ankoAWB m. n-St. ‚Butter, butyrum‘, viermal in
Gl. belegt, sämtliche alem., einmal mit -c- ge-
schrieben, dreimal mit -ch- für die gutturale Af-
frikata nach n (s. Braune, Ahd. Gr.¹³ § 143 Anm.
2 b und 4); dem Beleg anchun zuliebe, Gl. 1,
542, 66, 8./9. Jh., wurde früher eigens eine fem.
Variante *anka angesetzt und doch ist -un die
regelmäßige akk.sg. Endung der masc. n-St. im
Obd. des 8./9. Jh.s (Braune, ebd. § 221 Anm. 3).
— Mhd. anke sw.m., nhd. Anke m. (selten f.),
heute auf den obd. Südwesten eingeengt (s. u.).
Ahd. Wb. I, 530; Starck-Wells 29; Graff I, 345;
Schade 20; Lexer I, 73; Benecke I, 46; Dt. Wb. I, 378;
Kluge²¹ 23.
Ahd. anko scheint von Anfang an auf den
Süden, vor allem den Südwesten des dt. Sprach-
gebietes beschränkt gewesen zu sein; weder im
Ndd. noch in irgendwelchen anderen germ.
Dialekten finden sich Parallelen des Wortes.
Um so willkommener sind die zahlreichen au-
ßergerm. Anschlüsse wie aind. anákti ‚salbt‘, añ-
jánti ‚sie salben‘, áñjas- ‚Salbe‘, jyam (aus ā
+ ajya- < *gu̯i̯o-) ‚Opferschmalz‘ (so schon
A. Kuhn, Zfvgl.Spr. 1 [1852], 384); lat. unguō
(unctus) ‚salbe‘ (< *ongu̯-), unguen(tum) u. a.;
umbr. umtu ‚unguito‘ (< *ongu̯etōd?) statt
*untu, *unktu in Anlehnung an *ummō, *umbō
(Buck, Gr. of Oscan and Umbrian § 153 a),
umbr. umen ‚unguen‘ (< *omben, Buck, ebd.
§ 125, 2. 151); arm. auc-ane-m ‚ich salbe‘ (<
*aucnum, idg. *ongu̯neu̯mi, s. H. Pedersen,
Zfvgl.Spr. 39 (1906), 409; Meillet, Esquisse d’une
gr. comp. de l’arm.² 37. 153); apreuß. anctan ‚Put-
tir‘ (Elb. Voc. 689), ancte ‚potter‘ (Grunaus Voc.
72), aber nicht lit. oder lett. (vgl. A. Bezzenber-
ger, BB 16 [1890], 239; Fraenkel, Balt. Spr.
36 f.); air. imb, imm (< *emb-en) ‚Butter‘, nir.
im, akorn. amen-en Gl. ‚butirum‘, bret. amann,
amanenn, kymr. ymen-yn (< umgelautetem
*emen-yn): sie führen alle auf eine idg. Basis,
mit Schwundstufe wie im Kelt., *gu̯(-en)
(**H₃ngu̯-) zurück, oder, wie im Lat. und
Germ., auf *ongu̯- (**H₃engu̯-), daraus germ.
*ankw- und, mit (verallgemeinertem) Schwund
des labialen Elements vor dunklem Vokal,
*ank- (s. Streitberg, Urg. Gr. § 125, 4 b; Wil-
manns, Dt. Gr. I § 33; Braune, Ahd. Gr.¹³ § 109
Anm. 2).
Ob gr. ἁβρός ‚fein, elegant‘ (‚gesalbt‘?), früher oft aus
idg. *gu̯-ró-s abgeleitet, bedeutungsmäßig sich hier
einreihen läßt, scheint mehr als zweifelhaft (vgl.
Brugmann, Grdr.² I, 587 und Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 3;
dagegen Walde-Pokorny I, 207; Pokorny 503; Chan-
traine, Dict. ét. gr. 4 f. [ausführlich]).
Walde-Pokorny I, 181; Pokorny 779; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. 24. 32. 71 (jyam, mit anderer Ana-
lyse, vgl. W. Wüst, Stilgesch. u. Chronol. d. gveda
[1928] 41 f.); Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II, 819 f.;
Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 747 f.; Hübschmann,
Arm. Gr. 426; Trautmann, Apreuß. Spr.denkm. 300;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 593; Fick II (Kelt.)⁴ 34; Dict. of
Irish I—65; Williams, Lex. cornu-britannicum 7;
Henry, Lex. ét. du breton mod. 8; Pedersen, Vgl. Gr. d.
kelt. Spr. I, 46. 379; Thurneysen, Gr. of OIr. § 188 c.
190 c; Fick III (Germ.)⁴ 11.
Zur Verbreitung des ahd. Wortes in den dt. Mdaa.
von heute vgl. J. Grimm, Gesch. d. dt. Spr. II, 1003
(nur z. T. richtig); Ableit. wie anken ‚Butter bereiten‘
und Zss. wie Ankenkübel scheinen sich besser zu hal-
ten, während das Simplex im Kampf mit dem ho-
monymen Anke ‚Nacken‘ und in Konkurrenz mit
Schmalz und Butter selbst im alem. Südwesten sich im
Rückzug befindet und, je nach der Gegend, auf die
Bed. ‚frische Butter‘ oder ‚geschmolzene B.‘ eingeengt
wird. Vgl. Schweiz. Id. I, 341 ff.; Ochs, Bad. Wb. I,
53 f. („nur ältere Generation“); Fischer, Schwäb. Wb.
I, 224; Jutz, Vorarlb. Wb. I, 95 (nur noch sw.v. anken,
gesprochen [ankXǝ] oder mit Spirant und Ersatzdeh-
nung [ō̃Xǝ, oũXǝ]; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in
Österr. I, 247 („nur noch vereinzelt, bes. in Salz-
burg“).