. ordb. 257; Ordb. o. d. danske
sprog 12, 487 ff. (le²); Torp, Nynorsk et. ordb. 404;
NOB s. v. le; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 564; Svenska
akad. ordb. s. v. le v.¹; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 259.
512; Lehmann, Gothic Et. Dict. H-70; Stearns, Cri-
mean Gothic 143 f. — M. Bloomfield, FS Sievers
1925: 96; E. P. Hamp, IF 81 (1976), 40; R. Lühr,
Sprachw 10 (1985), 313; K-H. Mottausch, HS 109
(1996), 82.
Urgerm. *χlaχ-i̯e/a- < vorurgerm. *klók-i̯e/o-
oder *klák-i̯e/o- (mit -a- als Nachahmung
des beim Lachen hörbaren a-ähnlichen Lau-
tes) liegt eine onomatopoetische Wz. zu-
grunde, die auch in außergerm. Sprachen in
ähnlicher Lautgestalt und ähnlichen Bedeu-
tungen erscheint. Gleichfalls ein j-Präs. ist
gr. κλώζω (< *klṓg-i̯e/o-), κλώσσω ‚glucke,
schnalze‘ (< *klṓk-i̯e/o-, vielleicht auch Rück-
bildung aus κλωγμός m. ‚Glucken, Schnal-
zen‘; zum Vokalismus vgl. Tichy 1983: 130 f.).
Lat. clangō ‚schreie, krächze, schnattere
[von Tieren], schmettere [von der Trompe-
te]‘ ist eine erst einzelsprachliche onomato-
poetische Neubildung und nicht mit ahd.
lachan usw. unmittelbar zu verbinden (vgl.
Tichy 1983: 47).
Mit der gleichen Ablautstufe wie im Germ.
stellen sich aus dem Slaw. hierher: russ.
kloktát’, klochtat’ ‚glucken‘, osorb. kłokać
‚glucken, glucksen‘, ndsorb. kłokaś ‚glucken,
glucksen, hastig schlucken, schlürfen‘, serb.,
kroat. klòktati, slowen. klȏkati Benennung
von Vogellauten und gleichfalls lautnachah-
mendes aksl. klokotati (1.sg. klokoštǫ) ‚blub-
bern, kochen [vom Wasser]‘, russ. kloko-
tat’, ukrain. klokaty ‚sprudeln, gluckern‘,
atschech., tschech. klokotati ‚sprudeln, glu-
ckern, singen [von der Nachtigall]‘, slowak.
klokotat’, slowen. klokotáti, serbo-kroat.
klokòtati, bulg. klokotáti ‚sprudeln, gluckern‘
(vgl. auch die Interj. russ. klók zur Bez. eines
dumpfen, abgehackten Tons, tschech. klok!,
slowen. klòk, bulg. klo-klo ‚gluck‘). Mit an-
derem Ablaut gebildet sind: lit. kliugti ‚kol-
lern, knurren, plätschern, gurgeln‘, klukčiotí,
kluk(š)nóti ‚schlucken, gackern‘ (vgl. interj.
klùkš ‚gluck!‘) und lett. klaũkstêt, klaũkšķet
‚hell tönen, poltern, schwatzen‘.
Zu anl. *kl- in Onomatopoetika s. glocka.
Walde-Pokorny 1, 496 f.; Pokorny 600; Frisk, Gr. et.
Wb. 1, 879; Chantraine, Dict. ét. gr. 545; Beekes, Et.
dict. of Gr. 1, 719 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1,
227 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 125; Berneker,
Slav. et. Wb. 1, 521; Trubačëv, Ėt. slov. slav. jaz. 10,
64 f.; Derksen, Et. dict. of Slav. 226 f.; Et. slov. jaz.
staroslov. 321; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 2, 45 (s. v.
kloček); Snoj, Slov. et. slov.² 282 (s. v. klokȍt); Vas-
mer, Russ. et. Wb. 1, 571 f.; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 2,
252 f.; Schuster-Šewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 537 f.;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 273; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. 2, 215; Karulis, Latv. et. vārd. 1, 401.