-inôn, -inen suff. — Mhd. -(i/e)nen,
nhd. -nen. Das Suff bildet urspr. denominale
Durativa zu Personen bezeichnenden n-St.
Die Bed. ist zunächst ‚das tun, was die das
Grundwort bezeichnende Person‘ macht; vgl.
got. frauja, fraujins ‚Herr(scher)‘: fraujinon
‚herrschen‘. Sekundär kann die Bildung auch
denominal zu anderen Subst. und schließlich
auch deverbal erfolgen; vgl. ahd. lâchinôn
(s. d.), aisl. lǽkna, ae. lāc- nian, as. lāk-
non ‚heilen‘ zu ahd. lâchi (s. d.), got. lekeis
‚Arzt‘ bzw. ahd. waltinôn ‚die Aufsicht ha-
ben, herrschen‘ zu waltan ‚walten, herr-
schen‘ (s.dd.) etc.
Splett, Ahd. Wb. 2, 284. 293. — Wilmanns [1906—30]
1967: 2, §§ 78 f. [S. 101—104].
In anderen germ. Sprachen entsprechen: as.
-(i)non, mndd. -nen; ae. -nian, me. -nien;
aisl., nisl., dän., schwed. -na; got. -inon: <
urgerm. *-en-ōi̯e/a-. Das Suff. hat nirgends
besondere Produktivität erlangt.
ME Dict. s. v. -(e)n- suff.4; Nielsen, Dansk et. ordb.
299; Hellquist, Svensk et. ordb.3 687. — Jóhannesson
1927: 77—80; Guchman 1962—66: 4, 195—197. 199 f.;
Krahe-Meid 1969: 3, § 197.
Urgerm. *-en-ō- ist zusammengesetzt aus
dem Suff. der n-Stämme und dem iterative
und durative Verben bildenden Suff. urgerm.
*-ā- < uridg. *-eh2-. Dieses Suff. dient in
vielen anderen altidg. Sprachen zur Bildung
denominaler Verben, zunächst zu o-Stäm-
men. Urspr. hatte es wohl auch faktitive
Bed.; vgl. uridg. *néu̯o- ‚neu‘ : *neu̯e-h2-
‚neu machen‘ (heth. neu̯ahzi ‚macht neu‘, lat.
novāre ‚dss.‘ zu novus ‚neu‘ etc.). Parallele
Bildungen zeigen auch ahd. -igôn, das aber
deadj. Verben bildet, und ahd. -ilôn (s. d.).
Außerhalb des Germ. stehen die lat. Bildun-
gen auf -ināre am nächsten.
Leumann [1926—28] 1977: § 414, 5 [S. 551].